Das erste Freie Training in Kanada schlossen die Mercedes-Piloten George Russell und Lewis Hamilton noch auf Platz sechs und Platz acht ab. Im FP2 vergrößerte sich der Abstand zwischen den zwei Teamkollegen dann erheblich. Russell landete auf P7, Hamilton nur auf P13. Ein Desaster für den Rekordweltmeister.

Schon in der vorangegangenen Pressekonferenz am Freitag kündigte der Rekordweltmeister an, dass er als Mercedes' Versuchskaninchen diene und im Training "extreme" Experimentalteile ausprobieren werde. Im ersten Training fuhr Hamilton bereits einen neuen Unterboden, der sich durch einen riesigen Ausschnitt hinter dem Seitenkasten auszeichnet. Mercedes hofft, damit den Luftfluss effizienter zu machen und die Last besser zu verteilen.

Im zweiten Ferien Training wurde bei Mercedes umgebaut, beide Boliden kamen einige Minuten verspätet auf die kanadische Rennstrecke. "Im FP2 hatten Lewis und ich den größten Setup-Unterschied der gesamten Saison", verrät George Russell. "Wir haben ganz aggressiv verschiedene Richtungen gewählt, um einen guten Mittelweg zu finden." Den ganzen Qualifying-Tag der Formel 1 heute in Kanada gibt es hier im Live-Ticker.

Hamilton klagt: Auto wird immer schlechter

Das versuchte Experiment scheint bei Hamilton nicht geglückt zu sein. "Dieses Auto ist jetzt unfahrbar, Mann", meldete sich Hamilton frustriert über Funk bei seinem Team. Kurz später zeigte ein Replay Hamilton auf dem Weg zur dritten Schikane. Dabei war der W13 überaus unruhig und zwang den Mercedes-Pilot in den Notausgang.

"Wir haben verschiedene Dinge ausprobiert, wie einen experimentellen Unterboden, der nicht funktioniert hat", so Hamilton nach dem Training. "Nichts, das wir an diesem Auto ausprobieren scheint zu funktionieren. George und ich fuhren komplett verschiedene Setups im zweiten Training, um zu sehen, ob ein Weg funktioniert. Ich weiß noch nicht, wie es bei ihm war, aber bei mir war es ein Desaster."

Die Frustration bei Hamilton ist nach dem zweiten Freien Training in Kanada entsprechend groß: "Es ist, als würde das Auto immer schlechter werden. Je mehr wir ausprobieren, desto unzufriedener bin ich."

Bouncing: Hamilton erkennt Kanada-Strecke kaum wieder

Der W13 sei gar so steif, dass der Rekordweltmeister den Circuit Gilles Villeneuve kaum wiedererkennt. "Das ist nicht das Montreal, das ich gewohnt bin und aus meiner Karriere kenne", klagt Hamilton. "Es ist ein monumentaler Kampf das Auto von der Wand fernzuhalten. Ein schlimmeres Gefühl hatte ich noch nie auf dieser Strecke."

Durch das Bouncing verliert das Auto oft die Bodenhaftung. Wenn es wieder landet, bekommt es plötzlich wieder Grip und geht in eine andere Richtung. "Wir haben den Boden des Autos angehoben, und trotzdem hat es keinen Unterschied gemacht", so Hamilton zu Mercedes' Versuch das wilde Hüpfen des Boliden einzudämmen.

Fast scheint es, als hätte der Rekordweltmeister die Formel-1-Saison 2022 schon abgeschrieben. "Wir müssen das durchstehen, hart arbeiten und nächstes Jahr ein besseres Auto bauen", sagt Hamilton nach einem frustrierenden Trainingsfreitag in Kanada.

Auch Russell findet den W13 nicht gerade ideal: "Die Performance ist noch nicht dort, wo sie sein sollte. Es ist noch ein weiter weg zu den zwei vorderen Teams." Trotzdem findet der junge Brite noch eine Sonnenseite im windigen Montreal. "Hier zu fahren ist eine große Herausforderung, weil das Auto extrem steif ist. Aber auf einer Rennstrecke wie hier zu fahren, muss man einfach genießen."