Als neunter Formel-1-Rennstall präsentiert Alpine seinen Wagen für die Saison 2022. Der A522 ist damit der letzte Bolide, der vor den am Mittwoch beginnenden Testfahrten enthüllt wird, da Alfa Romeo erst nach den Tests sein Design präsentieren wird.

Doch wie so häufig in dieser Saison zeigt auch Alpine nur ein Show-Car mit der neuen Lackierung und nicht den Einsatzwagen. Das echte Formel-1-Auto für 2022 befindet sich nämlich bereits in Barcelona, wo am Mittwoch die ersten Testfahrten beginnen. Am Dienstag absolviert das Team außerdem auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya seinen Shakedown.

BWT-Rosa ergänzt Alpine-Blau

Als Location für den Launch ihres neuen Wagens nutzte die französische Automarke die Millionenmetropole Paris und übertrug die Veranstaltung via Livestream. Der A522 ist zum Teil in den gewohnten Blautönen des Teams gehalten. Dazu kommen allerdings aufgrund von BWT, das als neuer Sponsor von Aston Martin gekommen ist, noch einige pinke Designelemente dazu. Diese befinden sich vor allem am Frontflügel, am Heckflügel und an den Seitenkästen.

Für Verwunderung sorgte Alpine allerdings dadurch, dass sie nicht nur eine sondern gleich zwei Design-Varianten zeigten. In der zweiten dominiert die pinke Farbgebung und nur wenige Elemente bleiben blau. Diese Farbgebung wird bei den ersten beiden Saisonrennen zum Einsatz kommen. Als Grund dafür nannte das Team die neue Partnerschaft mit BWT.

Alpine ganz in pink: So schaut das Alternativ-Livery aus., Foto: Alpine F1 Team
Alpine ganz in pink: So schaut das Alternativ-Livery aus., Foto: Alpine F1 Team

100 Grands Prix bis zur F1-Krone?

Die Ambitionen sind für den französisch-britischen Rennstall hoch. Das Team aus Enstone hat sich gegen Ende der Saison 2021 das Ziel gesetzt innerhalb von 100 GPs, also circa vier Jahren, wieder um die Weltmeisterschaft mitzukämpfen. Solche Pläne haben bei der Mannschaft beinahe Tradition. Nach der Übernahme von Lotus kündigte das Team - damals noch unter dem Namen Renault - einen Fünfjahresplan an, mit dem man ebenfalls die Spitze des Klassements im Visier hatte.

Der Alpine A522 in der Frontansicht, Foto: Alpine F1 Team
Der Alpine A522 in der Frontansicht, Foto: Alpine F1 Team

Dieses Projekt scheiterte allerdings. In der Realität dauerte es bis 2020 ehe man mit Daniel Ricciardo überhaupt wieder auf das Formel-1-Podest fahren konnte - von WM-Ambitionen ganz zu schweigen. Der Erfahrungsrückstand in Kombination mit dem finanziellen Nachteil gegenüber den Topteams machte eine Titelattacke unmöglich.

Alpine-CEO Laurent Rossi formulierte die Ambitionen des Teams: "Wir haben einen klaren Plan und eine klare Vision bei Alpine, und wir haben einige der besten Leute in der Branche, die uns dabei helfen, unsere Ambitionen zu verwirklichen." Er fügte hinzu: Für Alpine sei es nicht entscheidend, wo man die Saison startet, sondern wie man sich im Laufe des Jahres entwickelt.

Szafnauer neuer Alpine-Teamchef

Die Revolution im technischen Reglement 2022 in Kombination mit der Kostendeckelung von 140 Millionen Dollar soll ihren Teil dazu beitragen, diese Defizite auszugleichen. Dafür, dass es mit "EL Plan" klappt, soll eine neue Führungsriege sorgen.

Otmar Szafnauer wechselte in der Off-Season von Aston Martin in das Alpine-Lager und wirkt dort als Teamchef. Nicht minder bedeutend ist auch die Anwerbung des ehemaligen FIA- und Peugeut-Mannes Bruno Famin als neues Oberhaupt im Renault-Motorenwerk in Viry-Chatillon. Gleichzeitig verließ Marcin Budkowski im Winter das Team. Davide Brivio bleibt hingegen in einer neuen Funktion mit der etwas kryptischen Bezeichnung als "Director of Racing Expansion Projects" mit an Bord.

Lediglich die Spitze der Sportwagen-Marke bleibt unverändert. Laurent Rossi behält die Position als Alpine-CEO. Aus dieser Reihe an Personal-Rochaden ergibt sich folgende Strukturänderung: Anstatt wie im Vorjahr als Trio das Team zu leiten, wird der Rennstall in einem Komitee geführt, in welchem Szafnauer, Famin und Brivio jeweils Rossi Bericht erstatten.

Baustelle Motor

Ein Schwachpunkt an der Performance von Alpine stellte in den letzten Jahren die Power Unit da. Im Vergleich zu Mercedes und Honda lief die Renault-Antriebseinheit 2021 deutlich schwächer. An dieser Stelle herrscht viel Aufholbedarf. Denn mit dem Saisonstart 2022 tritt der Engine Freeze in Kraft. Das bedeutet, dass die Motoren bis zur Einführung der neuen PU-Regeln 2026 leistungstechnisch nicht verbessert werden dürfen.

Für die kommende Saison hat man im Motorenwerk der Franzosen deshalb eine neue Power Unit entwickelt. Bei dieser wird eine neue Herangehensweise forciert. Renault setzt auf ein Split-Turbo-Konzept und versucht aggressiv den Motor auf Leistung zu trimmen - wenn nötig auch auf Kosten der Reliabilität. Hintergrund ist, dass man innerhalb des Engine Freeze zwar keine neue Performance generieren darf, aber es ist nach wie vor erlaubt an der Zuverlässigkeit der Motoren Hand anzulegen.

Nachwuchs-Star macht Druck auf Alonso

Was die Fahrerpaarung angeht bleibt, wie bereits seit längerem klar war, alles beim Alten. Esteban Ocons Vertrag wurde im vergangenen Jahr bis 2024 verlängert und auch Fernando Alonsos Kontrakt-Option für 2022 wurde früh in der Saison gezogen. Fahrertechnisch steht man damit vor einem Luxusproblem. Denn hinter Ocon und dem spanischen Doppelweltmeister lauert Alpine-Junior Oscar Piastri nach dem Gewinn des Formel-2-Titels als Rookie auf seine Chance in der Königsklasse.

2022 gelang es dem einzigen Motorhersteller ohne Kundenteam nicht, dem Australier ein Cockpit in der Formel 1 zu verschaffen. Deshalb ist Piastri als Test- und Ersatzpilot im Kader vorgesehen und soll zusätzlich dazu in Freitags-Trainings Erfahrungen sammeln. Für die Zukunft muss Alpine allerdings eine Lösung finden, wenn sie das Ausnahmetalent halten wollen. "Es würde mich ziemlich ärgern, wenn ich 2023 nicht auf dem Grid stehen würde", machte Piastri bereits 2021 unmissverständlich klar.

Formel 1 2022, Alle Präsentationen: Nur Alfa fehlt noch

Die Launch-Saison in der Formel 1 neigt sich dem Ende zu. Abgesehen von Alfa Romeo haben alle Teams bisher entweder ihr Auto oder zumindest die Lackierung für das kommende Jahr gezeigt. Beim Schweizer Sauber-Rennstall lässt man sich mit Letzterem noch etwas Zeit. Nachdem der fertige C42 bereits bei den Testfahrten in Barcelona vom 23. bis zum 25. Februar Kilometer sammeln wird, wird das Livery erst am 27. Februar via Livestream vorgestellt.

Team Datum Ort/Form
Haas 4. FebruarOnline + Barcelona-Shakedown am 21.2.
Red Bull 9. Februar, 17:00 UhrMilton Keynes, Livestream (Lackierung)
Aston Martin10. Februar, 15:00 Uhr Gaydon, Livestream
McLaren 11. Februar, 20:00 UhrWoking, Livestream
AlphaTauri14. Februar, 12:00 UhrOnline
Williams15. Februar, 14:00 UhrLivestream plus Silverstone-Shakedown
Ferrari 17. Februar, 14:00 UhrOnline
Mercedes 18. Februar, 10:00 UhrOnline plus Silverstone-Shakedown
Alpine21. Februar, 18:30 Uhr Paris, Livestream
Alfa Romeo 27. FebruarOnline (Lackierung)