An dieses Rennen wird sich Daniel Ricciardo sicherlich nicht sonderlich lang erinnern. Der Red-Bull-Pilot erlebt in Barcelona einen von Start bis Zielflagge langweiligen Spanien GP. An der Spitze sind Mercedes und Ferrari viel zu schnell für den Australier, der einzige mögliche Kontrahent, Ricciardos eigener Teamkollege Max Verstappen, ist nach Kollision mit Kimi Räikkönen schon in Kurve eins ausgeschieden.

Der Rest vom Fest kann mit Red Bull nicht im Ansatz mithalten, sodass Ricciardo nach 66 Runden völlig im Niemandsland als Dritter die Ziellinie überfährt - 72 Sekunden nach Sebastian Vettel, 40 Sekunden vor Sergio Perez. "Ich bin echt happy, zurück auf dem Podium zu sein. Es ist das erste in dieser Saison, was sehr schön ist, aber das Rennen war eigentlich ziemlich einsam", sagt Ricciardo.

Die Herausforderung für den Australier in Spanien: nur nicht einschlafen - und das ausgerechnet in einem Red Bull! "Ich hatte keinen richtigen Zweikampf, es ging bei mir fast nur darum, im Rhythmus zu bleiben und die Konzentration aufrecht zu erhalten", schildert Ricciardo. "Am Ende hatte ich dann noch etwas Glück mit Valtteris Problem, was mich auf den dritten Platz katapultiert hat."

Vettel flog nach seinem Reifenwechsel förmlich wieder vorbei an Ricciardo, Foto: Sutton
Vettel flog nach seinem Reifenwechsel förmlich wieder vorbei an Ricciardo, Foto: Sutton

Red Bull chancenlos gegen Ferrari und Mercedes

Auf der Strecke war ein Angriff auf den Finnen nämlich absolut undenkbar. "Daniel ist ein gutes, aber sehr einsames Rennen gefahren. Leider hatten wir nicht die Pace, um mit den Spitzenreitern mitzuhalten. Aber wir konnten von Bottas' Aus profitieren, sodass er sein erstes Podium des Jahres schnappen konnte", bestätigt Teamchef Christian Horner.

Aus eigener Kraft jedoch ein Ding der Unmöglichkeit, wie auch Helmut Marko erkennt. "Der Rückstand ist beachtlich mit 70 Sekunden", gesteht sich Red Bulls Motorsportberater im Interview mit Motorsport-Magazin.com angesichts dieser Hausnummer unumwunden ein. Völlig ab vom Schuss sei Red Bull jedoch auch wieder nicht gewesen. "In gewissen Phasen lief es bei uns halbwegs. Nachdem wir auf die Medium-Reifen gewechselt hatten, sind wir phasenweise die Zeiten von Hamilton gefahren. Mit den Softs war er dann wieder schneller", schildert der Grazer.

"Aber vor allem im ersten Stint war der Verschleiß der Reifen zu stark. Das war schon ein Problem bei Ricciardo am ganzen Wochenende. Da haben wir noch viel Arbeit vor uns. Wie Vettel uns überholt hat - das ist eine richtige Zwei-Klassen-Gesellschaft", sagt Marko. "Den größten Rückstand haben wir im ersten Stint aufgerissen. Nachdem wir dann im Niemandsland gefahren sind, haben wir alles zurückgeschraubt."

Red Bull hat einen Schritt nach vorne gemacht, Ferrari und Mercedes aber auch, Foto: Sutton
Red Bull hat einen Schritt nach vorne gemacht, Ferrari und Mercedes aber auch, Foto: Sutton

Red Bulls Spanien-Update ein Rohrkrepierer?

Ein Teil des Rückstands mag sich durch diesen Schongang erklären, doch wäre dieser nicht nötig gewesen, hätte Red Bull mit Ferrari und Mercedes zumindest so weit mithalten können, um sie durch eine völlig unorthodoxe Strategie aus dem Konzept zu bringen. Doch das war nicht der Fall. Hat sich das große Update, sogar B-Version des RB13 genannt, also als Rohrkrepierer erwiesen? Und das ausgerechnet auf Barcelona, der Referentstrecke schlechthin?

Abwarten, meinen die Verantwortlichen bei Red Bull. "Insgesamt haben wir dieses Wochenende auf jeden Fall mehr Performance ans Auto gebracht", sagt Christian Horner. "Aber uns ist durchaus bewusst, dass wir noch viel zu tun haben." Ähnlich äußert sich Helmut Marko am Motorsport-Magazin.com-Mikrofon. "Im Großen und Ganzen verstehen wir es. Jetzt brauchen wir noch Feintuning", sagt Marko. Ohne Renault werde man den Anschluss allerdings nicht herstellen können. Marko: "Es braucht aber noch mehr - vor allem PS. Das ist das größte Handicap."

Daniel Ricciardo kamin Spanien unverhofft zu einem Podium, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo kamin Spanien unverhofft zu einem Podium, Foto: Sutton

Ricciardo gibt die Hoffnung nicht auf

In Sachen Power Unit werden die Franzosen allerdings frühestens in Kanada eine Verbesserung bringen - wenn nicht sogar noch später, wie zuletzt kursierte. Somit ist Red Bull zunächst auf die eigene Entwicklung in puncto Chassis angewiesen. Schon beim kommenden Lauf soll weiter aufgerüstet werden. "Ich habe heute das Maximum aus dem Auto herausgequetscht und in Monaco werden wir schon ein paar weitere Updates haben, die uns hoffentlich einen weiteren Schritt näher heranführen. Und speziell auf dieser Strecke kann sowieso alles passieren", hofft Ricciardo.

Alleine auf den einmaligen Charakter des Straßenkursen will der Australier allerdings nicht bauen - immerhin folgen noch 14 weitere Rennen. Dafür fordert Ricciardo ein nicht endende Entwicklungsanstrengung: "Für heute können wir das Podium genießen. Klar nehmen wir das mit. Toll hier zu stehen, das ganze Team strahlen zu sehen und Champagner zu verspritzen. Vielen Dank an alle. Aber morgen müssen wir verstehen, wie wir die Lücke auf Ferrari und Mercedes weiter schließen können."

Zutrauen würde er es seinem Team in jedem Fall. "Ich denke, dass es nicht unmöglich ist, die Führenden irgendwann einzuholen, vielleicht dauert es etwas länger als wir gehofft haben, aber wir werden dahin kommen!", sagt ein Chef-Motivator namens Daniel 'Honeybadger' Ricciardo.