1. S wie Startaufstellung

Hamilton wird am Sonntag in Bahrain gegen Bottas einen seiner besonders guten Starts brauchen, Foto: Sutton
Hamilton wird am Sonntag in Bahrain gegen Bottas einen seiner besonders guten Starts brauchen, Foto: Sutton

Das Qualifying in Bahrain hielt eine echte Überraschung parat. Mercedes ging nach Pole Positions an den ersten beiden Rennwochenenden zweifelsohne als Favorit in das Zeittraining in der Wüste - doch statt der vielerorts erwarteten siebten Pole in Serie durch Lewis Hamilton, war es dessen neuer Teamkollege Valtteri Bottas, der sich für den Rennsonntag mit hauchdünnen 0,023 Sekunden Vorsprung das erste Mal in seiner Karriere den ersten Startplatz sicherte. Hinter dem silbernen Duo qualifizierte sich Sebastian Vettel mit einem Respektabstand von einer knappen halben Sekunde auf Startplatz drei. Neben ihm steht Daniel Ricciardo, dahinter teilen sich Kimi Räikkönen und Max Verstappen die dritte Reihe.

Die zweite Überraschung im Zeittraining war Nico Hülkenberg, der seinen Renault nicht nur auf Position sieben qualifizierte, sondern mit anderthalb Zehnteln Rückstand auf Verstappens Red Bull richtig schnell unterwegs war. Felipe Massa, Romain Grosjean und Jolyon Palmer komplettierten die Top-10. Dahinter war Pascal Wehrlein im Sauber mit Startplatz 13. bei seinem Comeback nach der Verletzungspause prächtig aufgelegt. Ebenfalls im Auge behalten sollte man Fernando Alonso und Carlos Sainz auf den Positionen 15 und 16 sowie Sergio Perez, der lediglich von Platz 18 aus ins Rennen geht.

2. S wie Start

Ferrari: Zwischen Titelkampf & Medien-Boykott (02:16 Min.)

Von der Pole Position bis zum Scheitelpunkt der ersten Kurve sind es 501,9 Meter - und Bottas wird alles daran setzen, auch nach dieser Distanz noch in Führung zu liegen. Neben ihm wird Lewis Hamilton jedoch etwas dagegen haben und darauf hoffen, wie schon in den letzten beiden Rennen einen blitzsauberen Start hinzulegen um die Hackordnung bei den Silberpfeilen schnellstens wiederherzustellen. Eine Situation, die Toto Wolff und die Mercedes-Chefetage aus der Vergangenheit bestens kennen sollten: Die silberne erste Startreihe birgt alleine wegen Hamiltons Machtansprüchen jede Menge Konfliktpotential.

Der Brite steht auf der in der Wüste traditionell besonders dreckigen rechten Seite der Startaufstellung für sein Vorhaben allerdings relativ ungünstig. Er muss aufpassen, dass Vettel nicht zu einer ernsthaften Gefahr wird. Ebenfalls heiß auf einen guten Start werden Riccardo und Verstappen sein. Red Bull weiß, dass die Pace des RB13 nicht mit der Konkurrenz von Mercedes und Ferrari schritthalten kann. Wenn es für sie also etwas zu holen gibt, dann am Start. Erfahrungsgemäß könnte die erste Kurve allerdings für den ein oder anderen übereifrigen Piloten auch ein Schuss in den Ofen werden - letztes Jahr kollidierte Bottas, damals noch in Diensten von Williams, mit Hamilton und ruinierte dessen Rennen.

3. S wie Strategie

Pirellis Empfehlung für das dritte Saisonrennen schlägt den Teams drei unterschiedliche Strategien vor. Bei einem reifenschonenden Setup soll eine Einstopp-Strategie genügen, bei welcher der erste Stint auf dem Supersoft auf 24 Runden angesetzt wird und die restliche Renndistanz von 33 Runden auf einem Satz Soft abgespult wird. Sollte der Verschleiß etwas höher sein, werden zwei Stopps veranschlagt. Dabei sollen drei Stints á 19 Runden absolviert werden - zwei auf Supersoft und einer auf Soft. Bei starkem Verschleiß soll nur der Start-Stint über 16 Runden auf dem Supersoft gefahren werden, gefolgt von zwei Stints zu 20 respektive 21 Runden auf der Soft-Mischung.

Am Start werden sämtliche Fahrer der Top-10 auf dem Supersoft-Reifen unterwegs sein, den sie für ihre schnellsten Runden im Q2 eingesetzt hatten. Während Hamilton, Bottas und Vettel für das Rennen noch drei Sätze Supersoft zur Verfügung stehen, haben das Red Bull-Duo und Räikkönen noch vier Sätze der weichsten Reifenmischung in der Hinterhand. Alle Piloten der Top-Teams haben jedoch nur einen neuen Satz Supersoft, die restlichen Sätze sind angefahren. Von der Soft-Mischung steht den sechs Piloten ebenfalls noch jeweils ein neuer Satz zur Verfügung. Während die Mercedes- und Ferrari-Piloten zusätzlich noch einen angefahrenen Satz haben, beschränkt sich das Kontingent von Red Bull auf den einen neuen Reifensatz.

4. S - wie Sonntagswetter

In Bahrain wird die Piloten definitiv kein durchwachsenes Wetter wie zuletzt in Shanghai erwarten. Dafür gibt es beim Wüstenrennen andere Faktoren, die Teams und Fahrern das Leben schwer machen. In erster Linie wird die Hitze die Reifen stark beanspruchen, obwohl für den Sonntag mit Temperaturen um 25 Grad Celsius etwas kühlere Bedingungen vorhergesagt sind, als bisher an diesem Rennwochenende. Dafür soll aber der Wind mit Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h wieder zunehmen. Sebastian Vettel sieht das Wetter ganz klar als Zünglein an der Waage im Kampf um den Sieg: "Morgen mit den kühleren Temperaturen und dem Wind umzugehen und nach den Reifen zu schauen wird wichtig. Wer diese Elemente zusammenbekommt, wird gewinnen."

5. S - wie Strecke

Bahrain GP: 360-Grad-Streckenvorstellung mit Carlos Sainz (01:51 Min.)

Der seit 2004 im Formel-1-Kalender befindliche Bahrain International Circuit zählt mittlerweile zu den modernen Klassikern in der Königsklasse. Das abwechslungsreiche Layout der 5,412 Kilometer langen Rennstrecke verlangt den Piloten bei der Renndistanz über 57 Runden in der Hitze der Wüste alles ab. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass 2014 die Startzeit nach hinten verlegt wurde und das Rennen größtenteils bei Dunkelheit über die Bühne geht. Die Rennstrecke aus der Feder von Hermann Tilke kann dafür aber auch ohne Wetterchaos für spannende Rennen sorgen, denn vor den Kurven 1, 4, 8 und 14 bieten sich ausgezeichnete Überholmöglichkeiten.

Streckendaten
Länge: 5,412 km
Runden: 57
GP-Distanz: 308,238 km
Rundenrekord: 1:31.447 (DLR, 2005)
Kurven: 15
Weg bis Kurve 1: 501,9 m
Länge Boxengasse: 419,7 m
Zeit in Box bei 60 km/h: 18,89 s

6. S - wie Silberpfeil-Clash: Reloaded

Letztes Jahr knallte es am Start in Bahrain zwischen Bottas und Hamilton, Foto: Sutton
Letztes Jahr knallte es am Start in Bahrain zwischen Bottas und Hamilton, Foto: Sutton

Wenn in den vergangenen drei Jahren zwei Mercedes in der ersten Startreihe standen, war die Eskalation fast schon vorprogrammiert. Die ehemaligen Silberpfeil-Teamkollegen Lewis Hamilton und Nico Rosberg schenkten sich im Kampf um die Vormachtstellung im Team nichts und gerieten dabei fast schon regelmäßig aneinander. Nach Rosbergs Abgang erhoffte die Teamführung sich eine Entspannung der Lage - doch mit Valtteri Bottas erstem Triumph im teaminternen Qualifying-Duell hat er schon im dritten Saisonrennen die Säge an Hamiltons Stuhl angesetzt. Am Renntag wird sich zeigen, wie der Star im Team auf die Herausforderung reagiert. Möglicherweise herrscht schon Sonntagnacht in Bahrain nach zwei Rennwochenenden der Eintracht wieder eine Eiszeit zwischen den beiden Garagenhälften in der Mercedes-Box - und Ferrari oder Red Bull ist der lachende Dritte.

7. S - wie Sieganwärter

Hamilton konnte zwei der letzten drei Grands Prix von Bahrain gewinnen, Foto: Sutton
Hamilton konnte zwei der letzten drei Grands Prix von Bahrain gewinnen, Foto: Sutton

Ein Blick in die Statistik gibt nicht unbedingt Klarheit darüber, wer beim diesjährigen Grand Prix von Bahrain der große Favorit ist. Sowohl Lewis Hamilton als auch Sebastian Vettel waren in der Wüste schon zwei Mal siegreich - ebenso Felipe Massa. Fernando Alonso hat mit drei Triumphen zwar den Highscore beim Wüstenrennen, doch in seiner momentanen Situation scheint es unwahrscheinlich, dass er seiner Statistik einen weiteren Triumph hinzufügen kann. Seit Einführung der Hybrid-Generation, sprich seit 2014, war jedes Mal ein Mercedes siegreich.

Angesichts dieser Statistik und der silbernen ersten Startreihe ist die Favoritenrolle klar verteilt: Bottas und Hamilton haben die besten Karten auf den Sieg. Angesichts der starken Rennpace von Ferrari zählen allerdings auch die Boliden aus Maranello trotz des Qualifying-Rückstandes zum erweiterten Favoritenkreis. Wenn Vettel sein auf den Namen Gina getaufter Bolide wieder treue Dienste erweist, könnte er in Sachen Siegen mit Alonso gleichziehen. Doch auch Räikkönens Bahrain-Statistik würde ein Sieg gut stehen - hat er doch mit acht Podestplätzen das meiste Edelmetall zuhause in der Vitrine stehen.

Und wie tippt die Motorsport-Magazin.com-Redaktion? Das sind unsere (nicht immer ganz ernst gemeinten) Tipps für den Bahrain Grand Prix:

Stephan Heublein: Jetzt ist das eingetreten, womit niemand gerechnet hatte. Irgendwann musste es ja passieren. Pole für Valtteri Bottas! Gibt's gleich einen finnischen Sieg hinterher? Na klar. Ich habe vor der Saison auf sieben verschiedene Sieger getippt - irgendwo müssen die ja herkommen. Und wenn nicht diesmal, wann soll's der Finne dann packen? Damit es nicht allzu unrealistisch klingt, machen wir das Podium der Schattenmänner daraus...

Stephans Top-3-Tipp: 1. Bottas 2. Ricciardo 3. Räikkönen

Robert Seiwert: Wenn Bottas schon auf Pole fahren kann, dann ist in der Formel 1 offenbar alles möglich. Also gewinnt Kimi Räikkönen das Ding - wäre doch irgendwie ein lustiger Story-Twist, oder? Alle feiern Valtteri, alle sprechen nur über Vettel gegen Hamilton - und dann macht's der andere Finne. Klassiker.

Roberts Top-3-Tipp: 1. Der andere Finne 2. Bottas 3. Hamilton

Chris Lugert: Na kommt, Mercedes-Crash im dritten Rennen - das klingt doch gut. Sebastian Vettel sagt artig danke, fährt zum Sieg und das gute Verhältnis von Bottas und Hamilton ist im Treibsand von Bahrain verschwunden.

Chris' Top-3-Tipp: 1. Vettel 2. Verstappen 3. Ricciardo

Christian Menath: Einen Mercedes kriegt Vettel im Rennen durch die Strategie, für den anderen wird es nicht reichen. Die Frage ist nur, für welchen Mercedes es nicht reicht. Für den finnischen Kollegen Heikki Kulta wünsche ich mir Bottas, allerdings glaube ich doch eher an Hamilton.

Christians Top-3-Tipp: 1. Hamilton 2. Vettel 3. Bottas

Jonas Fehling: Bwoah ... siehe Robert.

Jonas' Top-3-Tipp: 1. Wüstenwanderer 2. Don't call him Nico 3. Tattooboy

Florian Becker: Ich würde Valtteri Bottas einen Sieg ja wirklich wünschen, aber angesichts der Natur des Lewis Hamilton scheint es doch irgendwie unwahrscheinlich. Entweder Hamilton gewinnt oder beide fliegen raus. Was anderes gibt's für Lewis nicht. Außer natürlich, ihn lässt die Technik im Stich... aber nicht in Bahrain. Deshalb gewinnt Hamilton vor Bottas und Vettel. Sorry Leute, wird ein bisschen langweilig.

Florians Top-3-Tipp: 1. Hamilton 2. Bottas 3. Vettel