Startplatz drei für Sebastian Vettel beim Großen Preis von Bahrain in Sakhir. Erstmals in der Formel-1-Saison 2017 schafft es der Ferrari-Pilot nicht, mit seinem SF70-H das Silberpfeil-Duo zu sprengen. Die Qualifying-Monster von Mercedes sind in der Wüste eine Nummer zu groß, ihr spezieller Motor-Modus für die Qualifikation eine unschlagbare Macht. Fast eine halbe Sekunde Respektabstand weist Vettel am Ende auf.

Vettel chancenlos gegen Mercedes' Monster-Motor-Modus

"Heute war der Rückstand doch ein bisschen größer als erwartet. Scheint so, als hätten die zwei im letzten Segment nochmal ein bisschen was gefunden, vor allem die Gerade runter", spielt Vettel auch sogleich auf Mercedes' großes Geheimnis an. Vettel weiter: "Der zweite Sektor war für uns schon das ganze Wochenende gut. Im ersten und im letzten Sektor haben wir uns ein bisschen schwer getan - gerade zum Schluss des Qualifyings " Also genau da, wo das Mercedes-Quali-Elixier ob der drei langen Geraden besonders gut wirkt.

Insgesamt ist Vettel trotz Verbannung in Startreihe zwei aber zufrieden mit seiner Qualifikation. Perfekt sei es zwar nicht gelaufen, eine Positionsverbesserung wäre aber keinesfalls herausgesprungen. "Wir hätten vielleicht noch ein bisschen näher dran sein können. Die letzte Runde habe ich vielleicht ein bisschen zu viel attackiert und bin zu sehr auf Angriff gegangen. Da hatte ich dann ein paar kleinere Schnitzer drin und in der letzten Kurve einen gröberen", erklärt Vettel. Mehr als eine Zehntel hätte er trotzdem nicht mehr finden können.

Gegen Mercedes war für Vettel im Qualifying kein Kraut gewachsen, Foto: Sutton
Gegen Mercedes war für Vettel im Qualifying kein Kraut gewachsen, Foto: Sutton

Vettel geht volles Risiko im letzten Run - umsonst

Ohnehin zeigt sich von Ärger so gut wie keine Spur im Gesicht des Ferrari-Stars. Nach dem ersten Run in Q3 habe er ohnehin schon gemerkt, dass der Abstand eigentlich zu groß war. "Also habe ich gesagt 'okay, da müssen wir ein bisschen was probieren.' War vielleicht ein bisschen zu viel", scherzt Vettel schon wieder. "Ich hatte auch ein relativ großes Polster nach hinten und war mit der Runde schon sehr zufrieden. Deswegen war ich relativ sicher, dass die Runde zunächst mal schwer zu knacken sein wird", erklärt Vettel seinen am Ende überambitionierten Final-Run.

Entsprechend happy ist Vettel mit dem Ergebnis - weniger mit der halben Sekunde Rückstand. " Als ich die Zeit gesehen habe, war ich ein bisschen ernüchtert, weil vier Zehntel mehr waren als erwartet", sagt der WM-Spitzenreiter. "Da haben wir ein bisschen Einen auf die Mütze bekommen. Aber für heute ist das schon okay - ich hoffe, dass wir dann morgen näher dran sind."

Bahrain 2017: Vorschau mit Ferrari (01:30 Min.)

Vettels Urvertrauen in die Qualität seines Ferrari als Rennauto

Der Rennsonntag weckt in Maranello ohnehin die größeren Hoffnungen, hatte die Scuderia sowohl in Australien als auch China vielleicht nicht in Sachen Quali-, aber sehr wohl Rennpace die Nase eine Spur vorne gegenüber Mercedes. Dass sich genau das in Bahrain wiederholen könnte, ist also die große Hoffnung Ferraris. "Warum nicht?", fragt auch Sebastian Vettel. "Gestern hatten wir ein paar Probleme. Wir haben die Balance aber in die richtige Richtung entwickelt. Heute war es viel besser. Das Auto hat sich sehr gut angefühlt. Ich glaube, dass wir da morgen gut mitreden und mitfahren können. Ich bin sehr überzeugt davon, dass wir ein gutes Rennauto haben."

Groß sind also Selbstvertrauen und Überzeugung des vierfachen Champions, ein starkes Paket für den Bahrain GP geschnürt zu haben. Doch wird sich Ferrari in der Wüste gegen neue, andere Schwierigkeiten zu behaupten haben als zuletzt. Zum ersten Mal 2017 fährt die F1 auf einer über die Hinterachse limitierten Rennstrecke. Sprich: alles hängt ab von guter Traktion und einem möglichst geringen Reifenverschleiß der hinteren Pirelli-Walzen.

Im Rennen sieht Vettel Ferrari sehr stark aufgestellt, Foto: Sutton
Im Rennen sieht Vettel Ferrari sehr stark aufgestellt, Foto: Sutton

Vettel: Starkes Red Bull kann gegen Mercedes sogar helfen

Vettel hat jedoch auch all diese Belange auf dem Schirm. "Es wird wichtig sein, morgen mit den kühleren Temperaturen und dem Wind umzugehen und nach den Reifen zu schauen. Wer diese drei Elemente zusammenbekommt, wird gewinnen", sagt der Ferrari-Mann.

Doch auch Red Bull sieht sich dabei besonders stark aufgestellt. Helmut Marko sieht sein Team daher als klaren Podestkandidaten. Dessen Ex-Schützling Vettel nimmts locker: "Gegen den Helmut kann man nicht dagegen halten. Das habe ich lang genug versucht und nicht geschafft." Allzu gelassen sollte Vettel die roten Bullen allerdings nicht nehmen, präsentieren sie sich in Bahrain wie ausgewechselt. Ein Drei- statt Zweikampf an der Spitze scheint fast schon programmiert. Für Vettel aber gar kein Problem. "Dann ist es auf jeden Fall spannend", frohlockt er. "Ich würde die Red Bull da auf jeden Fall nicht rausnehmen aus dem Rennen."

Außerdem hofft der Deutsche durch den Bullen-Faktor sogar auf einen Vorteil gegen Mercedes. "Es ist immer schwer, sich gegen alle zu wehren. Wenn man sich im Rennen nur auf ein oder zwei Autos konzentrieren muss, ist ja eigentlich klar, was man tun muss. Wenn es dann eher 2, 3, 4, 5 sind, wird es aber interessant. Deswegen kann das uns auch in die Karten spielen", erklärt der Ferrari-Pilot. Allerdings muss dafür am Renn-Ostersonntag auch Ferrari erst einmal das richtige Osternest aufspüren. Vettel: "Wer die meisten Eier findet, steht dann am Ende ganz oben."

Ferrari: Zwischen Titelkampf & Medien-Boykott (02:16 Min.)