Eigentlich schien die Saison 2017 den bisher in der Formel 1 üblichen Magerwahn etwas ausgetrieben zu haben. Die Piloten konnten über den Winter wieder verstärkt Muskelaufbau betreiben und mussten ihr Augenmerk nicht mehr nur auf das Cardio-Training legen. Sergio Perez machten nun aber die Force-India-Ingenieure einen Strich durch die Rechnung. Weil der VJM10 Übergewicht hat, muss der Mexikaner sich vor dem Großen Preis von Australien einige Kilos herunterhungern.

"Ich habe die ganze Zeit ziemlichen Hunger", beklagt Perez die unangenehmen Nebenerscheinungen seiner strengen Diät, die sein Team und er selbst sich vor dem Saisonauftakt im Albert Park auferlegt haben. Schon bei den Wintertestfahrten wurde klar, dass Force Indias Bolide etwas zu viel auf den Rippen hat. Da die Ingenieure das Problem bisher nicht beseitigen konnten, musste nun der Fahrer an sich arbeiten. "Ich war die letzten Wochen auf einer extremen Diät und werde das auch bis zum Samstag weiterverfolgen", so der Mexikaner über seine Mission vor dem Grand Prix von Australien.

Die vom Team geforderte Gewichtsreduktion von zwei bis drei Kilogramm ist keine einfache Aufgabe. "Es ist nicht wie normalerweise, wenn man Fett hat und das einfach runter muss. Wir sind Athleten und wir haben Muskulatur und sowieso schon wenig Fett. Da ist es schwer, abzunehmen", so Perez, der wie die anderen Piloten über den Winter auch an Muskelmasse zugelegt hatte. Ganz für die Katz waren die harten Trainingseinheiten aber keineswegs.

Wissenswertes über den F1-Australien GP: (01:07 Min.)

Perez: Hole mir meine Muskeln zurück

"Es war auf keinen Fall umsonst. Es hat mir sehr geholfen, für diese neuen Autos und Herausforderungen gut vorbereitet zu sein", so Perez gegenüber Motorsport-Magazin.com. Der 27-Jährige erwartet, dass sein Gewichtsdilemma ohnehin nur temporär sein wird: "Ich denke, das Gewicht werden wir früher oder später im Griff haben. Wenn nicht hier, dann beim nächsten Rennen oder spätestens in Bahrain", ist er zuversichtlich.

Sobald sein VJM10 abgespeckt hat, will sich Perez seine alte Form zurückholen. "Wenn es zu einem späteren Zeitpunkt hoffentlich in Ordnung ist, kann ich mir meine Muskeln zurückholen" so seine Hoffnung. Für den Moment sind die Prioritäten aber klar: "Jetzt ist es wichtig, so viel Gewicht wie möglich zu verlieren. Je mehr Gewicht ich abnehmen kann, desto besser ist es für uns", fügt er an.

Pinkes Helmdesign auf der Massagebank ausgehandelt

Nach den Wintertestfahrten sorgte Force India mit dem Re-Design des 2017er Boliden für Aufsehen. Durch den neuen Hauptsponsor erstrahlt das Dienstfahrzeug von Perez und seinem Teamkollegen Esteban Ocon komplett in Pink. Auch die Helmdesigns der Piloten wurden entsprechend angepasst. Perez erfuhr eher unerwartet vom Vorhaben seines Teams: "Ich war in Barcelona und hatte gerade eine Massage. Otmar rief mich an und fragte, was ich von einem pinken Helm halten würde."

Auf den überraschenden Vorschlag des stellvertretenden Geschäftsführers Otmar Szafnauer eingehen konnte er in diesem Moment allerdings nicht. "Ich war etwas müde und habe erst später verstanden, worauf er hinauswollte. Ich sagte okay, aber wir verhandeln dann noch", so Perez, der für den Abschied seines angestammten gelben Helmdesigns beim Team eine Wiedergutmachung erzielen konnte: "Ich habe im Gegenzug schon etwas bekommen, aber ich verrate nicht, was."

Auch Ex-Teamkollege Nico Hülkenberg machte sich über den neuen Force India lustig, Foto: Sutton
Auch Ex-Teamkollege Nico Hülkenberg machte sich über den neuen Force India lustig, Foto: Sutton

Niemand möchte von uns überholt werden

Generell ist er der neuen Lackierung, für die das Team bereits einiges an Spott über sich ergehen lassen musste, jedoch zugetan. "Ich habe das Auto gestern das erste Mal live gesehen. Ehrlich gesagt sieht es ziemlich beeindruckend und sehr anders aus. Außerdem denke ich, dass es Geschichte in unserem Sport schreiben wird, einfach nur wegen der Farbe", so Perez, der gleichzeitig noch eine kleine Warnung in Richtung der spöttischen Konkurrenz schickt: "Es wird sicher auch niemand gerne von einem pinken Auto überholt."

Darüber hinaus erklärt Perez, dass er für das Design seines neuen Arbeitsgerätes schon jede Menge Aufmerksamkeit bekommen hat. "Jeder in Mexiko spricht darüber, und auch sonst überall auf der Welt. Sobald wir das Auto auf der Strecke sehen, werden die Leute sehr erheitert sein und das ist doch auch großartig für den Sport, mal etwas anderes zu haben." Abgesehen davon schafft der Sponsorendeal beim Privatrennstall natürlich auch für Abhilfe an der Entwicklungsfront: "Das Team ist mit so einem Partner in einer großartigen Position. Das hilft uns finanziell natürlich sehr."

Was die Performance angeht muss sich Force India nach den Wintertests allerdings noch etwas steigern, um das von Teamchef Vijay Mallya anvisierte Ziel auch wirklich in Angriff nehmen zu können. "Wir wollen immer noch auf Platz drei landen und bei den Wintertests haben wir gesehen, dass wir noch nicht ganz da sind, wo wir hin wollen", so Perez, der sich einen ähnlichen Sprung während der Saison erhofft, wie es bei Force India schon 2016 der Fall war: "Es geht natürlich nicht so schnell. Aber das Team reagiert sehr schnell und arbeitet hart daran um, gute Updates vorzubereiten."