Die neuen Formel-1-Autos sind breiter, sie sind schneller in den Kurven, verfügen über wesentlich höheren Abtrieb als zuvor - aber stellen sie wirklich eine Herausforderung für die Fahrer dar? Über Fitness wurde während des Winters so viel diskutiert wie schon lange nicht mehr. Bei den vorangegangenen Testfahrten in Barcelona wirkte es allerdings nicht, als ob die neuen Boliden den Piloten körperlich alles abverlangen würden.

Fahrer wie Valtteri Bottas oder Felipe Massa fuhren bis zu 170 Runden täglich, selbst F1-Rookie Lance Stroll kam auf locker 100 Umläufe in Spanien. Wird es jetzt unter Rennbedingungen wirklich härter? Lewis Hamilton wünschte es sich, schien aber noch nicht vollends überzeugt. "Die Autos in den letzten fünf Jahren haben mich nicht ansatzweise ans Limit gebracht", sagte der Mercedes-Pilot am Donnerstag in Melbourne. "Das neue Auto bis jetzt auch noch nicht."

In Barcelona herrschten allerdings eher kühle Temperaturen und ohnehin handelte es sich lediglich um Testfahrten. Im Renntrimm und vor allem bei heißeren Bedingungen könnte es happig werden für die Fahrer. "Vielleicht, wenn wir in Malaysia fahren, wo es heiß ist - möglicherweise komme ich da ans Limit. In der Hitze haben wir nach dem Rennen vielleicht sogar Probleme, aus dem Auto auszusteigen. Ich hoffe es jedenfalls", so Hamilton. "Und wenn nicht, müssen sie die Autos eben noch schneller machen."

Lewis Hamilton wirkt in Melbourne ziemlich entspannt, Foto: Sutton
Lewis Hamilton wirkt in Melbourne ziemlich entspannt, Foto: Sutton

Warum so schwer?

Zwar produzieren die 2017er-Autos wesentlich mehr Abtrieb und sorgen dadurch für höhere Kurvengeschwindigkeiten, doch das alte Problem der Formel 1 ist geblieben: Die Rennwagen wiegen zu viel, da sind sich die meisten Fahrer einig. 728 Kilogramm haben sie dieses Jahr drauf, und damit noch mal 26 Kilo mehr als im Vorjahr. Zu V8-Zeiten wogen sie etwas mehr als 600 Kilo - ein himmelweiter Unterschied zu heute.

"Ich weiß nicht, warum wir so schwere Autos haben", grübelte auch Hamilton. "Die leichteren Autos waren schneller, wendiger und haben mehr Spaß gemacht." Das Mehrgewicht ist dabei auf die immer komplexere Technik - namentlich die Power Unit - zurückzuführen. Für Hamilton eigentlich ein Widerspruch: "In der Formel 1 sollte es darum gehen, die Grenzen auszuloten. Nicht nur mit dem Auto, sondern auch mit dem Fahrer."

Extrem zermürbend

Hamiltons Wunsch könnte dieses Jahr allerdings in Erfüllung gehen. Ein möglicher Grund dafür sind die neuen Pirelli-Reifen, die nun nicht mehr so stark verschleißen wie in den Vorjahren. Mit den neuen Schlappen sollte es möglich sein, wieder über einen längeren Zeitraum Vollgas geben zu können. Das wirkt sich logischerweise auf die körperliche Beanspruchung aus.

"Die Fliehkräfte sind extrem zermürbend", sagte Nico Hülkenberg. "Die machen einen schon irgendwann platt. Du brauchst mehr Muskelmasse und eine bessere Physis, um die ganze Zeit am Limit zu bleiben." Gleiches gelte auch für den mentalen Zustand der Fahrer: "Es wird in allen Bereichen anstrengender, und das ist doch super."