Hinter Force India liegt die erfolgreichste Saison der Teamgeschichte. Mit Platz vier in der Konstrukteuers-Weltmeisterschaft gelang es dem Rennstall von Teamchef Vijay Mallya, der aufgrund wirtschaftlicher Probleme in seiner indischen Heimat sein Exil in Großbritannien nicht verlassen darf und deshalb mit Ausnahme von Silverstone den Rennstrecken fern bleiben musste, große Namen wie Williams, McLaren und Renault hinter sich zu lassen.

Da die Ausschüttung der Preisgelder nicht zuletzt an das Abschneiden in der Konstrukteurs-Wertung gebunden ist, ist der vierte Rang besonders wertvoll, schließlich ist Force India bekanntlich finanziell nicht auf Rosen gebettet, sondern stellte bei Bernie Ecclestone jüngst sogar einen Antrag auf einen Preisgeldvorschuss, um den Cashflow über den Winter aufrechtzuhalten.

Das ist diesmal so wichtig wie schon lange nicht, schließlich treten zur Saison 2017 die neuen Aerodynamik-Regeln in Kraft, sodass besonders viel Entwicklungsarbeit notwendig ist, um auch im nächsten Jahr konkurrenzfähig zu sein. Kommt es aufgrund von Zahlungsengpässen zu Problemen mit Lieferanten, könnte das verheerende Folgen für die gesamte Saison haben.

Force India schielt auf Platz drei

Aber daran denkt man bei Force India gar nicht, sondern sieht dem Umbruch im Reglement ausgesprochen zuversichtlich entgegen und will sich gegenüber 2016 sogar noch einmal verbessern. "Wenn wir nächstes Jahr wieder Vierter werden, wäre das eine große Auszeichnung für das Team. Aber warum setzen wir uns nicht Platz drei zum Ziel?", sagt Chief Operating Officer Otmar Szafnauer gegenüber GPUpdate.

Sergio Perez stand in Baku auf dem Podium, Foto: Sutton
Sergio Perez stand in Baku auf dem Podium, Foto: Sutton

Dazu müsste Force India entweder Mercedes, Red Bull oder Ferrari überholen. Am ehesten liegt wohl die Scuderia in Reichweite, die die abgelaufene Saison auf Platz drei abschloss, doch auch auf Ferrari fehlten stolze 225 Punkte. Ein ziemliches Brett angesichts der Tatsache, dass Force India selbst nur 173 Punkte erzielte.

Deshalb spricht Szafnauer auch von keinem Muss-Ziel. "Wenn wir es nicht schaffen, sollten wir nicht enttäuscht sein. Platz vier in einem Jahr mit neuem Reglement, das die großen Teams mit mehr Ressourcen bevorzugt, zu wiederholen, wäre ebenfalls eine gute Sache."

Einen Vorteil gegenüber Ferrari dürfte Force India jedenfalls auch im nächsten Jahr haben: Den Mercedes-Motor. Entscheidend wird somit sein, welches Team sich besser auf die neuen Regeln einstellt. Gerade in puncto Aerodynamik ortete Ferrari-Präsident Sergio Marchionne jüngst noch viel Luft nach oben.

Perez sieht gute Chancen

Obwohl Force India finanziell nicht annährend mit Ferrari und Co. mithalten kann, meint auch Sergio Perez, dass Platz vier noch nicht das Ende der Fahnenstange sein muss. Der Mexikaner knackte in der vergangenen Saison als erster Force-India-Pilot die 100-Punkte-Marke und behielt im teaminternen Duell gegen Nico Hülkenberg einmal mehr die Oberhand.

"Ich glaube, nächstes Jahr ist unsere große Chance, weiter über unseren Möglichkeiten zu sein", wagt Perez, der mit Esteban Ocon einen neuen Teamkollegen erhält, einen Ausblick. "Ich denke, uns mit den neuen Regeln zu verbessern, ist unsere größte Chance, um am Ende des Jahres in den Top-3 zu sein. Wir haben uns jedes Jahr in der Wertung verbessert."

Perez geht mittlerweile in seine vierte Saison bei Force India und weiß demnach die Möglichkeiten des Teams realistisch einzuschätzen. "Ich sehe gutes Potenzial, gute Leute und denke, das Budget für nächstes Jahr sieht hinsichtlich Upgrades ziemlich gut aus, auch wenn wir nicht in der Position der großen Teams sind. Ich denke, wenn wir es nächstes Jahr richtig hinbekommen, können wir definitiv um Platz drei kämpfen."