1. - Warum tritt Rosberg zurück?

Mit dem Titelgewinn hat sich Rosberg seinen Kindheitstraum nach 25 Jahren im Motorsport erfüllt. Doch der Weg dorthin war hart, auch für seine kleine Familie. Nach dem Erreichen des großen Zieles möchte sich Rosberg nun verstärkt auf sein Privatleben mit Ehefrau Vivian und Tochter Alaia konzentrieren. Die Formel 1 ist nicht mehr seine Priorität. Besonders in diesem Jahr habe er hart an sich gearbeitet wie nie zuvor, um endlich Dauerrivale Lewis Hamilton zu besiegen. "Natürlich hatte dies auch einen Einfluss auf meine Familie, die ich sehr liebe - es war ein riesiger Aufwand für uns", sagte Rosberg.

Und weiter: "Wir haben auf viele Dinge verzichtet für das eine große Ziel, alles wurde ihm untergeordnet. Ich kann meiner Frau Vivian nicht genug dafür danken. Sie war unglaublich. Sie hat verstanden, dass dieses Jahr unsere große Chance war, endlich zuzuschlagen. Sie hat mir darum alles wegorganisiert, und hat mir zwischen den Rennen möglichst viel Raum zur Erholung gegeben. Überall stand die Weltmeisterschaft an erster Stelle in meinem Leben."

Er habe sich zurückziehen wollen, weil er seinen Karrierehöhepunkt erreicht hat, sagte Niki Lauda. "Er wollte ein ruhigeres Leben führen, deshalb hat er sich so entschieden. Ich habe dann nochmal nachgefragt, ob er sich auch 100 Prozent sicher ist", sagte der Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzende. "Er sagte, er wäre sich zu 1000 Prozent sicher. Damit war alles klar."

  • Nico Rosberg gibt sofortiges Karriereende bekannt
  • Will sich in Zukunft mehr auf Familie konzentrieren
  • Rücktritts-Überlegungen seit Sieg in Suzuka
  • Endgültige Entscheidung am Montagabend
  • Rosberg: Rücktritt nur als Weltmeister, sonst nicht
  • Comeback definitiv ausgeschlossen
  • Erster Weltmeister-Rücktritt seit Alain Prost 1993
  • Nachfolger von Rosberg soll bis Weihnachten gefunden sein
  • Lauda: "Nicos Lücke zu schließen wird unmöglich"
  • Hamilton: "Ich einer der wenigen, die nicht überrascht waren"

2. - Wann hat Rosberg die Entscheidung getroffen?

Nach dem Sieg in Suzuka kam in Rosberg erstmals die Überlegung auf, seine F1-Karriere zu beenden. Der Plan reifte immer weiter bis zum großen Finale in Abu Dhabi. Schon vor dem letzten Start dachte er daran, Schluss zu machen. "Und es fühlte sich alles plötzlich so klar und richtig an vor dem Start", sagte Rosberg. "Ich wollte jede Sekunde genießen vor dem Hintergrund, dass dieses Rennen mein letztes sein könnte." Die finale Entscheidung traf Rosberg schließlich am Montagabend.

Vorausgegangen war unter anderem ein langes Gespräch mit Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff auf dem Flug von Singapur nach Frankfurt. "Wir hatten auf dem Flug ein sehr emotionales Gespräch und er wurde in seinen Worten so deutlich, dass mir sofort klar war, dass es an seiner Entscheidung nichts mehr zu rütteln gibt", sagte Wolff. "Für mich persönlich war das natürlich sehr schwierig."

Im Vorfeld des Saisonfinales habe sich Rosberg nichts anmerken lassen, sagte Niki Lauda. Rosberg selbst meldete sich noch vor der offiziellen Bekanntgabe auch bei Lewis Hamilton und teilte ihm seine Entscheidung mit. Die gesamte Mercedes-Truppe hielt komplett dicht, um Rosberg die Möglichkeit zu geben, seinen Abschied selbst auf der Pressekonferenz in Wien zu verkünden. Selten dürften Journalisten mehr geschockt gewesen sein, hatten sie doch lediglich die übliche Dankesrede erwartet.

3. - Wäre er auch ohne WM-Titel zurückgetreten?

Eine Frage rund um den Rücktritt, die schnell die Runde machte: Hätte Rosberg auch aufgehört, wenn er den Titel beim Finale verloren hätte? "Nein, dann wäre ich weitergefahren", sagte er klipp und klar. "Aufgeben gibt es nicht. Ich hätte dann nicht alles erreicht gehabt."

Nach Suzuka habe er überlegt aufzuhören - aber nur im Falle des Gewinns der Weltmeisterschaft. Sein Vertag bei Mercedes wäre eigentlich bis Ende 2018 gelaufen, genauso lange wie die Vertragslaufzeit von Lewis Hamilton. Erst in diesem Jahr hatte Rosberg seinen Vertag bei den Silberpfeilen verlängert, die Verhandlungen führte Gerhard Berger.

4. - Kehrt er noch mal in die Formel 1 zurück?

Nein, seine Formel-1-Karriere ist nach insgesamt elf Jahren und 206 Rennen für Williams und Mercedes beendet. Ein Comeback schloss der 31-Jährige kategorisch aus. "Nein, auf keinen Fall", sagte Rosberg während der Pressekonferenz. "Ich bin fertig, Ende der Geschichte. Mein nächster Schritt ist, Vater und Ehemann zu sein für eine Weile. Da freue ich mich schon lange drauf."

Auch Toto Wolff war überzeugt, dass es für Rosberg kein Zurück gibt. Seine Entscheidung sei nicht aus einer Laune heraus gefallen, sondern wohl überlegt. "Man hätte schon damit argumentieren können, dass man nach so viel Feiern etwas müde wird", sagte Wolff. "Aber bei Nico ist das nicht so. Daher gab es für mich von der ersten Sekunde, als er mir seine Entscheidung mitgeteilt hat, an keine Zweifel daran, dass diese final ist."

Nico Rosberg kurz nach seinem WM-Sieg in Abu Dhabi, Foto: Paul Ripke
Nico Rosberg kurz nach seinem WM-Sieg in Abu Dhabi, Foto: Paul Ripke

5. - Wer tritt Rosbergs Nachfolge bei Mercedes an?

Das ist noch nicht bekannt. Laut Toto Wolff habe das Team noch mit keinem anderen Fahrer gesprochen, weil Rosbergs Rücktritt zunächst möglichst geheim gehalten werden sollte. Bis Weihnachten will Mercedes den Nachfolger finden, teilte Niki Lauda mit. "Wir müssen jetzt analysieren, wer in dieses Top-Auto am besten passt", so Lauda. "Das muss wohl überlegt sein."

Die besten Chancen auf Rosbergs Nachfolge dürfte Pascal Wehrlein haben. Der Silberpfeil-Junior steht für die Saison 2017 ohne Cockpit da, galt aber seit jeher als potenzieller Nachfolger von Rosberg oder Hamilton. Zuletzt verhandelte Wehrlein mit seinem aktuellen Team Manor und auch Sauber. Jetzt könnte seine Chance auf ein Top-Cockpit früher kommen als zunächst gedacht. Galt er zunächst als Verlierer der Transferperiode, könnte Wehrlein am Ende unverhofft als riesengroßer Gewinner hervorgehen.

6. - Wie geht es jetzt bei Rosberg weiter?

Mit dem Motorsport dürfte erst einmal Feierabend sein. Kurzzeitige Comebacks bei Events wie dem Race of Champions könnten möglich sein. Rosberg wird in Zukunft wesentlich kürzer treten in den Medien, er will sich schließlich auf seine Aufgaben als Ehemann und Vater fokussieren. Vermutlich wird er weiter als Markenbotschafter von Mercedes auftreten - allein schon, weil er amtierender Weltmeister ist.

Bevor sich Rosberg zurückziehen kann, stehen allerdings noch einige Termine auf dem Programm. Am Freitagabend darf er in Wien auf der FIA-Gala erstmals den Weltmeisterpokal in die Hände nehmen. Das Original bleibt übrigens beim Motorsportweltverband, Rosberg bekommt eine Replik. Am Samstag geht es für Rosberg und Hamilton weiter nach Sindelfingen. Im Mercedes-Werk in der Nähe von Stuttgart feiern die Formel-1-Stars zusammen mit den dortigen Mitarbeitern.

Nico Rosberg will sich jetzt mehr auf seine Familie konzentrieren, Foto: Sutton
Nico Rosberg will sich jetzt mehr auf seine Familie konzentrieren, Foto: Sutton

7. - Was sagen Hamilton, Wolff und Lauda zur Entscheidung?

Lewis Hamilton, Ex-Teamkollege: "Ich bin wohl einer der wenigen, für die es keine Überraschung war. Ich kenne ihn ja schon seit einer langen Zeit. Das war das erste Mal in 18 Jahren, dass er gewonnen hat. Deshalb war es keine Überraschung, dass er sich für den Rücktritt entschieden hat. Er hat auch eine Familie, auf die er sich fokussiert - und die Formel 1 nimmt dir so viel von deiner Zeit. Es wird jetzt sehr komisch und ich bin traurig, dass er nächstes Jahr nicht mehr im Team ist. Der Sport wird ihn vermissen, und ich wünsche ihm alles Gute."

Toto Wolff, Mercedes-Motorsportchef: "Sein Knowhow, sein fahrerisches Können, seine Fähigkeit, das Auto einzustellen, aber auch sein Beitrag an der Weiterentwicklung - es gibt so viel. Wir alle bewundern seine Entscheidung, die Formel 1 genau dann zu verlassen, wenn du gerade am Zenit und an der Spitze stehst. Unser Team hat stets nur deshalb so gut funktioniert, weil die Balance zwischen den Fahrern und den Teammitgliedern so gut war. Wenn man pro Jahr zu 20 Rennen reist, ist diese positive Energie viel wert. Und Nico hat stets für gute Energie gesorgt."

Niki Lauda, Mercedes-Aufsichtsratsvorsitz: "Nicos Lücke zu schließen wird unmöglich, er war ein wichtiger Teil von Mercedes. Wir müssen nachdenken und eine Lösung finden. Wenn man Weltmeister werden will, ist das immer mit einer gewissen Anstrengung verbunden. Dafür tun sie es ja, sie wollen Weltmeister werden und nicht spazieren gehen. Ich möchte mich bei ihm bedanken und hoffe, dass er seine Entscheidung nicht bereut und am Ende seinen Mercedes vermisst."

Nico Rosberg beendet seine Motorsport-Karriere mit dem WM-Triumph, Foto: Paul Ripke
Nico Rosberg beendet seine Motorsport-Karriere mit dem WM-Triumph, Foto: Paul Ripke

8. - Welche Auswirkungen hat der Rücktritt auf die Formel 1?

Die Formel 1 fährt 2017 ohne amtierenden Weltmeister. Das hat es zuletzt im Jahr 1993 gegeben, nachdem Alain Prost damals als Champion zurückgetreten war. Sicherlich vermissen wird die Königsklasse auch das intensive Duell zwischen Rosberg und Hamilton, das schon jetzt als eines der intensivsten in die Geschichte eingehen wird. Ob sich Bernie Ecclestone freut, dass Rosberg nicht mehr dabei ist? Zwar habe sich Rosberg laut Bernie nicht gut in der Öffentlichkeit verkaufen lassen - doch der Mercedes-Zweikampf mit seinen Crashs und Skandälchen dürfte auch ihm fehlen.

Rosbergs Abgang wirkt sich natürlich auch auf den Fahrermarkt aus, der bereits größtenteils geschlossen war. Wen holt Mercedes als Nachfolger? Bis eine endgültige Entscheidung gefallen ist, werden sicherlich Namen wie Sebastian Vettel, Fernando Alonso oder Max Verstappen durch die Medien geistern.

Hamilton wollte sich zumindest raushalten: "Ich war nie ein Fahrer, der in dieser Richtung Ansprüche gestellt hat. Ich weiß, dass viele andere Fahrer - Vettel, Alonso - sicherstellen, dass sowas in ihren Verträgen steht. Ich habe immer nur um gleiches Recht gebeten. Solange wir fair behandelt werden, ist es egal, wer neben dir sitzt."