Pro: Gefährliches Spiel mit dem Tod

Geiles, hartes Racing wollen wir doch alle in der Formel 1. Action, Mega-Manöver im absoluten Grenzbereich, Rad-an-Rad-Duelle mit über 300. So macht Motorsport für Fan und Fahrer wirklich richtig Bock. Aber es deshalb übertreiben und völlig auf alle Regeln des guten Anstands verzichten?

Danke nein! Sportlicher Wettkampf macht nur Sinn, wenn alle mit fairen Mitteln kämpfen. Und vor allem dasselbe unter Fairness verstehen - was nicht nur für die Piloten in ihrem Zweikampf-Verhalten gilt: Es kann ganz einfach nicht sein, dass ein Max Verstappen in ununterbrochener Serie (Ungarn, Hockenheim, jetzt mehrfach in Spa) nicht grenzwertige, sondern weit darüber hinausgehende Manöver liefert, ohne auch nur ein einziges Mal bestraft, ja nicht einmal von der Rennleitung untersucht, zu werden während jedes lahme Track-Limit-Vergehen gleich hart sanktioniert wird.

Im vergangenen Jahr bereits zeigte das angebliche Jahrhunderttalent derartige Manöver (Monaco, Österreich). Das lässt sich, wenn überhaupt, noch mit seinem damals ersten Jahr in der F1 entschuldigen. Inzwischen fährt Verstappen aber bei Red Bull, einem absoluten Top-Team, und hatte mehr als genug Gelegenheit, derartige Manöver zu reflektieren. Da kann, nein muss, man einfach mehr erwarten. Wer derart lebensgefährliche Aktionen nicht einmal einsieht, ist alles, nur kein Jahrhunderttalent, der gehört nicht einmal auf ein Bobby Car.

Und wer Weltmeister werden will, muss Bad Boy sein? Ja, vielleicht. Aber wer Weltmeister werden will, muss auch überleben.

Contra: Nette Jungs werden nicht Weltmeister

Max Verstappen ist ein Segen für die Formel 1! Zu Beginn wurde er für sein unbekümmertes Auftreten gefeiert - in Spa nach ein paar grenzwertigen Aktionen in der Luft zerrissen. Aber: Stets sorgt Max für Diskussionen, und das macht einen Top-Sport wie die Formel 1 am Ende aus. Sicher, sein Einsatz gegen Räikkönen war am Limit - aber ist das nicht das Synonym für die F1?

Die Vergangenheit hat gezeigt: Letztendlich haben nur die Fahrer Erfolg, die ausschließlich auf sich selber gucken. Verstappen riskiert Kollisionen, kommt aber oft genug damit durch. Dafür sprechen seine überragenden Ergebnisse seit dem Wechsel zu Red Bull. Ihn jetzt an die kurze Leine zu legen, wäre das Schlimmste, was man diesem Jahrhundert-Talent in seiner Entwicklung antun könnte.

In Spa hat er sich einen weiteren Podestplatz vermutlich selber vermasselt. Innerlich wird er das wissen - und daraus lernen. Denn genau das macht diesen Verstappen erst so stark: Eine Lernbereitschaft, die es nur ganz selten auf diesem extremen Niveau gibt. Natürlich gesteht er seine Fehler nicht öffentlich ein. Aber mit Sympathiepunkten ist noch niemand Weltmeister geworden...