Es war alles angerichtet für ein Fest in Orange. Tausende Niederländer hatten sich auf den Weg über die Grenze nach Belgien gemacht, um ihrem Idol Max Verstappen in Spa-Francorchamps die Daumen zu drücken. Die Ausgangslage war denkbar gut: Verstappen startete vom zweiten Platz und rechnete sich durchaus ordentliche Chancen auf den Rennsieg aus. Doch dann sollte alles anders kommen und der junge Red-Bull-Pilot nach einem Horrorrennen zum ersten Mal seit dem Monaco GP im Mai ohne Punkte bleiben.

Crash am Start

Das Unheil nahm schon am Start seinen Lauf. Verstappen kam nach dem Erlöschen der Ampeln schlecht weg - "Ich hatte zu viel Wheelspin" - und verlor Boden auf die hinter ihm gestarteten Ferrari-Piloten Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel. In der La-Source-Haarnadel kam es dann zum Crash: Verstappen stach auf der Innenseite hinein, berührte dabei Räikkönen und beschädigte sich im Zuge dessen seinen Frontflügel.

"Ich war neben Kimi, dann hat Sebastian eingelenkt und es war kein Platz mehr", schilderte Verstappen das Chaos in der ersten Kurve und wies jegliche Schuld von sich. "Ich glaube nicht, dass ich zu viel gewollt habe, denn ich habe niemanden blockiert. Ich wurde erst von Kimi und dann von Sebastian eingequetscht." Der beschädigte Flügel führte dazu, dass der Bolide des Niederländers kaum mehr zu bändigen war und er auf dem langen Weg zurück an die Boxen immer wieder von der Strecke abkam.

Verstappen: Vorwürfe lächerlich

Endlich mit einer neuen Frontpartie ausgestattet, musste sich Verstappen am Ende des Feldes einordnen, wo auch Kimi Räikkönen zu finden war, der ebenfalls früh stoppen musste. Als der Finne auf der langen Kemmel-Gerade zum Überholmanöver gegen Verstappen ansetzte, kam es zur zweiten Kollision an diesem Nachmittag zwischen den beiden Rivalen.

Räikkönen hatte sich auf der Außenseite bereits an Verstappen vorbeigesetzt, doch vor Les Combes bremste der Niederländer spät, stach in die Kurve hinein, sodass es zur Berührung kam und Räikkönen durch die Auslaufzone fahren musste. Sichtlich erbost bezichtigte der Ferrari-Pilot Verstappen daraufhin über Funk der Absicht, ihn abgedrängt zu haben, worüber dieser aber nur den Kopf schütteln konnte.

"Das ist lächerlich", winkte Verstappen ab. "Nach dem, was in Kurve eins passiert ist, gebe ich meine Position natürlich nicht so leicht auf." Dass er zu aggressiv zur Sache gegangen sei, wies der 18-jährige Shooting-Star vehement zurück. "Das ist eine große Lüge. Ich habe meine Position verteidigt, und wenn das jemand nicht gefällt, ist es sein Problem."

Lauda: Verstappen gehört in die Psychiatrie

Eine Strafe brachte Verstappen das Manöver zwar nicht ein, dafür harsche Kritik quer durch den Paddock. "Der gehört in die Psychiatrie", fand Niki Lauda bei RTL ganz klare Worte. "Er hat überhaupt keine Einsicht, dass er da etwas falsch gemacht hat. Es kann nicht sein, dass er kein Hirn mehr hat, weil so viele Holländer hier sind. Hirn muss ein Rennfahrer immer haben."

Bereits am Samstag hatte Jacques Villeneuve im Interview mit Motorsport-Magazin.com Kritik an Verstappen und dessen fragwürdiger Fahrweise sowie dem Umgang damit geübt. "Mein Gefühl ist, dass die FIA ihn nicht bestrafen möchte, wenn er etwas Falsches tut. Er hat dieses Schutzschild über sich, was ihm erlaubt, so arrogant zu sein und den anderen nicht den nötigen Respekt zu zollen", so der Kanadier.

Was am Ende bleibt, ist der elfte Platz, keine Punkte und viele verspielte Sympathien im Fahrerlager. Auch für einen trotz seiner Jugend vermeintlich bereits abgeklärten Piloten wie Verstappen nicht leicht zu verkraften. "Ich brauche jetzt ein oder zwei Stunden, um das zu vergessen", schnaufte er durch. Viel mehr Zeit bleibt ohnehin nicht, denn bereits am nächsten Wochenende steht in Monza das nächste Rennen auf dem Programm.