In Ungarn verstand Kimi Räikkönen plötzlich die Welt nicht mehr. Zweimal wurde der Finne im Ferrari von Max Verstappen mit, nach Meinung des Finnen, unfairen Mitteln geblockt. Eine logische Folge wäre nach Ansicht des Ferrari-Piloten eine Untersuchung und eine Strafe gewesen. Doch selbst die Untersuchung blieb aus. "Wir haben verschiedene Stewards und es liegt in der Natur des Menschen, dass es verschiedene Meinungen gibt", nennt Räikkönen als einen der Gründe.

Zufrieden ist er damit allerdings nicht: "Bestimmte Dinge müssen immer gleich behandelt werden, dafür haben wir doch Regeln. Die Strafe muss sein, weil es nicht korrekt ist." Die Unbeständigkeit bei den Regeln kritisiert auch Fernando Alonso: "Es ist das gleiche mit Racing Incidents, wie bei Verstappens Verteidigungsmanövern. Manchmal gibt es eine Strafe, manchmal nicht."

Verstappen bewertet die Aktion als hart aber fair, Foto: Sutton
Verstappen bewertet die Aktion als hart aber fair, Foto: Sutton

Uneingeschränkte Rückendeckung erhält Räikkönen auch vom dreimaligen Weltmeister Lewis Hamilton: "Ich habe es nicht gesehen, aber Kimi redet ja nicht viel, wenn er sagt, es ist nicht richtig gewesen, dann ist es auch so." Besonders aufgeregt hatte sich Räikkönen, weil es teils schon bei deutlich geringeren Delikten Strafen gibt.

"Es kann ziemlich gefährlich sein, wenn du dich auf der Bremse bewegst", erklärte Sergio Perez. Auch der Force-India-Pilot ist der Ansicht, dass zumindest das zweite Manöver von Verstappen nicht in Ordnung war. "In der Vergangenheit hatten wir mehr Freiheiten, um die Position hart zu verteidigen, aber ich denke sich im letzten Moment auf der Bremse zu bewegen war nicht korrekt."

Williams gibt sich unbeteiligt

Eine ganz andere Ansicht hat Valtteri Bottas: "Ich denke sie haben keine Strafe ausgesprochen und ich denke, das ist okay. Wir haben ja die Strafpunkte und wenn jemand zu aggressiv ist, wird er bestraft." Er leugnet nicht, dass Verstappen zu den aggressiveren Fahrern im Feld gehört, hat aber selbst bereits eine Historie was Unfälle mit Räikkönen betrifft. Nach Unfällen in Russland und Mexiko in der letzten Saison werden die beiden Finnen keine Freunde mehr.

Bottas Teamkollege Felipe Massa bezieht keine Partei im Fall Räikkönen/Verstappen: "Ich habe es nicht analysiert. Vielleicht waren es zwei Bewegungen. Angesichts meines Rennens hatte ich keine große Lust dazu, mir das Rennen nochmal anzuschauen." Er vertraut bei der Entscheidung den Stewards. "Wenn du etwas tust, was du nicht tun solltest, bekommst du eine Strafe", sagt der Brasilianer. Allerdings ist ein Zweikampf immer noch ein Kampf. "Als Fahrer musst du verstehen, was du im Kampf machen darfst und was nicht - egal ob gegen Max oder einen anderen Fahrer."

Verstappen verteidigt sich

"Von den Stewards wurde nichts gesagt, also denke ich nicht, dass ich etwas falsch gemacht habe", gibt sich Max Verstappen unschuldig. "Es ist halt keine Sonntagsfahrt." Auch sein Teamchef Christian Horner steht hinter dem 18-Jährigen. "Ich denke es war hart aber fair", sagte Horner nach dem Rennen in Ungarn.

Auch den direkten Meisterschaftskampf gegen Ferrari nennt Verstappen als Grund für seine so harten Manöver: "Man lässt dem Konkurrenten nicht die Tür offen. Das hat er nach meinem ersten Stopp auch nicht gemacht." Da Räikkönen in keiner Situation neben ihm war, ist die Situation für den Red-Bull-Piloten klar: Er hat alles richtig gemacht. "Das ist einfach Rennfahrer-Instinkt", so Verstappen.

"Senna und Prost hätten meinen Ansatz gemocht", ist sich der niederländische F1-Pilot sicher. "Ich denke nicht, dass es allzu dramatisch war und wir alle wissen, dass es auf der Strecke schwierig ist zu überholen."