Zum 31. Mal findet der Ungarn GP am kommenden Wochenende statt. Der Hungaroring zählt längst zu den Traditionsstrecken im Rennkalender, die Fans pilgern immer zahlreich nach Budapest. Rennen Nummer elf bedeutet gleichzeitig Halbzeit der längsten Formel-1-Saison in der Geschichte, aber nicht Sommerpause. Bevor es in die wohlverdienten Ferien geht, steht noch Hockenheim im Kalender. Doch eins nach dem anderen: Der Ungarn GP 2016 verspricht Spektakel. Warum? Hier sind die sechs Brennpunkte.

Brennpunkt 1: WM-Situation

Jetzt geht es ans Eingemachte zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton, Foto: Sutton
Jetzt geht es ans Eingemachte zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton, Foto: Sutton

Nico Rosberg führt die WM seit Rennen eins in Melbourne an. Mal mit größerem Abstand, Mal weniger deutlich. Nach dem Großbritannien GP trennt ihn und Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton nur noch ein winziges Pünktchen. So knapp war es in dieser Saison noch nie! Hamilton könnte zum ersten Mal in diesem Jahr die WM-Führung übernehmen. Die Winzigkeit von einem Punkt ist dem Umstand geschuldet, dass Rosberg in Silverstone nachträglich bestraft wurde.

Wegen einer unerlaubten Funknachricht wurden Rosberg 10 Sekunden auf die Rennzeit addiert. Nachdem er sich fast das gesamte Rennen über einen sehenswerten Zweikampf mit Youngster Max Verstappen geliefert hatte, verlor er Platz zwei und damit drei wichtige WM-Punkte auf dem Grünen Tisch. Auch das wird in Ungarn noch für Gesprächsstoff sorgen.

Brennpunkt 2: Hält Rosbergs Getriebe?

Hält die Technik bei Mercedes?, Foto: Mercedes
Hält die Technik bei Mercedes?, Foto: Mercedes

Die 10-Sekunden-Strafe ist aber nicht Rosbergs einziges Problem: Das Team musste seinem Piloten nur deshalb unerlaubte Anweisungen geben, weil Rosberg sechs Runden vor Rennende Probleme mit dem siebten Gang hatte. Das Team half ihm erstens dabei, das Rennen - zumindest auf der Strecke - auf Platz zwei zu beenden und zweitens, das Rennen überhaupt zu beenden.

Denn wie schwerwiegend das Problem mit dem Getriebe tatsächlich ist, weiß noch niemand. Mercedes versuchte alles, um in Silverstone weitreichendere Beschädigungen zu verhindern. Ob das gelungen ist, wird erst in Ungarn klar, wenn das Siegel in Anwesenheit von FIA-Kontrolleuren zur Inspektion gebrochen werden darf. Ist das Getriebe kaputt, muss Rosberg in der Startaufstellung fünf Plätze nach hinten. Dafür ist der Hungaroring nicht der beste Ort...

Brennpunkt 3: Mercedes' Angsstrecke

In Ungarn läuft es seit zweit Jahren nicht mehr für Mercedes, Foto: Sutton
In Ungarn läuft es seit zweit Jahren nicht mehr für Mercedes, Foto: Sutton

2013 holte Lewis Hamilton auf dem Hungaroring seinen ersten von bislang 26 Mercedes-Siegen. Es war allerdings der letzte Sieg, den Mercedes in Ungarn feiern konnte. 2014 und 2015 dominierten die Silberpfeile die Konkurrenz zwar nach Belieben, auf dem Hungaroring allerdings nicht. Es ist die einzige Strecke, auf der Mercedes im Power-Unit-Zeitalter noch nicht gewinnen konnte.

2014 siegte Daniel Ricciardo im Red Bull nach einem Rennen unter wechselhaften Wetterbedingungen, im vergangenen Jahr patzten Rosberg und Hamilton erst am Start und dann im Verlauf des Rennens weiter. Sebastian Vettel und Ferrari waren die glücklichen Sieger, nachdem die Mercedes-Piloten gemeinsam nur zwölf Punkte holten.

Brennpunkt 4: Red Bull im Angriffsmodus

Daniel Ricciardo siegte bereits 2014, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo siegte bereits 2014, Foto: Sutton

Der Hungaroring ist nicht nur wegen Mercedes' Missgeschicke die Angststrecke im Kalender. Kurven schmecken Red Bull. Viele Kurven und wenig Geraden noch mehr. Genau das ist der Hungaroring. Die langsamste permanente Rennstrecke im Kalender ist wie gemacht für das Red-Bull-Chassis. In Monaco konnte Daniel Ricciardo mit dem neuen Renault-Motor Mercedes schon ernsthaft unter Druck setzen, holte sich sogar die Pole inklusive Strategievorteil, der wegen des Regens am Sonntag nicht zu Tragen kam.

Schon in Silverstone war Red Bull nah an Mercedes dran, Verstappen konnte Rosberg vor allem im Regen lange Zeit erheblich unter Druck setzen und sogar überholen. Doch in Silverstone spielt die Höchstgeschwindigkeit eine entscheidende Rolle - in Ungarn nicht. Das kommt nicht nur dem Motor entgegen, sondern auch der Aerodynamik-Philosophie von Red Bull. Das Chassis ist nicht auf aerodynamische Effizienz, sondern auf Abtrieb um jeden Preis ausgelegt.

Brennpunkt 5: Neuer Asphalt, neue Kerbs

Die neuen Kerbs sorgten schon in Österreich für Probleme, Foto: Motorsport-Magazin.com
Die neuen Kerbs sorgten schon in Österreich für Probleme, Foto: Motorsport-Magazin.com

Die Rennstrecke nahe Budapest wurde in diesem Jahr komplett neu asphaltiert. Der neue Asphalt soll - wie auf dem Red Bull Ring - für deutlich schnellere Rundenzeiten sorgen. Somit könnte sich das Kräfteverhältnis leicht verschieben, Stichwort Manor.

Neu sind auch die Kerbs. In den Kurven vier und elf wurden doppelreihige Negativ-Kerbs installiert. Und genau die sorgten schon in Österreich für Probleme: Bei Mercedes, Force India und Toro Rosso gingen Aufhängungen zu Bruch, weil die oszillierende Belastung so hoch war. Mercedes löste das Problem mit einer provisorischen Verstärkung der Querlenker. Ob die Teams vor Budapest die Aufhängungen überarbeitet haben?

Brennpunkt 6: Neuer Asphalt, neue Reifen

In diesem Jahr bringt Pirelli drei Mischungen zu jedem Rennen. In Ungarn sind es Supersoft, Soft und Medium, also genau ein Härtegrad weicher als im vergangenen Jahr. Dabei weiß niemand genau, wie sich der neue Asphalt verhalten wird. Force India beispielsweise hatte in Österreich große Probleme mit dem Reifenverschleiß.

Trotzdem ging Ferrari bei der Reifenwahl Risiko: Die Italiener haben sich für acht Sätze Supersoft und lediglich zwei Sätze Soft beim Auswahl-Kontingent von zehn Sätzen entschieden. Somit haben Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen insgesamt nur je drei Sätze Soft zur Verfügung. Einer davon wird am Freitag schon für Longruns genutzt. Ob zwei Sätze Soft für das Rennen reichen?