Fernando Alonso hat seit dem Grand Prix von Spanien 2013 kein Formel-1-Rennen mehr gewonnen und auch im zweiten Jahr bei McLaren Honda sieht es momentan nicht danach aus, als ob der Spanier allzu bald an seine siegreichen Tage anknüpfen kann. Ungeachtet seiner persönlichen Situation, ist der 34-Jährige auch von den momentanen Zuständen in der Königsklasse alles andere als angetan. Um den zweifachen Weltmeister zu einer längeren Fortsetzung seiner F1-Karriere zu bewegen, müsse sich einiges ändern.

Während in Zeiten der Saugmotoren und Tankstopps die Fahrer ihre Autos fast permanent am Limit bewegten, geht es seit Einführung der Hybrid-Technik in der Formel 1 vermehrt um den sparsamen Umgang mit Benzin und Reifen. Alonso geht diese Art des Rennfahrens ganz gewaltig gegen den Strich. "Wir können die Autos nie an ihrem richtigen Limit bewegen, weil die Reifen es nicht zulassen", sagt er gegenüber Autosprint. "Fährst du zu schnell, überhitzen sie. Gibst du zu viel Gas, überschreitest du den zulässigen Benzinverbrauch. Um in der heutigen Formel 1 schnell zu sein, musst du nicht mehr attackieren. Das ist heute das Geheimnis, aber es ist total gegen den Instinkt eines Rennfahrers."

Von der Natur der heutigen Formel 1 fühlt sich der Spanier unterfordert und er vermisst das Gefühl, dass er zu Beginn seiner Karriere nach der Fahrt in einem F1-Auto hatte. "Früher brauchtest du nach zehn Runden eine zweistündige Massage. Jetzt kannst du 150 Runden fahren und dir läuft hinterher kaum der Schweiß. Das Fahren ist mit den Autos von heute aus diesem Grund einfach weniger befriedigend. Diese Situation macht mich nicht besonders glücklich", fügt Alonso an.

Alonso empfand die Autos seiner ersten Karriere-Jahre als größere Herausforderung, Foto: Sutton
Alonso empfand die Autos seiner ersten Karriere-Jahre als größere Herausforderung, Foto: Sutton

Sogar Hinterherfahren war spannender

Die Tatsache, dass vor allem aufgrund der Reifen heutzutage viel mehr überholt wird als zu Zeiten seiner Titelgewinne, stellt für Alonso keinen Reiz dar. Der Attraktivität des Sports schadet die Unbeständigkeit der Reifen seiner Ansicht nach sogar: "Die Überholmanöver sind nicht mehr so echt wie früher. Du musst dich nicht anstrengen oder den richtigen Moment oder die richtige Stelle abwarten. Wenn es in einer Kurve nicht klappt, wartest du halt auf die nächste und überholst dann, weil dein Gegner sowieso ein paar Sekunden langsamer ist."

Damals sei zwar nicht so viel überholt worden, doch gerade die Herausforderung, einen Gegner niederringen zu müssen, habe für den Spanier den Unterschied gemacht. "Ich habe zuletzt an die Rennen gegen Michael Schumacher in Imola gedacht, 2005 und 2006. Das waren sehr interessante Rennen. Da gab es zwar nur drei oder vier Überholmanöver im ganzen Rennen, aber trotzdem war es eine der besten Shows. Ich denke daher nicht, dass wir so viel Fokus auf das Überholen legen sollten", so Alonso.

Obwohl Alonso 2006 in Imola an Schumacher keinen Weg vorbei fand, war das Rennen für ihn rückblickend ein Genuss, Foto: Sutton
Obwohl Alonso 2006 in Imola an Schumacher keinen Weg vorbei fand, war das Rennen für ihn rückblickend ein Genuss, Foto: Sutton

Alonso denkt an Alternativen zur Formel 1

Alonsos Vertrag mit McLaren läuft mit der Saison 2017 aus. Ob der Spanier auch darüber hinaus in der Königsklasse an den Start gehen will, hängt in erster Linie davon ab, wie das Reglement ab 2017 das Racing beeinflusst: "Viele Dinge werden sich nächstes Jahr ändern, und ich hoffe, dass die Freude am Fahren zurückkehrt und wieder zum ausschlaggebenden Faktor wird."

Sollte dies nicht der Fall sein, kann sich Alonso auch vorstellen, seine Motorsport-Karriere in einer anderen Rennserie fortzuführen. "Wenn ich sehe, dass sich die Formel 1 weiterhin in eine andere Richtung entwickelt als die, die ich in der Vergangenheit gekannt und geliebt habe, könnte ich auch andere Alternativen in Erwägung ziehen und die Formel 1 verlassen", sagt Alonso.

Alonso kann sich vorstellen, seine Karriere auch in einer anderen Rennserie fortzusetzen, Foto: Sutton
Alonso kann sich vorstellen, seine Karriere auch in einer anderen Rennserie fortzusetzen, Foto: Sutton

Indy und Le Mans als neue Herausforderungen

Vor allem zwei Rennserien beziehungsweise Rennen, die sich auch in jüngster Vergangenheit schon über regen Zulauf ehemaliger F1-Piloten freuen durften, kommen Alonso dabei in den Sinn: "Le Mans wäre eine naheliegend Option hinsichtlich meines Fahrstils und dem, was ich bisher gefahren bin. Und das Indy 500 wäre eine faszinierende und radikale Umstellung, da du einen komplett neuen Fahrstil und ein anderes taktisches Denken erlernen musst."

Viele Umsteiger aus der Formel 1 sind schon an Herausforderungen wie dem Indy 500 oder dem Langstreckenklassiker in Le Mans gescheitert, doch Alonso hat keine Angst vor einem solchen Schicksal. "So oder so bin ich offen und bereit für diese Umstellung. Wenn du Formel-1-Weltmeister warst, gibt es nur zwei andere Rennen, die solch ein Prestige besitzen: Die 24 Stunden von Le Mans und die 500 Meilen von Indianapolis", so Alonso.