Nachdem Max Verstappen in Barcelona nicht nur seinen ersten GP-Sieg, sondern auch Red Bulls ersten Saisonsieg holte, stand Red Bull plötzlich wieder hoch im Kurs: Zwar wurde der Sieg nur durch den Mercedes-Crash in Runde eins ermöglicht, die anschließenden Testfahrten mit neuem Motor versprachen aber mehr. In Monaco hätte Daniel Ricciardo eigentlich gewinnen müssen, hätte das Team die richtigen Reifen beim Boxenstopp parat gehabt.

Doch dann kamen mit Montreal und Baku zwei Power-Strecken - und Red Bull wurde zurück auf den Boden der Tatsachen geholt. "Wir träumen nicht! Chancen auf Platz zwei ist das Maximum, was in diesem Jahr möglich ist", stellte Motorsportberater Dr. Helmut Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com klar.

Aktuell belegt Red Bull mit 140 Punkten Platz drei in der Konstrukteursweltmeisterschaft. Ferrari liegt mit 177 Zählern auf Rang zwei, Mercedes führt mit 258 Punkten. Trotz neuen Reglements 2017 hat Red Bull die Entwicklung am aktuellen Boliden aber noch nicht eingestellt. "Wir arbeiten parallel und geben Vollgas bis zum letzten Rennen", so Marko.

Die Ausgangssituation für die nächste Saison ist aus zweierlei Gründen deutlich besser. Beim Monaco GP wurde der Motorenvertrag mit Renault um zwei Jahre verlängert. Ein großer Pluspunkt, wie Marko glaubt: "Wir haben letztes Jahr ja praktisch erst im November gewusst, welchen Motor wir 2016 verwenden würden. 2017 kommt jetzt ein neues Reglement, da war es wichtig, vorher klar zu wissen, auf welchen Motor wir uns konzentrieren können."

Marko: Komplett neuer Renault-Motor 2017

Aber nicht nur die Entscheidung selbst bringt Optimismus ins Red-Bull-Lager. Nachdem Renault nach dem Einstieg als Werksteam auch die Motorenentwicklung mit einem anderen Commitment betreibt, gibt es stetig Fortschritte. "Renault hat alles richtig gemacht", lobt Marko. "Die Standfestigkeit ist jetzt da, es gibt einen PS-Zuwachs und für nächstes Jahr kommt ein mehr oder minder neues Aggregat."

Im vergangenen Jahr wäre ein solches Foto nicht denkbar gewesen, Foto: Renault
Im vergangenen Jahr wäre ein solches Foto nicht denkbar gewesen, Foto: Renault

Noch setzt Renault nicht auf eine Verbrennung mit Vorkammerzündung. Aktuell haben Mercedes und Ferrari solche Systeme an Bord. Bei Renault könnte die Technologie im nächsten Jahr kommen. "Da hoffen wir natürlich, dass das Power-Defizit behoben ist. Die Voraussagen, die Werte vom Prüfstand und die Simulationen deuten jedenfalls in diese Richtung. Deshalb haben wir uns ja auch entschlossen, mit ihnen weiterzumachen."

Gleichzeitig hat auch Red Bull selbst investiert: Vom Grazer Spezialisten AVL wurde ein Mega-Prüfstand nach Milton Keynes geliefert. Darauf kann das komplette Fahrzeug samt Power Unit getestet werden. "Er hilft, weil man da Fahrbarkeit und viele andere Dinge testen kann. Zum Beispiel bezüglich Haltbarkeit und dergleichen. Es ist ein absolut wertvolles Top-Werkzeug", hofft Marko.