1. Warum wollte Lewis Hamilton eine andere Strategie?

Mercedes setzt auf Synchronität. Die Boxenstopps werden normalerweise eine Runde versetzt bei beiden Fahrern erledigt, kommt der eine zum unplanmäßigen Reifenwechsel, ist der andere kurze Zeit später auch dran. Doch in Abu Dhabi wendete sich das Blatt. Während Rosberg seinen zweiten Stopp in Runde 31 absolvierte, kam Hamilton erst zehn Umläufe später. Der Weltmeister erhoffte sich durch diese Strategie, am Ende auf die Supersofts zu wechseln. Das klappte aber nicht.

"Wenn er den Reifen länger am Leben hätte halten können, wäre ein letzter Stint auf den Options möglich gewesen. Das wäre seine Chance auf den Sieg gewesen", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Aber der Reifen hat nicht gehalten. Dadurch gingen wir in die wohl drittbeste Option, aber das war offensichtlich nicht optimal."

2. Wie lief Sebastian Vettels Aufholjagd?

Sebastian Vettel arbeitete sich in Abu Dhabi von P15 auf Rang vier nach vorne, Foto: Sutton
Sebastian Vettel arbeitete sich in Abu Dhabi von P15 auf Rang vier nach vorne, Foto: Sutton

Gestartet von Platz 15 - einen Platz weiter vorne als nach dem Qualifying durch die Strafversetzung von Romain Grosjean - ging es für Sebastian Vettel in Abu Dhabi bis auf Rang vier nach vorne. Bereits am Start hatte sich der Ferrari-Mann schon bis auf P12 nach vorne gearbeitet. Im Gegensatz zu seinen Vordermännern setzte er auf die härtere Reifenmischung am Start, wodurch ihn die erste Boxenstopp-Serie zwischenzeitlich sogar bis auf Rang zwei nach vorne spülte. Auf seinen abgenutzten weichen Reifen musste er aber bereits kurze Zeit später Lewis Hamilton und Teamkollege Kimi Räikkönen wieder Platz machen.

Nach Vettels erstem Stopp in Runde 23 ging es schließlich zurück auf Rang sechs. Es mussten nur noch Daniel Ricciardo und Sergio Perez bezwungen werden, um direkt hinter Räikkönen zu landen. Das gelang dem Ferrari-Mann schließlich in den Runden 40 respektive 44. Somit machte er in Abu Dhabi insgesamt elf Positionen gut. "Natürlich hätte ich gerne mit einem Platz am Podium abgeschlossen, aber Kimi und ich waren heute gleich schnell. Am Ende war der vierte Platz das bestmögliche Ergebnis", schilderte Vettel.

3. Warum wurde Verstappen bestraft?

Max Verstappen lieferte sich in Abu Dhabi einige Ausrutscher, Foto: Sutton
Max Verstappen lieferte sich in Abu Dhabi einige Ausrutscher, Foto: Sutton

Für Max Verstappen kam es bei finalen Rennen der Saison 2015 gleich doppelt bitter. Er erhielt gleich zwei Strafen und landete am Ende auf Rang 16. Seinen ersten Rüffel der Rennleitung erhielt der Toro-Rosso-Pilot für das Duell mit Jenson Button. In Kurve 17 verließ er die Strecke, um dem Briten auszuweichen. Sofort beschwerte er sich über Funk, abgedrängt worden zu sein. Die Stewards bewerteten die Situation anders und brummten Verstappen eine 5-Sekunden-Strafe für das Verlassen der Strecke auf.

Noch schlimmer wurde es schließlich kurz vor Rennende. Der Rookie hatte Weltmeister Lewis Hamilton direkt hinter sich und bekam blaue Flaggen gezeigt. Anstatt den Mercedes aber passieren zu lassen, fuhr der Niederländer weiter und sah im Rückspiegel nur wütende Handzeichen von Hamilton. Die Situation wurde untersucht und Verstappen kassierte eine Durchfahrtsstrafe, die nach dem Rennen in eine 20-Sekunden-Strafe umgewandelt wurde.

4. Warum kollidierten Jenson Button und Valtteri Bottas in der Box?

Valtteri Bottas beendete den Abu Dhabi GP auf Rang 13, Foto: Sutton
Valtteri Bottas beendete den Abu Dhabi GP auf Rang 13, Foto: Sutton

In Runde acht wurde ein unglückliches Rennen für Valtteri Bottas eines zum vergessen. Der Williams-Pilot fuhr von seiner Box los und kollidierte nur wenige Meter später mit dem herannahenden Jenson Button. Dabei wurde der Frontflügel des Williams beschädigt und die Einzelteile fanden sich in der Boxengasse sowie im Tunnel zur Strecke wieder. Die Konsequenz fiel danach gleich dreifach bitter aus: Mit seiner beschädigten Front verlor er auf der absolvierten Runde Zeit, noch mehr beim anschließenden zweiten Boxenstopp und obendrauf wurde ihm für dieses "Unsafe Release" noch eine 5-Sekunden-Strafe aufgebrummt.

"Ich bekam grün vom Team, fuhr los und ging auf die linke Seite der Boxengasse", erinnerte sich Bottas. "Unsere Perspektive im Cockpit ist sehr begrenzt und bevor ich realisierte, dass da ein McLaren an die Box kommt, war es schon zu spät um zu reagieren." Button selbst sah das Unheil bereits kommen und schützte sich vor dem Zusammenprall. Sein Auto trug keinen Schaden davon, die Rennstrategie allerdings schon. Durch den Zeitverlust rutschte er aus dem DRS-Fenster seines Vordermanns.

5. Wieso war Kimi Räikkönens verpatzter Stopp doppelt bitter?

Kimi Räikkönens Stopp dauerte vier Sekunden länger als geplant, Foto: Sutton
Kimi Räikkönens Stopp dauerte vier Sekunden länger als geplant, Foto: Sutton

Kimi Räikkönen steuerte in der 32. Runde die Box zu seinem finalen Reifenwechsel an. Zu diesem Zeitpunkt rechnete sich Ferrari noch Chancen aus, möglicherweise zwischen die beiden Mercedes zu kommen - oder zumindest in deren Nähe. Doch es kam anderes. Das rechte Vorderrad wollte sich einfach nicht vom Auto trennen und der Finne wartete und wartete.

Rund vier Sekunden gingen dabei flöten und zu allem Überfluss kam Räikkönen nicht nur hinter Teamkollege Vettel wieder auf die Strecke, sondern musste auch an Sergio Perez im Force India vorbei. Damit war jede Chance auf einen Angriff nach vorne passé. "Wir hätten ein ganz schönes Stück näher dran sein können, aber wir hatten ein paar Probleme beim Boxenstopp und haben so Zeit verloren", ärgerte sich Räikkönen.

6. Warum schied Pastor Maldonado aus?

Pastor Maldonado und Fernando Alonso crashten in Kurve 1, Foto: Sutton
Pastor Maldonado und Fernando Alonso crashten in Kurve 1, Foto: Sutton

Das letzte Saisonrennen von Pastor Maldonado ging genau bis zur ersten Kurve. Als der Lotus-Pilot in Turn 1 einbiegen wollte, gab es einen Stoß von hinten und das Rennen war beendet. Verursacher war Fernando Alonso, der allerdings zu diesem Zeitpunkt selbst keine Kontrolle über seinen McLaren hatte, weil er zuvor von Felipe Nasr getroffen wurde. "Ich habe den Kontakt mit Fernando nicht gesehen, sondern es nur hinten am Auto gespürt", erklärte Maldonado später.

Während Alonso die Fahrt gleich wieder aufnehmen konnte, war für den Venezolaner durch eine beschädigte Radaufhängung alles vorbei. Einen kleinen Seitenhieb konnte sich Maldonado - verschrien als Crash-Pilot - allerdings nicht verkneifen. "Stellt euch mal vor, es wäre andersrum gewesen. Dann wäre es eine große News gewesen!" Glück hatte in der ersten Kurve Sebastian Vettel. Alonso schrammte an ihm vorbei und es kam zu einer leichten Berührung. Er konnte aber ungehindert weiterfahren und sein Ferrari blieb unbeschädigt.

7. Wieso tobte Fernando Alonso nach dem Rennen?

Fernando Alonso wurde für die Kollision mit Pastor Maldonado bestraft, Foto: Sutton
Fernando Alonso wurde für die Kollision mit Pastor Maldonado bestraft, Foto: Sutton

Für Fernando Alonso ging in Abu Dhabi eine bescheidene Saison mit einem passenden Resultat zu Ende. In Kurve 1 wurde er von Felipe Nasr angestoßen, rauschte damit in Pastor Maldonado und kassierte für diesen Unfall eine Durchfahrtsstrafe und zwei Strafpunkte. Für den Spanier ein vollkommener Witz. "Eine Durchfahrtsstrafe zu bekommen, nachdem man selbst getroffen wurde, ist verrückt und ich glaube auch einmalig", verstand der letztlich 17. die Welt nicht mehr.

Schon oft wurden die Willkür der Strafen in der Königsklasse diskutiert. So erhielt Bottas für das "Unsafe Release" von Williams nur 5 Sekunden Zeitstrafe, in ähnlichen Fällen hagelte es in anderen Rennen Durchfahrtsstrafen. Für Alonso muss in dieser Beziehung gearbeitet werden. "Wir müssen auf viele Dinge schauen. Bei den Strafen muss es mehr Konstanz geben, mehr Verstand, mehr Fairness", verlieh er seiner Kritik Nachdruck.