Mit guten Erinnerungen reist Felipe Massa nach Abu Dhabi, belegte er im vergangenen Jahr doch Rang zwei mit nur geringem Rückstand auf Sieger Lewis Hamilton. Bewegte sich die Formkurve des Williams-Teams 2014 in der zweiten Saisonhälfte aber ohnehin nach oben, verläuft sie in dieser Saison seit einigen Rennen - zumindest beim Brasilianer - in die andere Richtung.

"Ich denke, letztes Jahr haben wir das Auto ab Saison-Halbzeit mehr verbessert verglichen mit den anderen. In diesem Jahr haben die anderen sich mehr verbessert als wir, besonders Ferrari und Mercedes", vermutet Massa den Grund für die größer gewordene Lücke nach vorne, die er auch direkt beziffert. "Wenn wir auf das letzte Rennen in der vergangenen Saison schauen, waren wir drei oder vier Zehntel hinter Mercedes. Dieses Jahr ist es eine Sekunde. Wir sind nicht so nah dran wie letztes Jahr", gibt er sich keinem Optimismus hin, ein ähnliches Resultat wie vor Jahresfrist zu erzielen.

Alter Motor im Nachteil

Eine weitere Ursache liegt laut Massa auch daran, dass das Werksteam der Silberpfeile seit einigen Rennen die verbesserte Version der Power Unit einsetzen kann, die Kundenteams, zu denen Williams bekanntermaßen gehört, sich jedoch noch im Wartestand befinden. Wie groß der Unterschied ist, weiß der Routinier jedoch nicht. "Ich weiß es nicht, ich habe den anderen Motor noch nicht genutzt. Aber mit dem Tag, als sie diesen Motor verwendet haben, sind sie schneller geworden verglichen mit uns. Daher glaube ich, dass er besser ist. Aber ich kann nicht sagen, wie viel schneller er ist. Da müsst ihr sie fragen", sagte Massa auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

In Brasilien erlebte Felipe Massa ein Wochenende zum Vergessen, Foto: Sutton
In Brasilien erlebte Felipe Massa ein Wochenende zum Vergessen, Foto: Sutton

Insgesamt zieht Massa jedoch ein positives Fazit der Saison, wenngleich er Verbesserungspotenzial sieht. Auf einer Skala von 1 bis 10 vergibt er eine 7,5. "Ich denke, in einigen Rennen haben wir keinen perfekten Job gemacht, in anderen haben wir es", fasst er lapidar zusammen. "Ich bin nicht hundertprozentig zufrieden mit einigen Rennen, die ich bestritten habe. Es gibt einiges, was wir für nächstes Jahr verbessern müssen, zum Beispiel die Boxenstopps, die Strategien, was halt nicht so gut funktioniert hat", mahnt er an. Dass es aber schwer wird, mit Ferrari und Mercedes zu konkurrieren, weiß er. "Wir wissen, dass das nicht einfach wird. Das Budget, das sie haben, ist viel höher als das was wir haben. Das hat einen großen Einfluss."

Trotz Überzeugung kein Protest

Enttäuschend verlief Massas Heimrennen vor zwei Wochen in Sao Paulo. In jeder Session klar hinter dem Teamkollegen platziert, wurden ihm nach dem Rennen auch noch sein achter Platz und damit vier WM-Punkte aufgrund einer Disqualifikation genommen. Die Berufung zog Williams zurück, ein Schuldeingeständnis war das jedoch keinesfalls, wie Massa betont. "Wir sind hundertprozentig sicher, dass wir nichts Falsches gemacht haben. Es gab da einige Probleme an der Messung, die einfach unmöglich sind. Wenn ich 27 Grad mehr im Reifen gehabt hätte, wäre ich nirgendwo gewesen", verweist er auf den Performance-Nachteil, der entstanden wäre.

"Sicher ist, dass an der Messung irgendetwas nicht korrekt war. Entweder am Gerät der FIA oder bei den Leuten, die die Messung durchgeführt haben. Ihr müsst das mit Pat [Symonds; Anm.] besprechen, aber wir haben die Berufung aus Geldgründen zurückgezogen. Es würde nichts ändern an unserer WM-Platzierung, daher haben wir uns dazu entschieden, auch wenn wir hundertprozentig sicher sind, dass wir nichts falsch gemacht haben", erklärt er.

Symonds selbst zeigte sich ebenfalls überzeugt, dass Williams' Einspruch Erfolg gehabt hätte. "Ich bin absolut sicher, dass wir den Protest gewonnen hätten, auch wenn wir ihn sehr vorsichtig vorbereiten hätten müssen", betonte der Brite, der darauf hinwies, dass Einsprüche gegen die Entscheidungen der Stewards sehr teuer seien. "Ich glaube allerdings, dass es wichtig ist, die Reputation von Williams zu wahren."