Auch einige Tage nach dem Tod von Jules Bianchi trägt die Formel-1-Welt Trauer. Die beiden Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg waren vor dem Großen Preis von Ungarn in Nizza bei der Beisetzung des viel zu jung verstorbenen Franzosen.

Die Vorbereitung auf den letzten Grand Prix vor der Sommerpause war von der schrecklichen Nachricht geprägt. "Es war unglaublich hart für uns alle, von Jules Abschied zu nehmen. Ich wünschte, ich hätte ihn besser gekannt. Aber soweit ich ihn erlebt habe, hatte er ein gutes Herz und eine große Zukunft vor sich", trauert Lewis Hamilton. "Ich werde Jules in meine Gebete und Gedanken einschließen", verspricht der Brite. "Nicht nur bei diesem Rennen, sondern bei allen weiteren in meiner Rennfahrerkarriere. Ich weiß, dass er wollen würde, dass wir weiter so hart fahren wie er, und das habe ich vor."

Auch Teamkollege Nico Rosberg ist mit seinen Gedanken noch beim verstorbenen Kollegen: "Die vergangene Woche war extrem emotional. Wir Fahrer haben ihm die letzte Ehre erwiesen und Abschied genommen. Er war ein sehr talentierter Kollege und netter Mensch. Meine Gedanken sind in diesen Tagen bei den Menschen, die Jules sehr nahe standen. An diesem Wochenende wird jeder im Fahrerlager die gleichen Gefühle teilen. Dennoch geht es weiter und wir werden hart für Jules fahren, wie er es sich selbst gewünscht hätte."

Wie immer in der Formel 1 kehrt wieder schnell der Alltag ein. Business as usual. Auch Mercedes Motorsportchef Toto Wolff will wieder zur Normalität zurückkehren: "Jetzt blicken wir nach vorne auf den Großen Preis von Ungarn und das letzte Rennen vor der Halbzeitpause der Saison."

Mit fast perfekter Ausbeute zum Hinrunden-Finale

Ähnlich wie im vergangenen Jahr reist Mercedes mit einer nahezu weißen Weste nach Ungarn. 2014 ging zuvor lediglich der Kanada GP wegen zweier technischer Defekte verloren, in diesem Jahr musste sich Mercedes in Malaysia Sebastian Vettel und Ferrari geschlagen geben. In Ungarn kam vor einem Jahr der zweite Mercedes-Schock, zum zweiten Mal Daniel Ricciardo.

Hamiltons Silberpfeil brannte 2014 fast komplett aus, Foto: Sutton
Hamiltons Silberpfeil brannte 2014 fast komplett aus, Foto: Sutton

Lewis Hamilton musste im Qualifying erst tatenlos dabei zusehen, wie sein Silberpfeil komplett ausbrannte. Im Regenrennen tags darauf drehte er sich erst, ignorierte eine Teamanweisung und wurde später immerhin noch Dritter. Nico Rosberg, von Pole gestartet, wurde durch unglückliche Safety-Car-Phasen nach hinten gespült und am Ende nur Vierter. "Im vergangenen Jahr verlief das Rennen für mich nicht ideal", erinnert sich der WM-Zweite.

Mit einem Regenrennen scheint Mercedes in diesem Jahr nicht rechnen zu müssen. Eher mit einer Hitzeschlacht nahe der 40-Grad-Marke. Doch auch die Zuverlässigkeit ist 2015 entschieden besser. In der aktuellen Saison hatten Lewis Hamilton und Nico Rosberg in Qualifying und Rennen noch keinen Ausfall zu beklagen.

Einzige Gefahr: Start

Williams überraschte Mercedes am Start, Foto: Sutton
Williams überraschte Mercedes am Start, Foto: Sutton

"Der Hungaroring ist eine interessante Strecke mit niedrigen bis mittleren Geschwindigkeiten", weiß Paddy Lowe. Nach Monaco und Singapur ist der Hungaroring die langsamste Strecke im Rennkalender. "Sie besteht aus einer kurzen Geraden, einer Fülle an fordernden Kurven und vielen Höhenunterschieden. Es kann knifflig sein, den richtigen Kompromiss bei der Aufhängung zu finden." Doch genau das gelang Mercedes zuletzt immer am besten. In Silverstone waren die Mercedes in den schnellen Passagen stark, in den langsamen Ecken aber noch ein Quäntchen besser.

Einziger Schwachpunkt der Silberpfeile: Der Start. In Großbritannien gingen beide Williams an Nico Rosberg vorbei, Felipe Massa sogar an Lewis Hamilton. Überholen auf der Strecke war anschließend für die haushoch überlegenen Mercedes unmöglich. In Ungarn ist das sogar noch extremer. "Überholen ist schwierig, aber nicht unmöglich. Wenn es also zu einem Überholmanöver kommt, ist es normalerweise etwas Besonderes", fürchtet Paddy Lowe.

Mercedes: Budapest Bilanz

Mercedes in Budapest: Den mit Abstand größten Erfolg für die Silberpfeile auf dem Hungaroring feierte Lewis Hamilton. Der Brite gewann 2013 sein erstes Rennen in Diensten von Mercedes und demonstrierte damit, dass die Strecke zu seinen absoluten Lieblingskursen zählt. Im Vorjahr fuhr der Brite als Dritter ebenfalls auf das Podium.

Lewis Hamilton in Budapest: Mit vier Siegen ist Lewis Hamilton gemeinsam mit Michael Schumacher der erfolgreichste Pilot in Ungarn. Der Brite gewann sowohl 2007, 2009, 2012 als auch 2013 und belegte überdies im Vorjahr den dritten Platz. Nur 2010 sah Hamilton wegen eines Getriebedefekts nicht das Ziel.

Nico Rosberg in Budapest: Von einer Bilanz wie sein Teamkollegen kann Nico Rosberg nur träumen. Der Deutsche stand auf dem Hungaroring noch nie am Podium, seine besten Platzierungen sind zwei vierte Ränge aus den Jahren 2009 und 2014.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Die Überraschung darüber, dass Mercedes auch am Hungaroring den Ton angeben wird, hält sich in Grenzen. Das Ergebnis im letzten Jahr ist natürlich - genauso wie Kanada und Spa - komplett außergewöhnlich entstanden. Aber bei den Fahrern gibt es eine kleine Tendenz: Lewis Hamilton ist ein wahrer Ungarn-Spezialist. Nico Rosberg hingegen hat in Budapest noch keine Sternstunde erlebt. (Christian Menath)