Fünf Jahre ist es her, dass Nico Hülkenberg seine erste Formel-1-Saison fahren durfte. Nach einem Jahr als Testfahrer bei Williams, unterschrieb er 2010 für ein Stammcockpit bei dem britischen Rennstall aus Grove. Mit Rubens Barrichello bekam der Deutsche damals einen erfahrenen Teamkollegen an die Seite gestellt. "Ich denke ich konnte ihm ein paar Tipps geben", erinnert sich der Brasilianer an die Saison von 2010.

Das erste Jahr bei Williams verlief gut für Hülkenberg. Bei seinem dritten Grand Prix in Malaysia holte er als Zehnter seinen ersten Weltmeisterschaftspunkt. In Ungarn erzielte er als Sechster seine beste Saisonplatzierung und in Brasilien fuhr er im Qualifying auf die Pole-Position. Das Jahr beendete er auf dem 14. Platz der WM, vier Plätze hinter seinem Teamkollegen. Barrichello war nach dieser Saison von dem Können des Deutschen überzeugt. "Ich mochte wie er fährt, er hat ein riesen Talent", erzählt der Brasilianer im Gespräch mit der brasilianischen Plattform Grand Premio.

Rubens Barrichello und Nico Hülkenberg fuhren 2010 beide für Williams und kamen gut miteinander klar, Foto: Sutton
Rubens Barrichello und Nico Hülkenberg fuhren 2010 beide für Williams und kamen gut miteinander klar, Foto: Sutton

Hülkenberg braucht ein Top-Team

Im Juni holte sich Nico Hülkenberg mit seinen Kollegen Earl Bamber und Nick Tandy im Porsche den LMP1-Sieg in Le Mans, Foto: Porsche
Im Juni holte sich Nico Hülkenberg mit seinen Kollegen Earl Bamber und Nick Tandy im Porsche den LMP1-Sieg in Le Mans, Foto: Porsche

Die restlichen Teams überzeugte der Deutsche damals nicht, 2011 wechselte Hülkenberg wieder in die Position des Ersatzfahrers bei Force India, was ihm 2012 zum Stammcockpit bei den Indern verhalf. Ein kurzer Zwischenstopp bei Sauber 2013, führte ihn ein Jahr später wieder zurück zu Force India, wo er auch aktuell um Punkte kämpft. Für einen Grand-Prix-Sieg, geschweige denn einen Weltmeistertitel hat es bisher aber nie gereicht. Hülkenberg fährt im besseren Mittelfeld mit und befindet sich aktuell auf WM-Rang neun.

Dennoch wurde dem Deutschen nicht nur von Barrichello ein großes Talent attestiert. Mit seinem Debütsieg im Juni in Le Mans konnte der 27-Jährige dieses endlich auch rechtfertigen. Seitdem hat sich einiges verändert. Lobeshymnen und Gerüchte um ein Ferrari-Cockpit stehen beinahe täglich an der Tagesordnung für den Deutschen.

Für Barrichello keine Neuigkeit, er war immer zuversichtlich, dass Hülkenberg seinen Weg gehen wird. "Seine Zeit wird kommen, das weiß ich", erklärt der Brasilianer. "Er muss einfach geduldig bleiben", rät er ihm. Denn bei Force India ist der Deutsche nicht gut aufgehoben. "Er verdient ein besseres Cockpit, er braucht ein Top-Team", fordert Barrichello.

Der Druck in der Formel 1 ist gewaltig

Mit Ende 2011 war für Barrichello in der Formel 1 Schluss. Für eine Vertragsverlängerung bei Williams hatte es damals nicht gereicht. Bruno Senna übernahm 2012 das Williams-Cockpit. Ein Schritt, über den der Brasilianer heute glücklich ist. "Ich habe meine 19 Jahre in dem Sport wirklich genossen", erklärt er. "Aber heute bin ich froh darüber, nicht mehr in der einen Woche nach China zu fliegen, und die Woche darauf wieder ganz wo anders zu sein", so der 43-Jährige.

Die Jahre in der Königsklasse waren nämlich auch eine enorme Anstrengung für Barrichello. "Es ist eine Herausforderung, man muss mental ganz schön stark sein. Der Druck in der Formel 1 ist gewaltig", erzählt er. Um dem Stand zu halten, muss man wissen, was man will. Ein Charakterzug, den er Ex-Kollege Hülkenberg aber zuspricht. Der Brasilianer ist gespannt, zu welchem Team es seinen Ex-Kollegen führen wird. "Wir werden sehen, was er [Nico] will", so Barrichello.