Dicke Luft zwischen Jean Todt und Bernie Ecclestone: Der FIA-Präsident ist sehr verärgert darüber, dass Ecclestone ständig die Formel 1 schlechtredet. Der 84-Jährige hat seit der Einführung der Power Units im Jahre 2014 wiederholt das Produkt, das er vermarktet, niedergemacht. Zuletzt bezeichnete er die Formel 1 als ein "beschissenes Produkt". Todt hat davon jetzt genug: Nicht nur die ständige Nörgelei gehe ihm auf die Nerven, auch die Art von Ecclestone sei in mancher Hinsicht nicht immer zielführend.

"Wenn er sich beschweren will, was durchaus angemessen sein könnte, dann ist das etwas, das wir intern besprechen sollten, und das nicht in der Öffentlichkeit tun", sagte der Franzose gegenüber dem Guardian. "Bei allem Ansehen und Geld, das er verdienterweise hat: Ich hoffe, er äußert sich künftig etwas positiver über das Produkt."

Damit nicht genug, der 69-Jährige legte nach: "Ich kenne Bernie sehr gut. Er erzählt dir, dass du sein bester Freund bist. Fünf Minuten später erklärt er jemand anderem, dass du der größte Idiot bist, den er je in seinem Leben getroffen hat." Zwar könne er damit leben, aber: "Ich steige da nicht durch. Sowas kreiert nur unnötigen Klatsch und Tratsch. Wenn etwas nicht konstruktiv ist, sollte man es lassen. Aber es ist halt seine Art." Er wolle aber nicht anstreben, Ecclestone zu ändern, fügte Todt hinzu, der im Gegensatz zu Vorgänger Mosley das Licht der Öffentlichkeit meidet.

Zentrum des Machtkampfs: Die hybridisierte Formel 1 ist Ecclestone zu wenig spektakulär, Foto: Sutton
Zentrum des Machtkampfs: Die hybridisierte Formel 1 ist Ecclestone zu wenig spektakulär, Foto: Sutton

Dabei habe er durchaus keine Probleme damit, dass Ecclestone Vorschläge in der Formel-1-Kommission und der Strategy Group einbringt, es sei sogar seine Aufgabe. Aber sie sollten eben konstruktiv sein. Ecclestone hatte sich wiederholt gegen die Hybridtechnologie gesperrt, Todt sieht darin die Zukunft: "Der erste Plan der heutigen Motoren sah einen Vierzylinder vor und alle haben gesagt, das wäre ein Desaster. Jetzt hat Porsche mit einem Vierzylinder Le Mans gewonnen und ich denke, niemand wird den Wert dieses Technologie-Sieges geringschätzen", sagte er gegenüber El Mundo Deportivo.

Er sieht in der Hybrid-Formel-1 eine Kommunikation mit der Welt, den Motorsport zukunftsfähig zu machen. Mit diesem Schritt hat er die Hersteller auf seiner Seite. Dabei gestand er aber ein, nicht auf die enormen Kosten für die kleinen Teams geachtet zu haben. Ecclestone hingegen spricht sich für Low-Tech-Racing aus. Ein weiterer Streitpunkt zwischen den beiden Funktionären ist ein Vorschlag Todts, die Formel 1 am Abend fahren zu lassen. "Ich würde 18 Uhr bevorzugen. Die Leute können an den Strand gehen, nach Hause kommen und sich das Rennen ansehen." Ecclestone will an 14 Uhr festhalten, um nicht mit anderen abendlichen Programmpunkten im Fernsehen zu konkurrieren.

Es ist nicht das erste Mal, dass Bernie Ecclestone mit einem FIA-Präsidenten um die Richtung der Formel 1 ringt: In den 80er-Jahren lieferte sich der Engländer einen erbitterten Machtkampf mit Jean-Marie Balestre um die Zukunft der Formel 1. Als dieser abgetreten war, begann 1993 eine 16 Jahre andauernde Zusammenarbeit mit Max Mosley. Seit 2009 ist Todt im Amt, der sich verstärkt für die von Ecclestone verhasste Demokratie in der Formel 1 stark gemacht hat.