Nach dem Reifenwechsel überfuhr Lewis Hamilton die weiße Linie an der Boxenausfahrt. "Ich habe ein bisschen gepusht und versucht, eine Position gutzumachen und dabei die Linie berührt", spielte Hamilton den Vorfall herunter. "Ich bin das ganze Wochenende da immer wieder herangefahren, jetzt ist es erstmals aufgefallen."

In Monaco war der zweite Stopp nur vermeintlich ein Sicherheitsstopp, Foto: Sutton
In Monaco war der zweite Stopp nur vermeintlich ein Sicherheitsstopp, Foto: Sutton

Am Ende war es auch egal, denn die Stewards belegten die Aktion mit einer fünf Sekunden Pit-Stop-Penalty. Weil Hamilton nicht mehr zum Reifenwechsel kommen musste, wurden die fünf Sekunden auf seine Rennzeit gerechnet. Weil sein Abstand auf Platz drei groß genug war, nicht weiter dramatisch. Vor der Einführung der Boxenstoppstrafe hätte es vermutlich eine Durchfahrtsstrafe gegeben - Glück für Hamilton also.

Oder doch nicht? Denn wäre gegen Rennende das Safety Car ausgerückt - und im schlimmsten Fall das Rennen sogar hinter Bernd Mayländer beendet worden -, dann hätte es für Lewis Hamilton nicht gut ausgesehen. Weil hinter dem Safety Car die Abstände schmelzen, hätten fünf Sekunden einige Plätze bedeutet. Weil die Konkurrenz von der Strafe wusste, hätte sie die Abstände möglichst gering gehalten. Hamilton hätte im schlimmsten Fall sogar aus den Punkterängen fallen können.

Genau aus diesem Grund überlegte Mercedes, Hamilton ein zweites Mal an die Box zu holen. "Wir haben am Funk lange drüber diskutiert", gestand Mercedes Motorsportchef Toto Wolff Motorsport-Magazin.com. Der Brite hätte dann seine Strafe absitzen können. Ein Zieleinlauf hinter dem Safety Car wäre ihm dann egal gewesen. Allerdings wäre Hamilton durch einen zusätzlichen Stopp zunächst auf jeden Fall hinter Massa rausgekommen.

Monaco-Déjà-vu hält Mercedes von Stopp ab

Für eine normalen Boxenstopp braucht man etwas mehr als 20 Sekunden Vorsprung, um wieder vor seinem Konkurrenten auf die Strecke zu kommen. Mit Reifenwechsel und Pit-Stop-Penalty müssen es entsprechend mehr als 25 Sekunden sein. Lässt man den Reifenwechsel weg, sind es noch immer gut 22 Sekunden.

Hamiltons Vorsprung auf den drittplatzierten Massa betrug während des gesamten Rennens weniger als 20 Sekunden. Der Brite wäre also auf jeden Fall zunächst hinter den Brasilianer zurückgefallen, bei einem späteren Stopp auch noch hinter Vettel. "Da haben wir ein Déjà-vu von Monaco bekommen, daher haben wir uns entschlossen, es nicht zu machen", erklärte Wolff die Entscheidung. Weil Bernd Mayländer nicht mehr ausrücken musste, erwies sich das auch als goldrichtig.