Das gibt es auch nicht alle Tage im Profisport: Ein Team hat keine Lust auf Überlegenheit, wünscht sich konkurrenzfähige Gegner. So geschehen im Fall Mercedes gegen Ferrari. Die Silberpfeile setzten die Dominanz vergangener Tage auch in Australien fort, die Scuderia gilt aktuell als erster Verfolger. Das allerdings mit gehörigem Rückstand, wie der Saisonauftakt in Melbourne bewies. Eine Ausgangslage, die nach Langeweile in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft riecht.

Damit es dieses Jahr spannender bleibt, wünschen sich die Silberpfeile ein starkes Ferrari. Im Sinne des Sports, wie Lewis Hamilton und Nico Rosberg in Malaysia versicherten. "Für die Fans und meinen Sport - denn ich bin ja auch Formel-1-Fan - wäre es am tollsten, wenn es beispielsweise ein Duell zwischen Mercedes und Ferrari gibt", sagte Rosberg vor dem zweiten Rennen des Jahres in Sepang. Allerdings mit Einschränkung. Rosberg: "Es wäre besser, wenn wir dann natürlich vorn bleiben. Aber die können ruhig ein bisschen näher dran sein und uns ärgern."

Diskussionen im Fahrerlager von Malaysia, Foto: Sutton
Diskussionen im Fahrerlager von Malaysia, Foto: Sutton

Mercedes über Ferrari: Toll

Sicherlich sprach Rosberg aus der beruhigenden Lage heraus, dass Mercedes einen meilenweiten Vorsprung zu haben scheint. An der Spitze hat sich nach dem ersten Rennen effektiv nichts geändert - Mercedes-Doppelsieg als Standard. Nur dahinter ist es etwas enger geworden, dem wiedererstarkten Ferrari sei Dank. "Es ist toll zu sehen, dass Ferrari Riesenschritte gemacht hat", pflichtete Auftaktsieger Hamilton seinem Teamkollegen bei. "Die haben große Schritte gemacht, sowohl beim Motor als auch beim Auto selbst."

Um schon im Vorfeld für ein wenig mehr Unterhaltungspotenzial zu sorgen, sagte Hamilton kurz vor dem Malaysia Grand Prix: "Ich hoffe, dass Ferrari so weitermacht. Die hatten am vergangenen Rennwochenende ein paar sehr spektakuläre Sektorenzeiten. Ich denke, dass sie erneut stark sein werden." Die indirekte Aufforderung nach weiteren Fortschritten dürfte Ferrari gern hören. Nach der katastrophalen 2014er-Saison ist schnelle Wiedergutmachung angesagt, der Anfang mit Sebastian Vettels Podium in Melbourne bereits getan.

Steht Vettel irgendwann über Mercedes?, Foto: Sutton
Steht Vettel irgendwann über Mercedes?, Foto: Sutton

Ziel: Mercedes besiegen

Lauscht man allerdings den Stimmen aus Maranello, will sich Ferrari nicht mit der Rolle des Mercedes genehmen Verfolgers zufriedengeben. "Das Ziel sollte es nicht nur sein, so schnell zu sein wie Mercedes", sagte Vettel deutlich. "Ziel sollte es auch sein, sie zu besiegen. Wie schnell das passieren wird, ist schwierig zu sagen. Sie haben einen klaren Vorteil. Das heißt aber nicht, dass niemand an sie herankommen kann." Gleichfalls war Vettel bewusst, dass es wohl noch eine ganze Weile dauern wird, bis Ferrari sich ansatzweise auf Augenhöhe mit Mercedes messen kann.

Zu groß war der Vorteil des Weltmeister-Teams im vergangenen Jahr, zu überlegen die Power Unit aus dem Hause Mercedes. Für 2015 haben die Silberpfeile noch einmal nachgelegt, wie etwa Hamilton erkannte. "Natürlich waren wir schon im vergangenen Jahr ziemlich konkurrenzfähig", sagte der Brite. "Darüber hinaus eine weitere Verbesserung zu erzielen, ist außergewöhnlich. Das zeigt wirklich, wie klasse dieses Team ist. Wenn die gleichen Leute hier bleiben und die richtige Philosophie gewählt wird, bleibt dieses Team für viele, viele Jahre stark."

Noch ist Mercedes meilenweit vor Ferrari, Foto: Sutton
Noch ist Mercedes meilenweit vor Ferrari, Foto: Sutton

Schwer bedeutet nicht unmöglich

Fraglich allerdings, ob sich Vettel und Ferrari folgenlos damit abgeben würden, noch weitere Saisons hinterherzufahren. In Maranello rollen die Köpfe schnell, das hat zuletzt Neu-Präsident Sergio Marchionne mit seiner Generalüberholung bewiesen. Grund genug für Vettel, nicht die Motivation zu verlieren.

"Sicherlich wird es Zeit in Anspruch nehmen, denn Mercedes hat in der Vergangenheit bis heute einen super Job gemacht", lobte der vierfache Weltmeister. "Sie haben jetzt noch mal einen guten Schritt bei Motor und Chassis gemacht. Das macht es schwer, sie zu schlagen - aber schwer bedeutet nicht unmöglich."