Selten war es so klar, dass der aufgestellte Rekord für die Ewigkeit sein wird wie im Falle Max Verstappens. Wenn er in Melbourne erstmals für die Scuderia Toro Rosso (STR) in einer Formel-1-Startaufstellung stehen wird, wird er so jung sein wie niemand vor ihm und auch niemand mehr nach ihm. Grund dafür ist die Altersbeschränkung bei der Superlizenz, die ab 2016 greifen wird. Kein Wunder also, dass das Interesse an seiner Person riesig ist. Doch Verstappen gibt sich absolut abgebrüht und macht auch kein Geheimnis daraus, dass er sich wesentlich reifer fühlt als es sein Alter vermuten ließe.

Der Grund dafür ist sein Vater Jos, mit dem er als Kind durch den Formel-1-Paddock zog: "Ich fühle mich nicht wie 17, weil ich schon so viel Zeit mit diesen Leute verbracht habe", sagt der Raketenstarter gegenüber ESPN. Ich habe im jungen Alter von meinem Vater so viele Informationen erhalten, wie man sich verhalten muss, und da muss man schon hart dran arbeiten." Deshalb sieht er sich selbst als eine Art Spezialfall, was die Erfahrung betrifft.

Selbstbewusst fährt der Niederländer fort: "Das ist der Grund, warum mich dieser ganze Presserummel bei der Präsentation des neuen Fahrzeugs nicht wirklich beeindruckt. Ich bin wegen meines Vaters schon immer Teil dessen gewesen." Seit er zehn alt gewesen ist, habe er auf eine professionelle Karriere hingearbeitet. "Man muss schon einiges dafür aufgeben, aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich die Teenager-Zeit verpasst hätte. Es war immer mein Ziel, hier zu sein und deshalb habe ich alles getan, um diese Chance zu bekommen. Was einen Motor hat, ein bisschen Krach macht und einen Benzin riechen lässt, hat mich schon immer interessiert."

Hohe Ziele vom ersten Rennen an

In der Formel 3 Dritter, in der Formel 1...?, Foto: FIA F3
In der Formel 3 Dritter, in der Formel 1...?, Foto: FIA F3

Toro Rosso hat sich hohe Ziele gesteckt und peilt den fünften Platz in der Konstrukteurs-WM an - mit zwei Rookies. Verstappen lässt sich aber auch hiervon nicht abschrecken: "Natürlich ist das ein hohes Ziel, aber wenn man sich die Resultate aus dem letzten Jahr ansieht, war das Team konkurrenzfähig und hatte gute Qualifyings. Wenn wir dieses Jahr bei der Zuverlässigkeit etwas besser werden, denke ich schon, dass uns das gelingen kann. Wir haben einige Verbesserungen am Auto und Motor vorgenommen." Insbesondere zu Beginn der Saison müsse man Fehler der Konkurrenz ausnutzen, statt sie selber zu machen.

Genau solche unterliefen allerdings während seiner Formel-3-Saison: Verstappen holte zwar mehr Siege als alle anderen Fahrer in der Saison 2014, beendete die Saison aber hinter Esteban Ocon und Tom Blomqvist nur auf Rang drei. "Wir hatte einige technische Probleme", rechtfertigt sich der zweifache Kart-Europameister. "Ich weiß, man soll nicht so denken, aber wenn man einfach die Resultate, die wir hatten, weiterspinnt, dann hätten wir weitaus besser abgeschnitten. Für mich ist das Wichtigste, dass ich hier [in der Formel 1] bin, selbst wenn ich in den unteren Kategorien keinen Titel geholt habe. Ich muss jetzt und hier Leistung bringen."

Die Formel-3-Saison hat ihn auch in Kontakt mit den Mercedes-Verantwortlichen gebracht: "Ich bin VW-Motoren gefahren und wir haben gegen Mercedes gekämpft, so kommt man zwangsläufig mit ihnen in Kontakt. Wir hatten einige Gespräche mit Toto [Wolff] und Niki [Lauda] und sie waren sehr offen und ehrlich. Es waren Gespräche, aber mehr nicht." Stattdessen nahm ihn Dr. Helmut Marko unter seine Fittiche und setzte ihn direkt ins Formel-1-Cockpit. Seinen nächsten Einsatz hat er am kommenden Donnerstag bei den Barcelona-Testfahrten.