Das Duell der Saison 2014 findet am kommenden Wochenende in Abu Dhabi seinen Höhepunkt und gleichzeitig sein Ende. Einer der beiden Mercedes-Piloten wird sich Weltmeister nennen können, für den anderen bleibt nur der Titel des ersten Verlierers. Eine schwierige Situation für Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, der sich trotz 17 Punkten Vorsprung für Lewis Hamilton noch zu keiner Prognose hinreißen lassen will. "Rein mathematisch ist die Chance zu 90 Prozent bei Lewis, aber das Gleiche habe ich Nico im Sommer erzählt, als die Chancen noch auf seiner Seite waren", erinnerte Wolff. "Es hat sich wieder alles gedreht und man sollte sich nie auf die Mathematik verlassen, denn es ist immer noch Motorsport."

Kollision ausgeschlossen?

Zum Motorsport gehörten traditionell auch Kollisionen - bei Mercedes zuletzt in Spa gesehen. Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com zeigte sich Wolff aber fest überzeugt, dass sich dieses Szenario in Abu Dhabi nicht wiederholen werde. "Es müsste eine Kollision geben, aus der Nico besser herauskommt als Lewis. Es ist aber unmöglich, das mit einem Formel-1-Auto zu steuern - das ist selbst für die besten Fahrer der Welt nicht planbar", schilderte Wolff.

Ob planbar oder nicht: Wolff glaubt fest an seine beiden Fahrer und würde weder Hamilton noch Nico Rosberg derartige Absichten unterstellen. Beide Fahrer hätten am Wochenende nur ein Ziel: gewinnen. Rosberg aus schlicht rechnerischen Gründen, Hamilton, um zu zeigen, dass er ein würdiger Weltmeister ist. "Es wird am Sonntag ein hartes Rennen, aber es wird nicht so weit gehen, dass sie sich gegenseitig ins Auto fahren - zumal beide viel zu verlieren haben", prognostizierte Wolff. "Nico hat zu verlieren, dass die WM gelaufen ist, sollten beide Autos stranden."

Der Kampf geht in die finale Phase, Foto: Sutton
Der Kampf geht in die finale Phase, Foto: Sutton

Der beste Kämpfer im Geiste

Der Druck der vor dem Finale in Abu Dhabi auf den beiden Mercedes-Piloten lastet, ist klar zu spüren, erklärte Wolff. Beide Fahrer schalten so gut wie möglich alle Nebengeräusche aus und konzentrieren sich nur noch auf das Rennen - mit Ausnahme kleiner Psychospielchen, die das Team nicht unterbindet. "Die beiden müssen spielen, was durch Aussagen an psychologischen Spielchen möglich ist", unterstrich der Motorsportchef. "Du musst den anderen unter Druck setzen."

Dies würde nur funktionieren, wenn beide auf die Vergangenheit blicken und dort suchen, wo ihr Konkurrent bereits unter Druck stand. Wolff selbst hat sich über die Saison mehrfach in seine Fahrer hineinversetzt, wollte dies vor dem Saisonfinale aber bewusst vermeiden. Solange es nur bei Sticheleien in Interviews bleibt, wird es von Mercedes-Seite auch keinen Eingriff geben. "Wir lassen ihnen weitestgehend freie Hand, aber wir tun uns dabei auch leicht", sagte Wolff. "Keiner der beiden ist hinterhältig - ganz im Gegenteil." Wichtig ist für Mercedes nur eines: Die Regeln müssen eingehalten werden. Wenn sich einer der beiden Fahrer innerhalb dieser Leitlinien einen Vorteil verschafft, sei das normal und gehöre zur Formel 1.

Am Ende kann nur einer jubeln, Foto: Sutton
Am Ende kann nur einer jubeln, Foto: Sutton

Der Moment danach

Zur Formel 1 gehört allerdings auch, dass am Ende nur einer Weltmeister sein wird. Für Mercedes bleibt Respekt vor dem Verlierer aber die oberste Priorität. "Natürlich werden wir den Weltmeister in der Öffentlichkeit präsentieren, aber wir werden versuchen, es neutral zu machen", schilderte Wolff. Es sei essentiell, beide Piloten mit Respekt zu behandeln, besonders, wenn beide mit intakten Titelchancen zum letzten Rennen der Saison reisen. "Du kannst nicht den einen auf eine Bühne emporheben und den anderen vergessen. Beide verdienen es, gewürdigt zu werden."

Am Sonntag wird nur einer der beiden Fahrer feiern, während der andere die wohl schlimmste Niederlage seiner Karriere erlebt. Das ist Mercedes wohl bewusst. "Wer immer diese WM gewinnt, wir werden nicht himmelhoch jauchzend durch die Gegend hüpfen, weil wir Respekt vor dem anderen haben", stellte Wolff klar. Gleichzeitig werde das Team nicht in eine Depression verfallen, weil es der jeweils andere nicht geschafft hat. "Es geht um die richtige Balance, um gegenüber beiden genügend Respekt zu zeigen, ob der Leistung, die erbracht wurde."