Schon vor dem verhängnisvollen Japan Grand Prix und Jules Bianchis Unfall waren die Regenreifen von Pirelli ein großer Kritikpunkt auf der Liste der Fahrer gewesen. Sebastian Vettel und Lewis Hamilton hatten sich öffentlich gegen die Mischungen des Reifenlieferanten ausgesprochen. "Das sind keine tollen Reifen", hatte der Mercedes-Pilot seinem Unmut deutlich Ausdruck verliehen.

Zum Saisonende soll die Angelegenheit nun ins Rollen kommen. Die Formel-1-Teams haben sich laut einem Bericht von Autosport an die Strategy Group gewandt. Das Ziel nach einem Treffen der Fahrervereinigung zuletzt in Brasilien: Pirelli soll Hilfe dabei erhalten, einen richtigen Test mit Regenreifen zu absolvieren, um künftige Reifenmischungen zu verbessern.

Die Fahrer sprechen sich gegen die Regenreifen aus, Foto: Red Bull
Die Fahrer sprechen sich gegen die Regenreifen aus, Foto: Red Bull

Gespräche nach dem Finale

Unklar ist allerdings, was genau passieren soll. Gespräche zwischen der Strategy Group - der FIA, FOM und die Top-Teams angehören - und Pirelli sind nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi geplant. Pirelli zeigte sich bislang aufgeschlossen, merkte aber auch die Schwierigkeiten eines solchen Tests an. Auf den Punkt gebracht: Wer soll den Test an welchem Ort mit welchem Auto durchführen? In diesen Fragen konnten sich die Teams beim Meeting in Interlagos offenbar nicht einigen. Sicherlich fürchten die Vertreter Wettbewerbsnachteile je nach Konstellation.

"Man müsste unheimlich viel testen, um es perfekt hinzubekommen", sagte Paul Hembery angesichts dieser Problematik. "Es gibt Leute, die sagen, dass wir die Performance zwischen den Slicks und den Intermediates verbessern müssen. Andere sprechen von Intermediates und Regenreifen. Es herrscht kein Konsens. Man müsste also sehr bedacht testen mit diesen F1-Autos."

Jules Bianchi verunfallte bei schwierigen Witterungsbedingungen, Foto: Sutton
Jules Bianchi verunfallte bei schwierigen Witterungsbedingungen, Foto: Sutton

Fiorano als beste Teststrecke

Selbst bei der Wahl der Strecke könnte es Schwierigkeiten geben. Pirelli sieht Fiorano in Italien als besten Ort für einen Regenreifen-Test - fraglich allerdings, ob alle Teams damit einverstanden wären, auf Ferraris Hausstrecke zu fahren. "Fiorano wäre das Beste, aber man kann sich vorstellen, zu was für einem Aufruhr das führen würde, wenn wir dort einen Regen-Test durchführen würden", war sich auch Hembery der Problematik bewusst. Paul Ricard in der Nähe von Marseille wäre eine weitere Möglichkeit.

Wichtig sei laut Pirelli, dass die Rennstrecke über eine intakte Sprinkleranlage verfügt. Bei den ersten Testfahrten des Jahres in Jerez ließ Pirelli die Strecke künstlich bewässern. Die Erkenntnisse hielten sich aufgrund der speziellen Beschaffenheit des spanischen Asphalts jedoch in Grenzen, die Oberfläche wurde lediglich von einem Traktor bewässert und trocknete relativ schnell wieder ab.

Kritik: Die Regenreifen haben ein zu geringes Arbeitsfenster, Foto: Sutton
Kritik: Die Regenreifen haben ein zu geringes Arbeitsfenster, Foto: Sutton

Pirelli für Änderungen aufgeschlossen

Nach der Fahrerkritik Mitte Oktober hatte sich Pirelli verteidigt und auf die Statuten der Formel 1 verwiesen. "Jede Änderung, die wir vornehmen, hat eine technische Grundlage und folgt nicht den Kommentaren von einzelnen Personen - nicht jeder hat dieselbe Meinung", so Hembery. Und weiter: "Natürlich würde Pirelli sofort an dem technischen Potential des Regenreifens arbeiten, wenn man von den Teams und der FIA dazu aufgefordert würde. Wir sind offen für die Idee, die Reifen zu modifizieren."

Konkret hatten sich Vettel und Hamilton kritisch über die Performance der Regenreifen von Pirelli geäußert. "Unser Problem ist, dass der extreme Reifen nur in einem extrem engen Arbeitsfenster funktioniert", so Vettel. "Der Intermediate ist schneller sobald das meiste Wasser weg ist. Dann versuchst du natürlich die Inters aufzuziehen und nimmst viel Risiko in Kauf, nur weil es der schnellere Reifen ist."

Titelanwärter Hamilton stimmte zu: "Du willst einen Reifen, der das Wasser verdrängt. Keinen, der uns dazu treibt, auf Inters zu wechseln, nur weil die um einiges schneller sind, obwohl das vielleicht nicht sicher wäre."