Die Performance des E22 schien sich in Singapur etwas verbessert zu haben, worauf führen Sie das zurück?
Nick Chester: Es gab gleich mehrere Dinge, die uns geholfen haben, konkurrenzfähiger auszusehen. Singapur ist keine "Leistungs-Strecke", das hat uns geholfen. Außerdem haben wir einige aerodynamische Verbesserungen vorgenommen, die geholfen haben, dass das Auto leichter zu fahren ist und beide - Pastor und Romain - haben gespürt, dass der E22 beständiger lief. Ich denke wir haben eine gute Chance diese Saison noch mehr Punkte zu holen. Das Auto hat sich seit Hockenheim verbessert, wo wir die verbundene Front-Heck-Aufhängung [FRIC] auflösen mussten und etwas Leistung verloren haben. Wir haben uns seitdem nach und nach zurückgekämpft, sodass wir jetzt wieder in einer Position sind, in der wir punkten können, wenn die Rennen in die richtige Richtung laufen.

Sowohl Pastor als auch Romain hatten Turbo-Lader-Probleme im Qualifying. Wie ist es dazu gekommen und wie wollen Sie verhindern, dass so etwas wieder geschieht?
Nick Chester: Wir haben den Turbolader und den Motorhydraulik-Block für das Rennen getauscht und hatten kein Problem mehr. Das ist etwas, dass wir und Renault gründlich untersuchen, um zu gewährleisten, dass sich dasselbe Szenario nicht wiederholt. Es gibt bereits eine eindeutige Diagnose für Romains Problem und wir haben entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Pastors Problem war ein anderes und alles, was dazu beigetragen hat, wurde ebenfalls gründlich für den Japan Grand Prix getestet.

Bei Lotus geht es Stück für Stück bergauf, Foto: Sutton
Bei Lotus geht es Stück für Stück bergauf, Foto: Sutton

Suzuka ist ein ganz anderer Kurs - was sind die Herausforderungen?
Nick Chester: Die Herausforderungen sind die Hochgeschwindigkeitskurven. Du kannst in Suzuka nicht mit maximalem Abtrieb fahren, denn dann bist du zu langsam auf den Geraden. Also musst du dem Fahrer ausreichend Abtrieb geben, damit er in den schnellen, kurvigen Abschnitten Vertrauen ins Auto hat, während du gleichzeitig darauf achten musst, dass die Flügel ihn nicht auf den Geraden bremst. Genau das ist einer der Gründe, warum Suzuka bei den Fahrer so beliebt ist: Sie können voll ans Limit gehen ohne dass das Auto durch maximalen Abtrieb am Boden festklebt.

Es geht also nicht darum, genug Abtrieb zu haben, sondern ein ausbalanciertes Gesamtpaket sicherzustellen. Auch die richtige Abstimmung für die Aufhängung zu finden ist hier essentiell. Du musst allen Grip, der im Auto steckt, auch wirklich herausquetschen. Der E22 sollte all diesen Herausforderungen gut gerecht werden, gerade weil wir generell sehr gut in Highspeed-Kurven sind.

Schauen wir voraus auf den E23 - wie sehr wird er sich von dem diesjährigen Auto unterscheiden?
Nick Chester: Er wird schon ziemlich anders sein. Es gibt Regeländerungen an der Chassis-Front und der Nase, also werden alle Autos nächstes Jahr ganz anders aussehen. Noch dazu werden sich unsere Motorinstallation und das Kühlungslayout sehr verändern, sodass das Auto sich unter dem Bodywork signifikant ändern wird.

Was sind die Vor- und Nachteile von einem kleinen oder großen Display auf dem Lenkrad?
Nick Chester: Auf der positiven Seite kannst du mit einem großen Display viel mehr Informationen für den Fahrer bereitstellen, und das ist sehr hilfreich bei komplizierten Autos. Der Nachteil ist, dass das Lenkrad schwerer wird, weshalb es Überlegungen gibt, bei einem kleineren Display zu bleiben. Nächstes Jahr werden wir uns wahrscheinlich für ein größeres Display entscheiden. Mit den für 2015 geplanten Veränderungen im Funkverkehr wäre man mit einem kleinen Display im Nachteil.

Lotus setzt im nächsten Jahr vermutlich auf ein größeres Display, Foto: Sutton
Lotus setzt im nächsten Jahr vermutlich auf ein größeres Display, Foto: Sutton

Was sind in Zukunft die Folgen des verminderten Funkverkehrs oder sogar einem potentiellen Verbot der Telemetrie?
Nick Chester: Ich denke, die Telemetrie wird nicht verboten werden. Es wäre zum Beispiel schwierig zu wissen, wenn das Auto einen Reifenschaden hätte oder etwas anderes kurz davor steht auszufallen. Da hättest du keine Möglichkeit mehr zu entscheiden, ob das Auto noch sicher ist oder nicht. Diese Schritt wäre ein Rückschritt. In Bezug auf die Funkkommunikation-Änderungen werden wir uns an die FIA-Richtlinien anpassen müssen.

Mit Blick auf die restlichen fünf Rennen: Welche könnte eine Herausforderung für Lotus sein und wo sollte es besser laufen?
Nick Chester: In Japan haben wir nichts zu befürchten und wir sollten konkurrenzfähig sein. Dasselbe gilt wahrscheinlich für Russland, aber das ist bei einer neuen Strecke schwer einzuschätzen. Ich denke, alle der verbleibenden Kurse bieten gute Möglichkeiten für uns wettbewerbsfähiger zu sein als bisher. Brasilien wird vielleicht etwas schwieriger, weil der Bergauf-Abschnitt nach der letzten Kurve nach Leistung lechzt - gerade in Kombination mit der langen Gerade danach - auch wenn wir in den kurvigen Abschnitten nicht allzu schlecht aufgestellt sein sollten.