Die Formel 1. Gern auch als Königsklasse des Motorsports bezeichnet. Für die meisten allgemeinen Sport-Fans ist die F1 der Höhepunkt des automobilen Rennsports, alle anderen Serien gehen dabei völlig unter. Andre Lotterer sieht das etwas anders. Der Deutsche fuhr zuletzt in Belgien das erste Formel-1-Rennen seiner Karriere. Vom medialen Hype um seine Person war er beeindruckt - vom Rest offenbar nicht so sehr wie erwartet.

"In Sachen Medien ist die Formel 1 schon eine andere Dimension", räumte Lotterer zwar ein. "Aber mit Blick auf das Racing ist die F1 nicht mehr das, was sie einmal war. Dieses Gefühl habe ich bekommen, als ich mein Rennen gefahren bin. Die Reifen bieten nicht viel Grip und in den Kurven hast du nicht viel Downforce. Du kannst nicht mit Vollgas fahren. Es war aber trotzdem eine gute Erfahrung."

Andre Lotterer fuhr in Spa sein erstes F1-Rennen, Foto: Sutton
Andre Lotterer fuhr in Spa sein erstes F1-Rennen, Foto: Sutton

Nicht die richtige Zeit

Bei seiner F1-Premiere in Spa-Francorchamps fiel Lotterer infolge eines technischen Defekts an seinem Caterham-Boliden bereits in der sechsten Runde aus. Seine Begeisterung dafür, noch einmal in die Formel 1 zurückzukehren, hielt sich beim Audi-Werkspiloten in Grenzen. "Die F1 könnte eine weitere Herausforderung sein", sagte er am Rande des WEC-Rennens in Austin gegenüber MotorSportsTalk. "Im Alter von 33 Jahren möchtest du aber eine gute Herausforderung haben. Damit meine ich, zwei, drei Jahre bei einem Team zu sein, dem es finanziell gut geht und alles passt."

Da dürfte Caterham die falsche Adresse für den mehrfachen Le-Mans-Sieger gewesen sein. Das Team plagt sich seit Jahren mit Geldsorgen und soll auch bei Reifenlieferant Pirelli empfindliche Schulden haben. "Außer den besten drei, vier Teams kann dir niemand so etwas in der Formel 1 bieten", sagte Lotterer, der frühere Jaguar-Testfahrer. "Vor sieben oder acht Jahren gab es mehr Hersteller. Jetzt ist nicht die richtige Zeit dafür."

Lotterer war am Wochenende mit Audi in Austin unterwegs, Foto: Audi
Lotterer war am Wochenende mit Audi in Austin unterwegs, Foto: Audi

Audi hat die schönsten Rennautos

Stattdessen hat Lotterer sinen Platz bei Audi auf der Langstrecke sowie in der japanischen Super Formula gefunden. Trotz all der Erfolge in den vergangenen Jahren ist er noch lange nicht satt. "Es war schön, mal in der F1 zu fahren", sagte er. "Als ich jünger war, war das mein großes Ziel. Ich habe es aber nicht geschafft. Ich habe trotzdem eine wunderbare Karriere. Audi ist für mich der beste Hersteller. Du kannst lange bei ihnen sein und eine tolle Karriere haben. Sie haben die schönsten Rennautos überhaupt und ich glaube, dass die Leute neidisch sind, dass wir sie fahren."

Lotterer hätte sogar die Möglichkeit gehabt, nach Belgien ein weiteres Mal in der Formel 1 an den Start zu gehen. Der Plan sah vor, dass er in Monza sein zweites Rennen für Caterham bestreiten würde. Als klar wurde, dass der junge Roberto Merhi das 1. Training zum Italien Grand Prix fahren würde, winkte Lotterer dankend ab. Seine Begründung: "Als Colin Kolles mir am Dienstag mitteilte, dass Mehri meinen Platz im 1. Training übernehmen würde, änderte ich meine Meinung und verkündete, nicht zu fahren, denn ich bin ein Neuling und muss selber fahren."