Mercedes wird am Ende der Saison sowohl die Fahrer-als auch die Konstrukteurs-Wertung gewinnen, dennoch ist man im Lager der Silberpfeile nicht vollends zufrieden. Nach wie vor bereitet die Zuverlässigkeit große Probleme und sorgt immer wieder dafür, dass die Stimmung trotz Siegen am laufenden Band ein wenig getrübt ist. War der Defektteufel bislang vor allem in Lewis Hamiltons Auto zuhause, nistete er sich in Singapur bei Nico Rosberg ein und sorgte dafür, dass ein Kabelbaum an der Lenkstange brach, weshalb der Deutsche nur wenige Runden drehen konnte und aufgeben musste.

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff war angesichts des bitteren Aus untröstlich und versicherte, dass man alles tun werde, um der Defektserie endlich ein Ende zu setzen. "Wenn wir mehr machen könnten, um weitere Ausfälle zu verhindern, würden wir es tun. Ich würde mir dafür meinen Arm noch einmal brechen!", machte der Österreicher deutlich, wie ernst es ihm ist. "Das müssen wir lösen. Unser Auto ist eine Rakete, aber wir haben noch Zuverlässigkeitsprobleme."

Das Zuverlässigkeitsteam von Mercedes bestehe aus zahlreichen Fachleuten, die sich einer hohen Qualität verschrieben hätten, so Wolff. Umso erstaunlicher sei es, dass die Probleme einfach nicht zu lösen sind. "Es dauert seine Zeit, um diese Dinge in den Griff zu bekommen", weiß der Österreicher. "Aber wir werden nicht aufgeben, bis wir keine Ausfälle mehr haben. Bislang waren es vier Ausfälle und es wäre überhaupt nicht schön, wenn die WM entschieden würde, weil ein Auto seinen Fahrer im Stich lässt. Wir müssen uns nun neu formieren, die Ärmel hochkrempeln und uns darauf konzentrieren, diese Zuverlässigkeitsprobleme abzustellen."

Drei Punkte liegt Rosberg in der Weltmeisterschaft nun hinter Lewis Hamilton, weshalb davon auszugehen ist, dass die Titelentscheidung erst beim Finale in Abu Dhabi fallen wird, wo bekanntlich doppelte Zähler vergeben werden. Für die beiden Piloten keine einfache Situation. "Wenn man Weltmeister werden möchte, muss man den Druck aushalten. Jetzt stehen beide Fahrer unter Druck", erklärte Wolff. "Wir müssen unsere Position als Team aber nicht neu überdenken. Sie liegen nun nach Punkten beinahe gleichauf und beide haben die gleichen Chancen, die WM zu gewinnen. Unsere Aufgabe ist es, alles so ausgeglichen und neutral wie möglich zu halten."

Funksprüche müssen nachjustiert werden

Angesichts von Rosbergs dramatischem Aus und dem Führungswechsel in der Weltmeisterschaft rückte das Thema schlechthin, das Funkverbot, in Singapur ganz in den Hintergrund. "Es gab einige Momente, in denen wir darüber diskutiert haben, ob das, was wir sagten, erlaubt war. Einige Funksprüche müssen noch nachjustiert werden. Aber es hat uns nicht geschadet", hielt Wolff fest, der sich erleichtert zeigte, dass die Regelung nicht so eingeführt wurde, wie sie ursprünglich geplant war, sondern sie vor dem Beginn des Rennwochenendes noch einmal merklich entschärft wurde.

Mercedes durfte mit den Piloten via Funk kommunizieren, Foto: Sutton
Mercedes durfte mit den Piloten via Funk kommunizieren, Foto: Sutton

"Es wäre ein Albtraum gewesen", machte er deutlich. "Könnt ihr euch vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn wir unseren Fahrern in einer solchen Situation wie gestern keinerlei Nachrichten übermitteln hätten dürfen? Wie sollten wir mit dem Fahrer kommunizieren, dessen Lenkrad ihm gar nichts mehr anzeigte? Das ist auch eine Frage der Sicherheit. Vielleicht sollte dieses Rennen in Singapur in die zukünftige Entscheidungsfindung mit einfließen. Ich denke, Charlie und die FIA haben bemerkt, dass man sich alles noch einmal genau ansehen muss. Ich bin überzeugt, dass daraus am Ende nur Gutes entstehen wird."