Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass es für Sebastian Vettel in dieser Saison nicht läuft. Der Weltmeister hat zwar noch die mathematische Chance, seinen Titel zu verteidigen, gelingen wird das aber freilich nicht. Viel schwerer wiegt jedoch der Umstand, dass Vettel von seinem Teamkollegen Daniel Ricciardo regelmäßig geschlagen wird, so auch am vergangenen Rennwochenende in Monza, wo sich Red Bull mit der Strategie kapital verpokerte. Mittlerweile liegt Vettel bereits 60 Punkte hinter Ricciardo zurück.

Damit es beim nächsten Rennen in Singapur, wo der Heppenheimer in den letzten drei Saisons jeweils gewann, endlich aufwärts geht, bekommt Vettel schon wieder ein neues Chassis spendiert - es ist bereits das vierte in diesem Jahr. Den ersten Wechsel vollzog er beim Auftakt der Europasaison in Barcelona und am letzten Wochenende in Italien wurde er ebenfalls mit neuem Material ausgestattet.

Monza-Chassis schon bei Test im Einsatz

"Das Chassis in Monza war ja ein gebrauchtes, das schon mal beim Testen in Silverstone verwendet wurde. Das diente eher dazu, um die Psyche zu beruhigen. Jetzt kommt aber ein ganz neues", erklärte Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko gegenüber Sportbild. Mit diesem Schritt hofft das Weltmeisterteam endlich das Rätsel zu lösen, weshalb Vettel im königlichen Park schon wieder langsamer als sein Teamkollege war.

Vettel bei den Testfahrten in Silverstone, Foto: Sutton
Vettel bei den Testfahrten in Silverstone, Foto: Sutton

"Sebastian war im Training in Monza schneller als Daniel, er war auch mit der weichen Reifenmischung im Lot. Nur mit der härteren Mischung gab es wieder unerklärbare Probleme", schüttelte Marko den Kopf. Immerhin verspürte Vettel mit dem Chassis vom Silverstone-Test einen kleinen Aufwärtstrend. "Damit ging es schon etwas besser", meinte er. "Es geht einfach darum, wie wohl man sich im Auto fühlt und wie gut man die Reifen nutzen kann."

In Singapur auf Mercedes-Niveau?

Für Vettel soll der Wechsel nicht nur technisch einen Schritt nach vorne bedeuten, auch mental bringt ihn die neue Konstruktion womöglich voran. "Grundsätzlich erklärt dir jeder Ingenieur, dass ein Chassis wie das andere ist. Grundsätzlich ist es aber nicht so. Denn man spürt, auch wenn das technisch nicht erklärbar ist, von Chassis zu Chassis Unterschiede", weiß Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner.

Singapur sollte Red Bull aufgrund der Streckencharakteristik deutlich besser als Monza liegen. Auf dem Stadtkurs ist Aerodynamik Trumpf, während der Motor eine nicht so dominante Rolle wie in Italien spielt, was dem RB10 entgegenkommen dürfte. "Wir werden wieder irgendeinen Kompromiss fahren, aber wir hoffen schon, auf Tuchfühlung mit Mercedes zu sein", sagte Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com.