Lewis Hamiltons defekte Bremsscheiben sind auch in Ungarn ein großes Thema abseits der Rennstrecke. Nicht allen Beteiligten schmeckte es, dass Mercedes die Bremsscheiben am Silberpfeil unter Parc-Fermé-Bedingungen tauschen konnte, ohne dafür eine Strafe zu kassieren. Christian Horner hatte schon am vergangenen Sonntag Klarheit bezüglich der Regeln gefordert - jetzt legte Red Bulls Teamchef in Ungarn noch einmal nach. "Es war interessant zu sehen, wie die FIA damit umging", so Horner. "Theoretisch ist es eine Änderung der Auto-Spezifikation."

Die FIA hatte allerdings auf eine Bestrafung verzichtet, weil sich die Austauschscheiben in den Abmaßen, der Trägheit und ihrer Funktion nicht unterschieden hätten. Der Wechsel hatte vor allem für Aufruhr gesorgt, weil Mercedes am Samstag nach dem Qualifying von Brembo-Produkten zu Bremsscheiben aus dem Hause Carbone Industrie gewechselt war.

Hamiltons Bremsscheibe war in Hockenheim explodiert, Foto: Sutton
Hamiltons Bremsscheibe war in Hockenheim explodiert, Foto: Sutton

Man könnte auch den Heckflügel ändern...

Vijay Mallya hatte seine Sorgen, dass sich Teams dieses vermeintliche Regelschlupfloch zunutze machen könnten. "Wenn man das weiterführt, könnte man sagen, dass im Parc Fermé die Einstellungen des Heckflügels verändert werden dürfen, weil Form, Trägheit und Funktion erhalten bleiben", sagte Force Indias Teamchef. "Dies darf nicht als ungesunder Präzedenzfall genutzt werden mit Blick auf Änderungen unter Parc-Fermé-Bestimmungen."

Ein Ende dieser Angelegenheit ist für Horner noch lange nicht in Sicht. Gut möglich, dass sich die Teams auf die Suche nach Grauzonen im Reglement machen, um sich einen Vorteil ohne folgende Bestrafung zu sichern. "Sollten solche Umstände noch einmal auftreten, ist der Präzedenzfall jetzt absolut klar", so Horner. "Ich bin sicher, dass es hierzu noch einige Diskussionen geben wird. Wo hört das auf? Natürlich würden wir auch gern den Motor unter Parc Fermé wechseln, aber das ist nicht erlaubt. Es war faszinierend zu sehen, welche Entscheidungen da getroffen wurden."

Für Hamilton war das Qualifying nach dem Crash beendet, Foto: Sutton
Für Hamilton war das Qualifying nach dem Crash beendet, Foto: Sutton

Sehr ernster Präzedenzfall

Unterstützung erhielt Horner aus dem McLaren-Lager von Eric Boullier. "Wie Christian sagt: Das ist ein sehr ernster Präzedenzfall und wir müssen schauen, wie sich das in Zukunft entwickelt", so McLarens Renndirektor. "Es war schon überraschend, dass sie die Bremsen wechseln durften. Selbst wenn einige Spezifikationen ähnlich sind, sind die Regeln im Parc-Fermé sehr strikt."

Ein wenig Gegenwind gab es von Marco Mattiaci - obwohl neben Red Bull auch Ferrari darüber nachgedacht hatte, in Hockenheim Protest gegen Mercedes einzulegen. Der Teamchef der Scuderia: "In der Formel 1, wo jeder über die Show diskutiert, kann man es den Leuten toll verkaufen, wenn ein Pilot vom 20. Platz bis auf das Podium fährt. Der Wechsel auf Bremsen mit der gleichen Spezifikation hat wohl keinen großen Einfluss auf die Performance. Hamilton den Tag zu ruinieren, entspricht nicht meiner Auffassung des Racing." Gleichzeitig forderte auch Mattiaci Konstanz im Reglement der FIA.