Auf 47 Grad stieg das Quecksilber während des Qualifings zum Großen Preis von Kanada bei der Asphalttemperatur. Die Luft brachte es immerhin auf knapp 26 Grad. Bedenkt man, dass Pirelli die zwei weichsten Reifenmischungen mit nach Montreal brachte, kann man schnell zu dem Schluss kommen, dass es im Rennen mit dem schwarzen Gold kritisch werden könnte.

Auf dem Schiff sind Hembery die Reifen egal, Foto: Motorsport-Magazin.com
Auf dem Schiff sind Hembery die Reifen egal, Foto: Motorsport-Magazin.com

Während Pirelli am Freitag noch davon sprach, dass man mit dem Soft-Reifen über die komplette Renndistanz kommen würde und mit dem Supersoft immerhin problemlos 25 Runden am Stück fahren könne, wurden die Italiener am Samstag schon etwas vorsichtiger. "Die signifikant gestiegen Temperaturen haben das Verhalten der Reifen im Vergleich zum Training gestern verändert", so Pirelli Motorsportchef Paul Hembery.

Aber nervös wird der Brite deshalb noch lange nicht: "Wir erwarten trotzdem nur einen oder zwei Stopps bei den meisten Piloten - das hängt vom Auto ab. Das zeigt, wie gering Verschleiß und Abnutzung sind, der Verlust an Pace ist sehr gering - und das selbst mit dem weichsten Reifen, bei warmen Temperaturen auf einer Strecke, die sehr anspruchsvoll bei der Traktion ist."

Die Prognose sagt, dass zwei Stopps die schnellste Variante sind. Der erste Wechsel würde bei dieser Strategie früh erfolgen: Gegen Runde 13 müssten die superweichen Reifen gegen die weichen getauscht werden, der Wechsel von Soft auf Soft würde um Runde 41 herum stattfinden. Bei einer Einstopp-Strategie müsste der Supersoft bis Runde 26 halten - das könnte problematisch werden.

Das meint auch Kevin Magnussen: "Es wird knifflig. Es wird wichtig, auf die Reifen zu achten, vor allem bei den Option-Reifen wird es schwer." Etwas gelassener sieht es Fernando Alonso. Der Reifenverschleiß sei ähnlich niedrig wie vor zwei Wochen in Monaco. Nico Hülkenberg fuhr mehr als 50 Runden auf den Options. "Die Supersofts sind nicht mehr wie in der Vergangenheit. Im Rennen halten sie viele Runden", so Alonso.

Jenson Button ist sich noch unsicher: "Was die Strategie angeht wird es für uns alle knifflig werden, weil es viel heißer ist, als bei den Longruns am Freitag. Wir müssen auf jedes Szenario vorbereitet sein. Man weiß nicht, ob der Option-Reifen länger oder weniger lang hält als am Freitag. Mit Hiroshi-san haben wir den besten Reifenstrategen der Welt in unserem Team, aber sogar für ihn ist es an diesem Wochenende schwierig."

Schon im Qualifying Strategie

Interessant war einmal mehr der Unterschied zwischen den Softs und den Supersofts - beziehungswiese der Nicht-Unterschied. "Die Soft-Reifen scheinen einigen Autos besser gelegen zu haben, als der schnellere Supersoft. Dadurch waren die Zeiten sehr eng beieinander. Und den Anzeichen nach wird das im Rennen auch der Fall sein", freut sich Hembery.

Bei Mercedes war es am extremsten zu beobachten: Lewis Hamilton und Nico Rosberg konnten sich zunächst auf den extra-weichen Pneus kaum verbessern. Erst gegen Ende des zweiten Qualifikationssegments konnte Hamilton einen signifikanten Unterschied herausfahren. Gut möglich, dass sich deshalb einige Piloten außerhalb der Top-10 für eine andere Strategie entscheiden und mit den Soft-Reifen losfahren. Die schnellsten zehn des Qualifyings müssen mit jenen Reifen starten, auf denen sie ihre schnellste Zeit im Q3 gefahren haben. Und das war bei allen der superweiche Reifen.