"Wo wir ansetzen müssen? Überall! Das Auto ist einfach...[Pause]...nicht so schnell. Was soll ich sagen?" Adrian Sutil wirkt nach dem Qualifying in Monaco abgekämpft, müde. In Q1 ausgeschieden, die Aussicht auf Punkte verschwindend gering und dennoch zeigt sich Sutil im Interview mit Motorsport-Magazin.com kämpferisch. "Es ist sicherlich keine optimale Situation, aber ich freue mich auf das Rennen. Alles ist noch möglich!"

Rückblick Februar 2013: Force India bestätigt die Rückkehr von Adrian Sutil. Nach einem Jahr 'Zwangspause' kehrt der Deutsche ins F1-Cockpit zurück und sorgt mit seiner Aussage, Weltmeister werden zu wollen, für Schlagzeilen. Am Ende der Saison standen enttäuschende 29 WM-Punkte zu Buche, geschlagen vom eigenen Teamkollegen Paul di Resta. In der Hoffnung, dass alles besser wird, entschied sich Sutil für einen Wechsel zu Sauber. "Es war Zeit für diesen Schritt. Sauber stand bei mir als Wunschteam lange auf der Liste", erklärte der Deutsche damals.

Und wieder hatte sich Sutil das Ziel gesteckt, erfolgreich in der Formel 1 zu sein. "Ich will um die Krone kämpfen. Dieser Wille ist bei mir noch nicht erloschen. Das kurzfristige Ziel ist, endlich einen Podestplatz einzufahren und mich stetig zu steigern", betonte er. Bisher blieb es allerdings bei einem neunten Platz aus dem Jahr 2011 als bestes Saisonergebnis. In Monaco hat sich Sutil mit einem Fahrfehler selbst um eine mögliche Verbesserung seines bis dato besten Saisonergebnisses gebracht, doch eines kann man dem Deutschen dieses Jahr nicht vorwerfen - dass er nicht alles gibt.

Am Limit

Sei es bei seinen Überholversuchen in den Häuserschluchten Monte Carlos oder außerhalb des Cockpits. In Bahrain verzichtete er auf seine Trinkflasche im Cockpit, um Gewicht zu sparen, in einem Selbstversuch hatte Sutil, der zu den schwersten Fahrern im Feld zählt, zwei Tage lang nichts gegessen, nur getrunken. "Ich bin am Limit, aber ich lebe noch", scherzte der Deutsche. Auch dass er seinen Humor trotz all der Schwierigkeiten bei Sauber behalten hat, muss man ihm hoch anrechnen. Andere Piloten lassen ihren Frust gern mal bei den Journalisten aus - nicht so Sutil.

Sutil stellt sich hinter Sauber, Foto: Sutton
Sutil stellt sich hinter Sauber, Foto: Sutton

Dass er trotzdem nicht mit Kritik an seinem Auto spart, ist aufgrund der Probleme mit dem C33 allzu verständlich. Seit den Testfahrten plagt er sich mit dem Fahrverhalten des Autos. Anfänglich stellte das Übergewicht des Boliden ein Problem dar, aktuell liegt der Hund eher im aerodynamischen Bereich des Hecks begraben. Die Luft wird nicht dorthin geleitet, wo sie für den höchstmöglichen Grip sorgen kann und so macht das Auto in den Kurven, was es will. Die Folge: nach sechs Rennen steht Sauber immer noch ohne WM-Punkt da. Erst zwei Mal in der Teamgeschichte von Sauber ist man derartig schlecht in eine F1-Saison gestartet und zwar 1996 und 2010, was zuletzt sogar Eddie Jordan auf den Plan rief.

Der frühere F1-Teamchef riet Peter Sauber dazu das Team zu verkaufen. "Bevor der Schaden noch größer wird, wäre es die beste Lösung, wenn man aufhören und das Team verkaufen würde. Ich sage das nicht gerne, aber Sauber kann die Nachteile auf der finanziellen Seite und auch bei den Motoren kaum mehr wettmachen", so Jordan. Im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com stellt sich Sutil hinter seinen Rennstall. "Es ist nicht so einfach wie alle glauben. Wir sind 300 Mann im Team und ein jeder will nach vorne. Wir versuchen jeden Tag Lösungen zu finden. Ich würde die Leute gern einmal einladen und ihnen zeigen, was wir tun. Wir schlafen nicht! Wir versuchen es besser zu machen. Manchmal klappt´s, manchmal nicht."

Redaktionskommentar:

Motorsport-Magazin.com meint - Die Situation bei Sauber lässt sich nicht schönreden. Das Team fährt den eigenen Erwartungen weit hinterher. Die Updates, die man bisher gebracht hat, haben nicht die erhofften Fortschritte gebracht - und so langsam wird es für den Rennstall eng. Erfolgt in den nächsten zwei, drei Rennen nicht endlich ein Sprung nach vorne, dann wird Sauber die Saison wohl oder übel abschreiben müssen. (Kerstin Hasenbichler)