Es gibt Gerüchte über eine mögliche Budgetobergrenze im nächsten Jahr. Was sagen Sie dazu?
Graeme Lowdon: Es gibt im Paddock über alles Mögliche Gerüchte. Einigen Teams würde es entgegen kommen, wenn es keine Budgetobergrenze geben würde, anderen würde hingegen eine Grenze helfen. Daher werden im Moment Gerüchte auf der einen oder anderen Seite gestreut. Es ist schwierig Argumente zu finden, dass die Budgetobergrenze keine gute Sache für die Formel 1 wäre. Wir schauen uns alle großen Weltsportarten an, die derzeit im Wachstum sind. Die haben alle eines gemeinsam: ein Werkzeug zur Kontrolle der Kosten und eine gerechte Verteilung der Einnahmen innerhalb des Sports. Das sind die zwei Kernattribute einer jeden schnell wachsenden Weltsportart. Es wäre eine verpasste Möglichkeit, wenn die Formel 1 diese Chance jetzt verstreichen lässt.

Sie klingen aber nicht sehr zuversichtlich, dass es tatsächlich passieren wird.
Graeme Lowdon: Am Ende des Tages werde nicht ich darüber entscheiden. Ich denke, dass es das Richtige für den Sport ist und finde, dass es ganz schwer ist, dagegen zu argumentieren. Vor dreißig oder vierzig Jahren wurde noch darüber diskutiert, ob man gewisse Sicherheitsstandards einführen sollte und ob das gut für den Sport wäre. Die Geschichte hat gezeigt, dass es das mit Sicherheit war. Die Geschichte wird auch zeigen, dass es eine verpasste Chance wäre, wenn unser Sport es nun nicht wie andere Sportarten macht. Ich hoffe auf das Beste, aber die Entscheidung liegt nicht bei uns. Unser Team ist aber klar dafür und ich weiß von einigen anderen Teams, dass sie das auch sind.

Williams wäre einer der möglichen Profiteure einer Budgetobergrenze. Könnte es da von Mercedes Druck geben, dennoch dagegen zu stimmen?
Graeme Lowdon: Das kann ich nicht beurteilen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass Williams seine eigene Überzeugung vertritt, denn die sind schon lange genug in unserem Sport mit dabei. Wir alle sollten vor allem eines bedenken und zwar den großen Zusammenhang. Man muss schauen, dass der gesamte Sport wächst und nicht nur einzelne Teams. Die Formel 1 benötigt jetzt strategisches Denken und kein kurzsichtiges Kalkül. Wir haben den besten Teamsport in der Welt und uns muss klar sein, dass die Formel 1 nicht uns gehört, wir fahren hier nur. Wir müssen an die Fans denken, denn wenn die Fans uns verlassen, gibt es unseren Sport auch nicht mehr. Deshalb müssen wir das Richtige für die Fans tun, deshalb sollten wir uns an anderen Sportarten orientieren. Es wäre eine bessere Formel 1 mit breiterer Fan-Basis und einer besseren Show.

Was wäre die Konsequenz, falls die Budgetobergrenze nicht kommen sollte?
Graeme Lowdon: Man müsste um die Zukunft des Sports fürchten, denn Wachstum und Anzahl der Fans würden wohl abnehmen. Es gibt einen guten Grund, wieso andere ihren Sport auf diese gewisse Weise handhaben. Wenn die Fans weniger werden, verlieren wir auch in diesem Kreislauf. Dieser Sport hat Jim Clark und Ayrton Senna verloren, aber es ging immer weiter. Das sagt uns, dass es sich unser Sport nicht leisten kann, die Fans zu verlieren, ohne die es keine Formel 1 gibt. Wir müssen sicherstellen, dass die Zuschauer den tollen Sport geboten bekommen, den wir alle lieben.

Ein Aufreger des Jahres war der Klang der neuen Motoren. Wie ist ihre Meinung zum Sound?
Graeme Lowdon: Das neue Reglement hat fantastische Elemente, die besser kommuniziert werden sollten. Sie wurden aber überschattet durch die Veränderung des Klangs, den der Sound war am einfachsten zu verstehen. All die anderen Dinge, die wir in der Formel 1 im Moment zeigen, sind weit schwieriger zu verstehen. In der F1 dreht sich aber nicht nur alles um eine Sache. Es geht nicht nur um Sound, Geschwindigkeit oder den Geruch, sondern um den Mix aus all diesen Faktoren. Wir haben gute neue Dinge, aber der Wow-Faktor ging ein wenig verloren. Aber nicht wir entscheiden über etwas, sondern die Fans. Wenn die etwas nicht mögen, sollten wir zuhören. Ob mir der Sound gefällt, ist mehr oder weniger egal. Es geht darum, ob die Zuschauer deshalb aufgeregter oder weniger aufgeregt sind.

Ist für Sie in diesem Bereich eine Änderung noch während der Saison denkbar?
Graeme Lowdon: Da bin ich mir sicher! Die Formel 1 ist bekannt dafür, Taten zu vollbringen, die schwierig und hart erscheinen. Das gilt auch bei der Budgetobergrenze, von der einige Leute behaupten, sie sei zu schwierig umzusetzen. Das ist Blödsinn. Wenn es in anderen Sportarten geht, bin ich sicher, dass wir das auch schaffen. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.