Romain Grosjean hätte allen Grund, mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter durchs Fahrerlager zu laufen. Doch der Schweizer mit französischer Rennlizenz lächelt lieber. Der Grund: Er denkt an seinen kleinen Sohn. Der Lotus kann ihm dagegen kein Lächeln entlocken, zu enttäuschend war auch der letzte Tag der Testfahrten in Bahrain.

"Wir haben noch nicht einmal die Hälfte oder ein Drittel von dem geschafft, was wir machen wollten", klagte er. "Aber was will man machen? Wir stehen morgen auf und arbeiten hart. Es macht keinen Sinn, wegzurennen und zu schreien." Der Grund für das unfreiwillig frühe Arbeitsende ist einmal mehr der Renault-Motor. "Sie wissen, wie man Motoren baut, sie haben in der Vergangenheit gewonnen", wollte er keine Kritik üben.

"Es gibt sowohl auf unserer als auch Renaults Seite viel Arbeit. Wir versuchen, die Dinge zu beheben und zusammenzuarbeiten", fügte er hinzu. Mit anderen Piloten, die in einem Renault-angetriebenen Boliden sitzen, habe er nicht gesprochen. Für den Abend ist ein Gespräch mit den Renault-Verantwortlichen geplant.

Dass andere von Renault belieferte Teams mehr Runden drehen als Lotus findet Grosjean auf der einen Seite positiv, auf der anderen jedoch nicht, weil es Lotus selbst eben nicht gelang, obwohl es zumindest am Sonntag keinen Grund gegeben habe, warum das nicht hätte klappen sollen. "Immerhin kann Renault die Daten von uns allen sammeln und sehen, was wir tun, und damit die beste Lösung für Australien bereit halten", sagte er.

Es war ein Desaster

Trotz der geringen Laufleistung habe Lotus viele Daten gesammelt, die nun ausgewertet und zusammengefasst werden sollen. "Wir haben aus den wenigen Runden, die wir gefahren sind, das Beste gemacht. Jedes Mal, wenn wir anhalten mussten, haben wir versucht, uns zu verbessern. Es gibt Dinge, die in die richtige Richtung verlaufen sind, was recht schön ist", betonte er. "Es ist mit der neuen Power Unit noch komplizierter als jeder dachte."

Im Moment sei es etwas chaotisch, da man vier, fünf Mal im Laufe einer Runde die Einstellung am Lenkrad ändern müsste. "Es ist zu viel, das ist nicht ideal", meinte Grosjean. Allerdings fühlte er sich in die Zeit der Einführung von KERS im Jahr 2009 zurückversetzt, als es ähnlich gewesen sei. "Es war ein Desaster", erinnerte er sich. "Es ist einfach nur die Einführung einer neuen Technologie, es ist schwer hinzubekommen, dass alles zusammenarbeitet", sagte er. "Es wird normal werden."

In Melbourne hofft der Lotus-Pilot auf ein Licht am Ende des Tunnels. Eine Testsession soll der Auftritt im Albert Park jedoch nicht werden, auch wenn es dem Team laut Grosjean wohl nicht gelingen wird, vor dem Rennen eine Rennsimulation durchzuführen. "Es ist keine Testsession, wir treten an, um Punkte zu holen. Dort anzutreten ist schön, aber nicht das, was wir wollen", stellte er klar. "Pierre de Coubertin sagt zwar: Dabei sein ist alles. Aber das ist nicht das, was wir wollen." Lotus sei zwar in keiner schönen Situation. "Das heiß aber nicht, dass es vorbei ist. Wir versuchen früh in der Saison so viele Punkte zu holen wie möglich und dann aufzuholen", erläuterte er.