Das 14. Qualifying der Saison ist geschlagen und das Ergebnis wenig überraschend. Wieder einmal setzte sich Red-Bull-Mann Sebastian Vettel durch und hat damit beste Chancen, seinen vierten Sieg in Serie zu feiern. Aber Vorsicht! Die Gegnerschaft hat noch nicht aufgegeben und vor allem Mercedes sollte es durchaus zuzutrauen sein, dem Heppenheimer das Leben schwer zu machen. Motorsport-Magazin.com präsentiert die Favoriten-Analyse zum Großen Preis von Korea.

Red Bull

Sebastian Vettel war nach dem Qualifying verwundert. Nicht, weil er wieder einmal die Pole Position erobert hatte, das gehört mittlerweile zu seinem Standardprogramm, sondern über seine guten Zeiten im ersten Sektor. Dieser besteht hauptsächlich aus langen Geraden, welche bekanntlich nicht zu Red Bulls Paradedisziplin zählen. Nicht nur aufgrund dieses Umstands ist der Heppenheimer wieder einmal der ganz große Favorit auf den Sieg, sollte ihm die Technik keinen Streich spielen oder er vom Taifun weggespült werden.

Dennoch weiß auch Vettel, dass ein guter Start in das Rennen durchaus hilfreich wäre. Doch wie sieht ein solcher in Yeongam eigentlich aus? "Die Pole hier ist mit Sicherheit gut, aber auf der anderen Seite kommen zwei lange Geraden, daher ist nicht ganz klar, was die beste Position ist, in der man aus der ersten Kurve rauskommen will", meinte er bei Motorsport-Magazin.com, fügte jedoch schelmisch hinzu: "Aber ich denke, wenn man es sich aussuchen kann, will man immer ganz vorne sein."

Dafür, dass Red Bull wohl nur ein ganz heißes Eisen im Feuer hat, zeichnete Mark Webbers Taxi-Aktion in Singapur verantwortlich, wegen der der Australier um zehn Ränge zurückversetzt wurde und nur als 13. startet. Damit die große Aufholjagd glückt, setzte man bei Webbers Boliden auf ein dezidiertes Renn-Setup - sprich mehr Abtrieb, um überholen zu können. "Wir versuchten, das Wochenende hier ausbalancierter zu betrachten, weil ja klar war, dass wir die Position nach dem Qualifying nicht behalten würden", so der Australier.

Mercedes

Zum vierten Mal in Folge musste sich das Qualifying-Spezialistenteam von Mercedes der Konkurrenz aus Milton Keynes schlagen gegeben. Doch der Abstand war mit zwei Zehntelsekunden nicht übermäßig, das Kräfteverhältnis scheint nicht mehr ganz so eindeutig zu sein. Rosberg gibt sich optimistisch: "Von meinem Startplatz aus ist einiges möglich. Das Auto ist im Renntrimm schnell, daher sollte das Podest drin sein." Auch Ross Brawn ist guter Dinge, dass es noch ein bisschen nach vorne gehen kann, vielleicht auch noch mehr als "nur" bis zum Podium. "Seine Pace war gestern beeindruckend. Wenn wir diese auch im Rennen umsetzen können, dann wird es sehr interessant."

Allerdings müssen die Silberpfeile auch auf die von hinten lauernde Gefahr aufpassen. "Für mich ist Romain Grosjean ein großes Fragezeichen. Kimi hat am Freitag eine starke Pace auf den Longruns gehabt, aber ich weiß nicht wie stark Grosjean ist. Zudem stehen auch noch beide Ferraris hinter mir", warnt Rosberg. Lotus und Ferrari sind im Renntrimm traditionell etwas stärker als Mercedes, Rosbergs Sorgen sind nicht unbegründet. Lewis Hamilton konzentriert sich lieber auf die Jagd von Sebastian Vettel: "Bedrohungen lauern überall, aber ich schaue einfach nach vorn. Ich werde auf jeden Fall so hart wie möglich pushen, um Sebastian zu überholen." Dass Hamilton Vettel aus eigener Kraft schlagen kann, darf zumindest angezweifelt werden, zu überlegen ist der RB9 seit einigen Rennen.

Kann Räikkönen seine guten Longrun-Zeiten im Rennen wiederholen?, Foto: Sutton
Kann Räikkönen seine guten Longrun-Zeiten im Rennen wiederholen?, Foto: Sutton

Lotus

Kimi Räikkönen konnte schon in Singapur zeigen, was mit dem Lotus trotz schlechter Startposition möglich ist. Romain Grosjean konnte vor zwei Wochen wegen eines technischen Defekts hingegen nicht zeigen, was er von deutlich weiter vorne hätte einfahren können. Die Ausgangspositionen in Korea sind ähnlich: Der Franzose startet von drei, der Finne von neun. Marc Surer hatte vor allem Kimi Räikkönen als Topfavorit auf dem Zettel, seine Longruns am Freitag waren beeindruckend, so der ehemalige Formel-1-Pilot gegenüber Motorsport-Magazin.com. Dass für Räikkönen auch von Rang neun noch alles möglich ist, hat er bereits gezeigt, am Sonntag könnte ihm auch noch das Wetter in die Karten spielen.

Doch von Rang drei aus hat Romain Grosjean die besseren Chancen. Die Wahl Pirellis, den Supersoft-Reifen mit nach Yeongam zu bringen, ist dabei sicherlich kein Nachteil für Lotus. Dessen ist sich auch Grosjean bewusst: "Morgen wird es interessant, welche Rolle der Reifenverschleiß spielen wird. Aber unsere Renn-Pace sah gestern stark aus, also visieren wir schon ein gutes Ergebnis an." Wie gut, lässt er offen. An Red Bull dürfte wohl im Normalfall kein Weg vorbeiführen, doch vor Lewis Hamilton die karierte Flagge zu sehen, dürfte realistisch sein.

Ferrari

Fernando Alonso ist frustriert. Es geht bei Ferrari nichts nach vorne und Rivale Sebastian Vettel brummte ihm im Qualifying schon wieder eine knappe Sekunde auf. Doch diesmal sieht es auch fürs Rennen düster aus. Auf den Longruns in den Freien Trainings gab es Probleme und der Spanier weiß nicht weiter. "Ich bin weniger optimistisch bezogen auf den Rennsieg oder einen Podestplatz morgen", stapelt der Ferrari-Pilot tief. Ist es der Sturm im Wasserglas, oder kommt vielleicht wirklich ein Taifun?

Bisher war die Stärke der Scuderia immer das Rennen, schließlich fuhr Alonso drei Mal hintereinander auf P2. In Korea bleibt - wenn Alonso wirklich Recht behält - wohl als einzige Hoffnung ein Regenschauer, denn neben dem F138 wollen diesmal auch die Reifen nicht. "Der Reifenabbau mit den Supersofts war bei unserem Auto ziemlich stark, andere Autos hatten damit weniger Probleme. Je nachdem, wie der erste Stint läuft, entschieden wir dann, ob wir auf die Medium-Reifen wechseln sollen", fügt Teamkollege Felipe Massa hinzu. Bewölkte Stimmung bei Ferrari, aber vermutlich ein trockenes Rennen - denkbar schlechte Voraussetzungen für einen zweiten Ferrari-Sieg in Korea.