Der Indien GP steht ganz im Zeichen von Sebastian Vettel. Der Weg zum vierten Titel in Folge ist geebnet. Der Red-Bull-Pilot und seine Hungry Heidi laufen weiter zur Höchstform auf und starten da, wo sie in Japan aufgehört haben - an der Spitze. Doch die indischen Fans bekamen am Freitagnachmittag viel Fahrbetrieb zu sehen, denn die Reifen ließen den Teams wieder einmal mehr das ein oder andere graue Haar sprießen.Motorsport-Magazin.com nimmt die Form der Top-Teams unter die Lupe und analysiert die Favoriten.

Red Bull

Es war nichts anders zu erwarten. Sebastian Vettels Überlegenheit reißt nicht ab - ganz im Gegenteil. Der Red-Bull-Pilot legte in den Freitagstrainings noch eine Schippe drauf und brannte im 2. Freien Training eine absolute Bestzeit (1:25.722 Minuten) in den Asphalt und fuhr als einziger Fahrer eine Zeit unter 1:26.000 Minuten. Mit dieser Fabelrunde konnte niemand mithalten. Teamkollege Mark Webber machte die Red-Bull-Trainings-Dominanz perfekt und setzte seinen lila Flitzer auf Rang zwei. Der Drittplatzierte Romain Grosjean war mit einer halben Sekunde Rückstand Welten von Vettel entfernt. Auch auf den Longruns im zweiten Freien Training dominierte Red Bull quasi nach Belieben, und war auch auf älteren Reifen bis zu einer Sekunde pro Runde schneller als die Konkurrenz.

Dementsprechend zufrieden war der Red-Bull-Pilot nach seinem Arbeitstag am Freitag. "Insgesamt lief das Auto sowohl am Morgen als auch am Nachmittag sehr gut." Einziges Manko: der schnelle Abbau der weichen Reifen. Könnten die Pneus vielleicht eine Gefahr für die roten Bullen im Rennen werden und die Meisterparty doch noch verhindern? Vettel macht sich darüber keine Gedanken und bleibt locker. "Das ist ganz normal und wird sich im Verlauf des Wochenendes definitiv verbessern, ebenso wie unser Setup und die Streckenkenntnis." Der Meisterparty am Sonntag scheint also nichts mehr im Weg zu stehen.

Lotus

Die Übersee-Rennen in Singapur, Korea und Japan haben eines gezeigt: Lotus ist momentan "best of the rest" in der Formel 1. Nicht weniger als vier Podestplätze sammelten die Gold-Schwarzen in den vergangenen Asien-Rennen - ein Trend der sich zumindest in Person von Romain Grosjean auch in Indien wieder abzeichnet. Sollte Kimi Räikkönen seine Setup-Probleme und die Fahrbarkeit des Autos bis zum Rennen in den Griff kriegen, ist auch mit dem Iceman auf den vorderen Plätzen zu rechnen.

Schafft Lotus in Indien wieder den Sprung aufs Podest?, Foto: Sutton
Schafft Lotus in Indien wieder den Sprung aufs Podest?, Foto: Sutton

Grosjean schwimmt derzeit unbestritten auf einer Erfolgswelle. So präsentiert sich der Franzose zuletzt konstant schnell, fehlerfrei und mit riesigem Selbstvertrauen ausgestattet. Auch am Trainingsfreitag in Indien überzeugte er mit der drittschnellsten Runde, zudem produzierte er auch auf den Longruns am Nachmittag als bester "Nicht-Bulle" konstant schnelle Zeiten, lag dabei sogar teilweise fast auf Augenhöhe mit dem Überteam aus Österreich. Ein ähnliches Bild wie in Japan, als Vettel, Webber und Grosjean ein einsames Rennen an der Spitze fuhren, scheint sich also bereits am Freitag in Indien abzuzeichnen.

Ein Fahrer, der trotz schwacher Qualifying-Leistungen dank seiner starken Racepace und reifenschonenden Fahrweise dennoch immer für eine Podestplatzierung in Frage kam, ist Kimi Räikkönen. Jedoch scheinen seine Probleme auf den neuen alten Pirellei-Reifen mit fortdauernder Saison immer gravierender zu werden, zumal der Hersteller immer striktere Vorgaben bezüglich Reifensturz und -druck macht, die den Spielraum bei den Setup-Einstellungen immer weiter verkleinern.

Weder bei den Longruns noch auf eine Runde konnte der Iceman in den Trainings überzeugen, und lag deutlich hinter dem Teamkollegen und der direkten Konkurrenz an der Spitze des WM-Tableaus zurück. Zwar ist mit Kimi wie bereits erwähnt im Rennen immer zu rechnen, auf einer Strecke die in Sachen Reifen jedoch keine großen Unterschiede zwischen den Fahrern vermuten lässt, zudem kaum Überholgelegenheiten bietet, muss der WM-Dritte auf ein Setup-Wunder hoffen, bestenfalls schon zum Qualifying. "Das Problem ist die schnelle Runde - im Rennen ist es nicht so schlimm, weil am an bestimmten Stellen nicht so sehr pusht", hebt er die Wichtigkeit einer schnellen Problemlösung noch einmal hervor.

Ferrari

Fernando Alonso war mit seinem Tag zufrieden. Mit einer Zeit von 1:26.430 Minuten beträgt der Abstand zum dreifach-Champ Vettel zwar 0,7 Sekunden, für den Spanier aber kein Grund um schon am Freitagnachmittag die Flinte ins Korn zu werfen. "Wir müssen eine gute Startposition herausfahren, damit wir im Rennen vorne weg und auf das Podium fahren können", analysierte Alonso die Zielvorgabe. Zudem konnte der Ferrari-Pilot gute Longruns abspulen und seine Qualitäten als Reifenflüster testen.

"Es ist hier extrem wichtig die Reifen zu verstehen, was uns ganz gut gelungen ist. Wir haben eine erste Idee unserer Rennpace und des Reifenverschleißes, auch wenn sich die Streckenbedingungen bis Sonntag noch einmal verändern werden", erklärte der Ex-Weltmeister. Auch von den technischen Problemen am Getriebe ließ sich Alonso nicht aus der Ruhe bingen. Die Trainings zeigten einmal mehr, dass Ferrari von Mercedes in die Mangel genommen werden kann, denn Lewis Hamilton und Nico Rosberg umzingelten den Spanier im Zeitentableau. Jedoch zeigte auch Felipe Massa mit konstanten Zeiten im Longrun und ähnlicher Pace wie Alonso und die Mercedes auf eine Runde, dass das Duell zwischen Rot und Silber definitiv auf Augenhöhe anzusiedeln ist.

Mercedes

Mit der viert- respektive sechstschnellsten Zeit des Tages reihten sich erwartungsgemäß auch Lewis Hamilton und Nico Rosberg zumindest in die Riege der Favoriten für die zweite Startreihe hinter den scheinbar übermächtigen Red Bulls ein. Trotz guter Zeiten bei den Longruns auf Ferrari-Niveau, scheinen die Mercedes von den Top-Teams am wenigsten glimpflich mit den Pirelli-Reifen umzugehen. Sowohl Hamilton als auch Rosberg mussten ihr Renn-Traninigsprogramm von über 20 Runden unterbrechen und die Box anfahren, wohingegen Felipe Massa dieselbe Distanz problemlos am Stück absolvierte und dabei gegen Ende zeitenmäßig sogar noch zulegte.

Hamilton hadert mit dem Setup, Foto: Sutton
Hamilton hadert mit dem Setup, Foto: Sutton

Sollte sich die Unterlegenheit im Umgang mit den Reifen als wahr erweisen, dürfte Mercedes wohl gegenüber Lotus und Ferrari den Kürzeren ziehen, was vor allem in Hinblick auf die Konstrukteurs-WM schmerzhaft wäre. Lewis Hamilton war trotz der viertbesten Tageszeit dementsprechend nur bedingt zufrieden, gibt sich aber gewohnt zuversichtlich. "Es ist schwierig, hier das richtige Setup zu erwischen. Die Strecke ist für die Reifen sehr fordernd und jeder hatte mit der weichen Mischung so seine Schwierigkeiten. Wir arbeiten auf eine starke Qualifying-Leistung hin, am besten in der zweiten Startreihe. Danach hoffen wir auf einen Podestplatz."