Sebastian Vettel und die Buhrufe - mittlerweile eine schier endlose Geschichte. Während die Reaktion der vermeintlichen Fans unter den Fahrerkollegen zwar für jede Menge Kopfschütteln sorgt, nimmt der Betroffene selbst die Sache recht locker und lässt sich nicht weiter verunsichern. "Ich denke nicht, dass die Fans es böse meinen. Wenn Sport deine Leidenschaft ist und du einen Fahrer favorisierst, unterstützt du den nun mal. Und dann bist du zwangsläufig auch gegen seinen Gegner", sagte Vettel.

Als Vettel im Juni in Silverstone ausschied, ertönte von den Tribünen schallender Jubel, was der Heppenheimer in gewisser Weise ebenfalls nachvollziehen kann. "Die britischen Fans feuern naturgemäß die britischen Fahrer an. Wenn also ein anderer Fahrer das Rennen anführt, und dann ausfällt, ist das großartig für sie", betonte er gegenüber Sportbild. "Und dann jubeln sie eben. Ich kann damit leben."

Teamchef Christian Horner zeigte sich nach dem Singapur GP über die Schmährufe entsetzt und hielt fest, dass Vettel ein Mensch wie jeder andere sei, weshalb sie auch ihm nahegingen, selbst wenn er es nicht zeige. Der Heppenheimer sieht die Sache jedoch etwas differenzierter und zog einen Vergleich: "Wenn ich im Fußballstadion bin und mein Team unterstütze, buhe ich auch den Schiedsrichter für gewisse Entscheidungen gegen mein Team aus", sagte er. "Ich gehe einfach mit der Gruppe mit. Wenn ich den Schiedsrichter dann als Idiot beschimpfe, meine ich ihn damit auch nicht persönlich."

Der dreimalige Champion habe mit der Zeit gelernt, dass er nicht jeden zufriedenstellen kann. "Man kann hundert Autogramme schreiben. Derjenige, der das 101. haben wollte und nicht mehr bekommen hat, wird sauer sein. Das ist Fakt", hielt Vettel fest und fügte erklärend hinzu: "Deshalb ist es unmöglich, es jedem Recht zu machen. So sehe ich das. Solange ich ehrlich mit mir selbst bin und ohne ein schlechtes Gewissen einschlafen kann, ist das okay. Denn die erste Person, die ich betrügen oder anlügen würde, bin immer ich selbst."