Mit dem Einzug in den dritten Qualifying-Ababschnitt ließ Formel-1-Rookie Esteban Gutierrez in Singapur erstmals aufhorchen. Noch nie zuvor hatte es der Mexikaner so weit nach vorne in der Startaufstellung geschafft - selbst Teamkollege Nico Hülkenberg musste sich hinter ihm einreihen. Im Interview mit der offiziellen Formel-1-Website verriet er die Probleme, die ihn als jungen Formel-1-Piloten beschäftigen.

Mit den letzten sechs Rennen der Saison 2013 erwarten den Mexikaner Herausforderungen der besonderen Art. "Von den letzten Formel-1-Strecken dieser Saison sind vier neu für mich", verriet er. "In Korea, Japan, Austin und Brasilien habe ich noch nie einen Rennwagen bewegt. Auch mit den beiden anderen Strecken bin ich noch nicht hundertprozentig vertraut, Indien kenne ich nur von den Freitagstrainings im Vorjahr."

Diesen Nachteil gegenüber der erfahreneren Konkurrenz sieht Gutierrez allerdings weniger problematisch, als man vielleicht vermuten könnte. "Natürlich erwartet mich auf diesen Strecken eine große Herausforderung. Aber Tatsache ist, dass es mir nicht die größten Schwierigkeiten bereitet, mich an neue Strecken zu gewöhnen", gab der Sauber-Pilot Einblicke.

Einen Wermutstropfen gibt es für ihn trotzdem. "Leider haben wir keinen Simulator. Hätten wir einen, könnte ich neue Strecken auch kennenlernen, ohne jemals dort gewesen zu sein. Somit muss ich mir die Strecken auf dieselbe Art und Weise einprägen, wie ich es immer getan habe. Ich sehe mir viel Videomaterial an, analysiere die Daten, die wir aus den Vorjahren haben und bekomme so eine Vorstellung der einzelnen Kurven. Bei der ersten Streckenbegehung vor Ort mache ich mir dann zwar keine Notizen, aber ich versuche, mir alle Einzelheiten im Kopf abzuspeichern. Diese Informationenrufe ich dann während der Fahrt ab", schilderte er die Schwierigkeiten seines Rookie-Lebens.

Zwar fühlt sich Gutierrez in der Zwischenzeit wohl am Steuer eines Formel-1-Fahrzeugs, doch im Formel-1-Zirkus wohlfühlen könne er sich nicht. Zu unsicher ist die Jobsituation, zu groß der Druck, sich ständig zu verbessern. Außerdem habe er immer noch Schwierigkeiten, gleich weit ans Limit zu gehen wie seine routinierteren Kollegen, gestand er. "Es geht nicht darum, im Cockpit aggressiv zu Werke zu gehen. Es geht um die Strategie, das Setup und das Timing. Es fällt mir immer noch wahnsinnig schwer, im Qualifying erst ganz spät rauszugehen. Als Rookie ist man einfach viel konservativer und versucht immer, so viele Trainingskilometer wie möglich zu absolvieren. Natürlich ist es im Mittelfeld auch viel schwerer, die Situation richtig einzuschätzen, als bei den Spitzenteams. Wir sind näher am Limit, ein paar Zehntel mehr können bei uns leicht das Aus bedeuten.

Gutierrez will so bald wie möglich in die Punkte fahren, Foto: Sutton
Gutierrez will so bald wie möglich in die Punkte fahren, Foto: Sutton

Für die Zukunft erhofft sich Gutierrez endlich seine erste Platzierung in den Punkterängen. Um dieses Ziel zu erreichen, wünscht er sich am liebsten eines: Regen. "Ich fahre sehr gerne unter nassen Bedingungen. Es bringt zusätzliche Spannung und verleiht einem Rennstall wie uns die Möglichkeit, die Topteams zu schlagen. Inzwischen fühle ich mich immer besser im Cockpit. Es ist nicht einfacher geworden, ich passe mich einfach besser an."

Um seinen Traum von Punkten zu erfüllen, sollte sich Gutierrez wohl beeilen. Sauber hat bisher noch keine offizielle Bestätigung der Fahrer für die nächste Saison herausgegeben. Als gesetzt gilt der junge Russe Sergey Sirotkin, schenkt man den Gerüchten Glauben, so soll Gutierrez Teamkollege Nico Hülkenberg das Team in Richtung Lotus verlassen. Ob die Zukunft des Mexikaners damit gesichert ist, ist allerdings fraglich. Gutierrez wagt trotzdem den Blick in die Zukunft. "Ein Start beim GP von Mexiko wäre ein Traum, vor meinen Landsleuten zu fahren wohl die beste Erfahrung meines Lebens." Träumen darf man - auch in der Formel 1.