Lediglich zweieinhalb Wochen nach dem Großen Preis von Großbritannien kehrt die Formel 1 von Mittwoch bis Freitag nach Silverstone zurück, um auf der Traditionsrennstrecke den Young Driver Test abzuhalten. Diesen Testfahrten, im Rahmen derer eigentlich Nachwuchspiloten die Chance erhalten sollen, Erfahrungen im Formel-1-Boliden zu sammeln, kommt aufgrund der Geschehnisse der letzten Wochen eine ganz besondere Bedeutung zu, denn nach den zahlreichen Reifenschäden beim Rennen in Silverstone, dürfen nun auch die Stammpiloten zum Einsatz kommen. Normalerweise sind beim Young Driver Test nur Fahrer zugelassen, die maximal zwei Grands Prix bestritten haben.

Die Reifen stehen im Fokus, Foto: Sutton
Die Reifen stehen im Fokus, Foto: Sutton

Pirelli nahm nach den Reifenschäden einige Änderungen an den Pneus vor, die ab dem Ungarn GP wirksam werden und nun in Silverstone auf Herz und Nieren getestet werden sollen. Die neuen Reifen stellen eine Kombination aus der Konstruktion des vergangenen Jahres und den aktuellen Mischungen dar. Pirelli liefert Sätze der weichen, mittleren und harten Mischung und hat zudem auch angekündigt, einen harten Prototyp nach Großbritannien zu bringen, den die Fahrer schon im Rahmen der freien Trainings in Spanien und Großbritannien testeten.

Die Arbeit der Stammpiloten ist eingeschränkt und darf nicht über Reifentests hinausgehen. Update-Tests sind somit verboten und müssen von den Nachwuchspiloten durchgeführt werden. "Um diesen Forderungen nachzukommen, sollen alle Teams sicherstellen, dass die zu diesem Zeitpunkt vorgenommenen Änderungen am Auto ausschließlich mit dem von Pirelli bereitgestellten Testplan verbunden sind", erklärte die FIA in einem Statement. Um die richtige Vorgehensweise der Teams stets unter Kontrolle zu haben, wird ein Beobachter des Weltverbands vor Ort sein.

Hochbetrieb bei den Red-Bull-Teams

Die meisten Teams bauen auf eine Kombination aus Stammpiloten und Nachwuchsfahrern, sodass beim Weltmeisterteam Red Bull Racing gleich fünf unterschiedliche Akteure ins Lenkrad greifen werden. Während Antonio Felix da Costa und Carlos Sainz Junior an den drei Tagen jeweils am Vormittag zum Einsatz kommen, werden Sebastian Vettel, Mark Webber und Daniel Ricciardo am Nachmittag die Reifentests absolvieren. Brisant ist der Umstand, dass lediglich Ricciardo und nicht auch sein Toro-Rosso-Teamkollege Jean-Eric Vergne im RB9 Platz nehmen darf, gelten doch beide neben Kimi Räikkönen als potenzielle Nachfolger von Webber.

Antonio Felx da Costa darf sein Können zeigen, Foto: Red Bull
Antonio Felx da Costa darf sein Können zeigen, Foto: Red Bull

Auch Toro Rosso tritt mit fünf Piloten an. Neben Ricciardo und Vergne werden die Red-Bull-Junioren Sainz und Daniil Kvyat ins Lenkrad greifen, die normalerweise in der GP3 unterwegs sind. Hinzu kommt Johnny Cecotto Junior, der in der GP2-Meisterschaft momentan auf dem 14. Platz liegt und bereits im vergangenen Jahr für Toro Rosso am Young Driver Test in Abu Dhabi teilnahm.

Lotus tritt mit Kimi Räikkönen an, verzichtet jedoch auf die Dienste von Romain Grosjean. Der Iceman steigt am Freitag in den E21, während zuvor Nicolas Prost, Sohn des viermaligen Weltmeisters Alain Prost, und Davide Valsecchi ihr Können unter Beweis stellen dürfen. "Durch den Einsatz von Nicolas und Davide geben wir den Beiden wertvolle Erfahrung und wir gewinnen gutes Feedback", so Teamchef Eric Boullier über seine zwei Testfahrer.

Fernando Alonso hatte zuletzt Interesse an einem Einsatz in Silverstone bekundet, doch zu diesem wird es nicht kommen. Ferrari schenkt Davide Rigon das Vertrauen, der die Nachwuchsakademie der Scuderia durchlief und aktuell in der Blancpain Endurance Series aktiv ist. Der Italiener wird an allen drei Tagen im F138 sitzen, lediglich am Freitagmorgen muss er für Felipe Massa Platz machen, der die neuen Reifen testet.

Susie Wolff fährt für Williams

McLaren verzichtet trotz der sportlichen Misere gänzlich auf die Dienste von Jenson Button und Sergio Perez. Für die Mannschaft aus Woking treten Kevin Magnussen, Oliver Turvey sowie DTM-Pilot Gary Paffett an. Ebenfalls auf den Einsatz der Stammpiloten verzichten wollte Marussia. Die Hinterbänkler hatten ursprünglich geplant, lediglich GP3-Leader Tio Ellinas sowie Testfahrer Rodolfo Gonzalez auf die Strecke zu schicken, entschlossen sich jedoch kurzfristig, auch mit Jules Bianchi und Max Chilton anzutreten. Für Caterham fahren neben Charles Pic und Giedo van der Garde auch Reservepilot Alexander Rossi sowie Will Stevens, der der Nachwuchsschmiede des Teams angehört und sich in der World Series by Renault verdingt.

Szenen wie diese sollen sich nicht wiederholen, Foto: Sutton
Szenen wie diese sollen sich nicht wiederholen, Foto: Sutton

Bei Sauber kommt nicht der im Rahmen des Einstiegs von russischen Investoren zum Team gestoßene Sergey Sirtokin zum Zuge, sondern Testpilot Robin Frijns, Nico Hülkenberg und der japanische AutoGP-Pilot Kimiya Sato. Force India baut neben Adrian Sutil und Paul di Resta auf GP2-Mann James Calado.

Die einzige Dame im Feld trägt den Namen Susie Wolff und fährt am Freitag für Williams. "Es ist eine fantastische Chance für mich. Nun liegt es an mir, mich auf den Tag bestmöglich vorzubereiten", erklärte Wolff. "Es wird eine große Herausforderung, aber das wichtigste ist, einen soliden und konstanten Job zu machen und dem Team gutes Feedback zu geben, damit ich zeigen kann, dass ich das Level habe, an so einem Tag zu kämpfen. Der Hauptteil meiner Arbeit liegt im Simulator, weshalb dieser Tag für mich so wichtig ist." Neben ihr kommen Stammfahrer Pastor Maldonado und Daniel Juncadella zum Einsatz, der beim DTM-Rennen auf dem Norisring am Sonntag zum ersten Mal auf das Podium fuhr.

Die großen Abwesenden beim Young Driver Test sind die Mannen von Mercedes. Die Stuttgarter dürfen aufgrund des Urteils des International Tribunal nicht teilnehmen, da sie für Pirelli bereits nach dem Spanien GP getestet hatten, was für einige Kontroversen sorgte. Die Hoffnung, dass die Tests auf vier Tage verlängert werden und die Silberpfeile damit doch antreten können, wurde von der FIA zerschlagen. Immerhin darf sich Mercedes damit trösten, die gewonnen Daten der drei Testtage zur Verfügung gestellt zu bekommen.

Die Wetterprognose für den Young Driver Test ist günstig. An allen drei Tagen werden in Silverstone sommerliche Temperaturen erwartet, während die Niederschlagswahrscheinlichkeit äußerst gering ist. Die Teams sollten somit in der Lage sein, die neuen Reifen ausgiebig zu erproben.

Team Mittwoch Donnerstag Freitag
Red BullDa Costa/RicciardoDa Costa/WebberSainz/Vettel
FerrariRigonRigonMassa/Rigon
LotusProstValsecchiRäikkönen
Force IndiaCaladoSutilDi Resta
McLarenMagnussenTurveyPaffett
Toro RossoCecottoSainz/RicciardoVergne/Kvyat
SauberFrijnsFrijns/HülkenbergSato
WilliamsJuncadellaMaldonadoWolff
MarussiaEllinas/ChiltonGonzalezGonzalez/Bianchi
Caterham Rossi StevensPic/Van der Garde