Da war es wieder, das alte Mercedes-Problem: Beim Deutschland Grand Prix kämpften Lewis Hamilton und Nico Rosberg mit den Hinterreifen ihrer Autos und waren den anderen Top-Teams unterlegen. Lewis Hamilton kämpfte sich in den letzten Runden zwar noch auf den fünften Platz vor und betrieb Schadensbegrenzung, doch von der Pole aus hatte sich der Brite wesentlich mehr erwartet. Vor allem die erste Rennhälfte machte für die beiden Silberpfeile jegliche Hoffnungen auf den Sieg zunichte, in den ersten Runden ging wegen der Reifenprobleme gar nichts.

"Im ersten Teil des Rennens war es wirklich schlimm", bestätigte Ross Brawn. "Bei diesen hohen Temperaturen waren wir über dem Limit und überschritten den Grenzwert der Reifen. "Wenn wir zu Beginn mit viel Benzin an Bord pushen, belastet das unsere Reifen sehr, das müssen wir in den Griff bekommen." Zuletzt in Silverstone und Montreal war es merklich kühler, in der Eifel stiegen die Streckentemperaturen jedoch auf 45 Grad an. "Es fühlte sich heute an wie bei anderen Rennen in der Vergangenheit, als wir auch Probleme bekamen", sagte der Mercedes-Teamchef und dachte dabei wohl an den Spanien Grand Prix dieses Jahr, bei dem Mercedes wegen heftiger Reifenprobleme weit zurückfiel.

Besserung am Nürburgring stellte sich erst ein, als der F1 W04 weniger Sprit im Tank hatte und es ein wenig kühler wurde. Als die Temperaturen etwas sanken, hatten beide Fahrer eine ordentliche Pace und konnten sich zurück durch das Feld kämpfen", so Brawn. Es war keine riesige Überraschung, dass Mercedes mit den Reifen zu kämpfen hatte, schon während des gesamten Wochenendes mahnte das Team vor übertriebener Euphorie. Die Skepsis sollte sich bewahrheiten, wie sich während den 60 Runden in der Eifel zeigte. "Wir haben stets betont, dass noch ein Fragezeichen über unserer Performance bei heißen Bedingungen schwebt und das heutige Rennen hat gezeigt, dass noch Arbeit vor uns liegt", merkte Brawn an.

Mercedes musste - wie alle anderen Teams auch - sich erst einmal mit den überarbeiteten Reifen vertraut machen, die Pirelli für das neunte Saisonrennen geliefert hatte. Die Kevlar-Variante bereitete den Silberpfeilen aber mehr Kopfzerbrechen als der Konkurrenz. Dazu kam noch die kurzfristige Regelung, dass die Reifen nun nicht mehr nach Belieben von links nach rechts getauscht werden dürfen - das Reifen-Massaker aus Silverstone lässt grüßen. Diese Vorgabe machte Mercedes zu schaffen. Brawn: "Wir konnten die Belastung der Reifen minimieren, indem wir sie nach dem Qualifying von der einen auf die andere Seite montierten. Das war hier aber nicht mehr möglich."

In Sachen Reifen wird es nun erst einmal nicht besser für Mercedes. Während die Konkurrenz bei den Reifen-Tests übernächste Woche in Silverstone die neuen Pirelli-Mischungen ausprobieren kann, ist Mercedes wegen seiner Reifentest-Gate-Strafe zum Zuschauen verdammt. Zwar änderte die FIA zuletzt häufiger die Rahmenbedingungen dieses Tests, doch es sieht danach aus, dass Mercedes nicht anwesend sein darf. Es habe wohl die Überlegung gegeben, den Test auf vier Tage auszuweiten, damit am abschließenden Tag einer der Mercedes-Stammpiloten ebenfalls Reifentestarbeit absolvieren kann, doch laut Brawn stünden die Chancen dafür eher schlecht. "Schade, es wäre gut gewesen, einen Einblick zu bekommen", so der Brite.