Kaum jemand dürfte sich am Nürburgring mehr über das sonnige Wetter gefreut haben als Romain Grosjean. Es ist kein Geheimnis, dass der Lotus-Bolide warme Temperaturen bevorzugt und der Franzose stellte diesen Umstand im Qualifying zum Deutschland Grand Prix eindrucksvoll unter Beweis: Startplatz fünf direkt hinter Teamkollege Kimi Räikkönen und gleichzeitig sein bestes Resultat in dieser Saison. "Es tut gut, mal wieder vorn zu stehen", freute sich Grosjean nach den schwierigen Wochen zuletzt. "Es ist eine Frage der Reifen, wie immer: Wenn du sie ins richtige Fenster bekommst, ist es immer einfach. Wenn dir das nicht gelingt, kannst du eine perfekte Runde fahren, landest aber im Nirgendwo."

Im Nirgendwo - ein Ort, den Grosjean so schnell wie möglich verlassen will. Seit seinem Podiumsplatz in Bahrain schaffte es der 27-Jährige nicht mehr in die Punkteränge und musste zum Teil heftige Kritik über sich ergehen lassen. "Jetzt geht es aufwärts, wir haben das Auto stark verbessert", war Grosjean überzeugt. Zu Beginn der Saison gab es Schwierigkeiten mit dem Mapping seines E21-Boliden, das Team schaffte es einfach nicht, ein optimales Setup zu finden. "Deshalb haben wir einige Setups von Kimis Auto kopiert, um das auch so hinzubekommen", erklärte Grosjean. "Aber es gibt ein paar Dinge, welche er sehr mag, die mir aber nicht so gut liegen."

Seit dem Spanien Grand Prix in Barcelona habe die Mannschaft um Grosjean deshalb wieder versucht, ein Setup für die eigenen Ansprüche zu finden. Mit einiger Anlaufzeit scheint die Arbeit nun langsam Früchte zu tragen. "In Monaco lief es schon viel besser und von dort aus konnten wir wieder richtig arbeiten", so Grosjean. Am Nürburgring scheint er mit dem Setup seines Autos zufrieden, was auch daran liegt, dass er im Training mit den weichen Reifen mehr Runden zurücklegen konnte als üblicherweise. Die neuen Kevlar-Versionen von Pirelli kommen Lotus offenbar entgegen.

"Ich mochte die Reifen schon in Kanada, um ehrlich zu sein", räumte Grosjean ein. "Sie fühlen sich mehr nach Rennreifen an als ihre Vorgänger." Entsprechend optimistisch zeigte er sich auch im Hinblick auf das anstehende Rennen in der Eifel. Die Longruns seien in Ordnung gewesen, nur an den Vorderreifen sei etwas Graining aufgetreten. "Aber wegen der wärmeren Temperaturen könnte das morgen besser werden", hoffte er. "Aber hinter den Reifen steht immer ein Fragezeichen: Manchmal startet man ins Rennen und nach drei Runden arbeiten die Reifen super und es wird recht einfach, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Und manchmal funktioniert rein gar nichts. Hier stehen die Chancen aber gut für uns, dass es klappen wird."

Interessant aus Reifensicht: Genau wie Räikkönen hatte Grosjean während des Qualifyings Schwierigkeiten, seine weichen Mischungen im Q3 schnell auf Arbeitstemperatur zu bringen. Der Finne habe dadurch im ersten Sektor etwa drei Zehntelsekunden und damit vielleicht Startplatz drei verloren. Während Räikkönen sein Problem auf den Verkehr während seiner Outlap schob, war Grosjean nicht sicher. "Ich bin ein wenig enttäuscht wegen meiner schnellsten Runde, denn wir haben im ersten Sektor definitiv ein bisschen Zeit verloren", so Grosjean.