In fünf der vergangenen sechs Grands Prix stand ein Mercedes auf der Pole Position und so langsam gewöhnte man sich an den silbernen Anblick in Startreihe eins. Doch meist sackte die Performance der Silberpfeile im Rennen schlagartig ab, ein Podium war das Höchste der Gefühle. Seit Monaco und spätestens Silverstone ist aber klar: Mercedes ist auch im Renn-Trim voll bei der Musik und zählt zum engen Kreis der Siegesanwärter am Nürburgring. "Das ist eine schöne Zeit in meiner Karriere", sagte Nico Rosberg. "Das ist neu: Ich hatte noch nie ein so schnelles Auto wie jetzt. Beim kommenden Rennen können wir rausgehen und um die Positionen an der Spitze kämpfen."

Anscheinend hat Mercedes seine Reifenprobleme größtenteils in den Griff bekommen. Wie sich der überarbeitete Pirelli-Pneu auf die Performance des Teams sowie der Konkurrenz auswirken wird, steht jedoch in den Sternen. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Änderung Auswirkungen auf die Leistungen im Qualifying und Rennen haben wird", orakelte Rosberg. "Vielleicht mischt es die Dinge durch. Gleichzeitig ist es aber auch eine Möglichkeit für uns, dies besser als andere Teams zu verstehen und das Meiste herauszuholen."

Foto: Sutton
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Mercedes wird in den Trainings vor den Rennen gezwungenermaßen vorlegen müssen, da die Truppe in Folge der Reifentest-Gate-Affäre vom Test in Silverstone ausgeschlossen worden war. "Wir müssen versuchen, unter relevanten Bedingungen so viel wie möglich zu fahren und zu lernen", so Rosberg. Teamkollege Lewis Hamilton kostete ein Reifenplatzer in Silverstone zwar den möglichen Sieg, doch er kämpfte sich vom letzten Platz bis auf P4 zurück und stellte damit eindrucksvoll unter Beweis, dass Reifenärger offenbar der Vergangenheit angehört. Laut Hamilton habe die Truppe die Schwierigkeiten, die vor allem bei warmen Temperaturen auftraten, nun im Griff.

"In Silverstone war es recht warm und trotzdem waren wir konkurrenzfähig", so Hamilton. "Das war wahrscheinlich das erste Wochenende, an dem ich das Gefühl hatte, richtig Gas geben zu können und die Reifen hielten es aus. Nico hat dort bewiesen, dass viel Potenzial im Auto steckt." Nicht nur schnell, sondern auch konstant: Die neue Siegesformel bei Mercedes, vor der sich die Konkurrenz in Acht nehmen muss - das weiß auch Red Bull, die sich vor allem in der Teamwertung von Verfolger Mercedes bedroht fühlen.

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Rosberg machte keinen Hehl daraus, dass er es weiter mit den Bullen und vor allem Landsmann Sebastian Vettel aufnehmen will: "Auf kurze Sicht will ich Sebastian und Red Bull Rennen für Rennen ärgern, indem ich vor ihnen stehe. Das ist das Wichtigste: nicht nur vor ihnen, sondern auch vor allen anderen Teams landen. Ich fokussiere mich derzeit auf Rennsiege."

Diesen Plan verfolgt auch Hamilton, wenn auch noch nicht so erfolgreich. Immer wieder merkte der Brite an, dass er sich noch nicht zu 100 Prozent wohl im Silberpfeil fühle und sich noch ein wenig an das neue Auto gewöhnen müsse. "Es kommen noch einige Strecken, auf denen ich noch das Maximum aus dem Auto herausholen muss", so Hamilton. "Das habe ich bislang noch nicht geschafft." Vor allem die Bremsen bereiteten dem Weltmeister von 2008 immer wieder Probleme, wenngleich sich das Verhalten in Silverstone schon besser angefühlt habe.