Mercedes' geheimer Reifentest für Pirelli ist weiterhin das Gesprächsthema schlechthin im Formel-1-Fahrerlager. Wie die meisten Verantwortlichen der anderen Teams ist auch Monisha Kaltenborn der Ansicht, dass sich die Stuttgarter dadurch einen Vorteil verschafft haben. Doch zunächst müsse man erst einmal entscheiden, ob die Testfahrten überhaupt den Regeln entsprachen, und erst dann gelte es herauszufinden, welche Vorteile sich daraus ergaben und wie sich diese messen lassen.

"Oftmals ist es so schwierig zu sagen, wie stark ein Performancegewinn von einem spezifischen Test abhängt", betonte die Österreicherin. "Man kann so etwas nie belegen." Genauso wichtig sei es allerdings, welche Erkenntnisse Mercedes über die laufende Saison hinaus gewinnen konnte, befinden die Teams sich derzeit doch in einer ganz entscheidenden Phase, was die Planungen für 2014 angeht.

"Wenn man von diesen Reifentests vielleicht weiß, in welche Richtung man gehen soll, ist das ein großer Vorteil", so Kaltenborn. "Wenn man eine Ahnung von den 2014er-Reifen bekommt, ist das eine Information, die andere nicht haben", führte sie aus. "Keiner von uns kann sagen, wie groß der Vorteil für das nächstjährige Auto ist."

An eine faire Lösung im Teststreit glaubt die Sauber-Teamchefin nicht, denn würde man die anderen Teams im Nachhinein ebenfalls testen lassen, würde das je ebenfalls den Regeln widersprechen, auch wenn alle Parteien zustimmen sollten. "Man sollte nicht mit den anderen zehn Teams den gleichen Fehler machen", meinte sie. "Man sollte es so hinnehmen wie die Regelverletzungen der Vergangenheit und die Richter es entsprechend beurteilen lassen."

Dass es ob der Reifen-Causa nun Spannungen zwischen ihr und ihren österreichischen Landsleuten bei Mercedes gibt, bestritt Kaltenborn gegenüber Motorsport-Magazin.com vehement. "Wir pflegen das Prinzip der Neutralität untereinander", betonte sie. "Wir als Außenstehende sehen das losgelöst von Personen und haben auch keine Ahnung, wer im Team die Entscheidungen trifft."

Nicht über neue Reifen jammern

Bezüglich Pirellis Plan, die Reifen während der Saison zu überarbeiten, gab Kaltenborn sich ebenfalls neutral. "Wir habe immer gesagt, dass es die Sache des Reifenlieferanten ist, sie auszusuchen und zu entscheiden, welchen Weg sie gehen möchten", so die Österreicherin. "Wenn es gute Gründe gibt, sie zu ändern - und offenbar ist das wegen der Sicherheit so - dann ist das so."

Natürlich sei es nicht optimal, während der laufenden Saison Adaptierungen vorzunehmen, da die Teams bei der Konstruktion ihrer Wagen auch die Pneus ins Kalkül zogen, aber das gelte schließlich für alle. "Wir sollten jetzt nicht jammern, denn im letzten Jahr hatten wir es zumindest in der ersten Saisonhälfte im Gegensatz zu anderen gut mit den Reifen", nahm Kaltenborn Bezug auf ihre eigene Mannschaft. "Es wird immer welche geben, die besser und schlechter damit umgehen können. Der Fokus muss auf unserem Auto liegen."