Nico Rosberg steht zum zweiten Mal hintereinander auf Pole Position. Nachdem es in Bahrain wegen des extremen Reifenverschleißes des Silberpfeiles im Rennen jedoch nur zu Rang neun reichte, will der Wiesbadener nicht zu optimistisch ins Rennen gehen. "Das Rennen ist komplett eine andere Welt, das hat mit der Qualifikation nichts zu tun", dämpfte er die Erwartungen sogleich ein. Doch ein Debakel wie in der Wüste des Königsreichs erwartet der 27-Jährige nicht. "Ich hatte gute - relativ gute - Longruns, mit denen ich zufrieden war, für das, was wir haben."

Außerdem hätten vor drei Wochen auch sehr spezielle Bedingungen geherrscht, weshalb man die zwei Rennen auch schlecht miteinander vergleichen kann. "Bahrain war eine extreme Situation, wodurch unsere kleine oder mittelgroße Schwäche extrem zum Vorschein kam." Dazu kam noch das 'Problem', dass Rosberg von Startplatz eins wegfahren musste und somit zu Rennbeginn mit deutlich stärkeren Autos kämpfte, wobei die Reifen sehr stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. "Wenn ich da vielleicht als Fünfter losgefahren wäre, dann wäre es auch wieder anders gewesen. Dann ist man da, wo man von der Pace wirklich sein sollte und dann ist das einfacher zu handhaben."

Die Probleme aus Bahrain hätten die Ingenieure verstanden, doch die Reifensituation auf dem Circuit de Catalunya stellt sich komplett anders dar. Graining heißt der Todfeind der Silberpfeile. Nico Rosberg erklärt das Problem: "Graining ist, wenn auf einmal - von der einen Runde zur anderen - der ganze Reifen auf der Oberfläche aufgeht und man diese kleinen Rippel über den ganzen Reifen hat." Für die TV-Zuseher hatte der Pole-Sitter auch noch einen Tipp parat: "Die Reifen werden auf einmal ganz schwarz, sie sind nicht mehr grau sondern pechschwarz. Und das sieht man ganz deutlich im TV." Ist der Prozess einmal in Gang gesetzt, entwickelt sich ein Teufelskreis. "Wenn das passiert, dann verliert man so viel Grip, dass man auf einmal Sekunden langsamer ist. Und weil man dann mehr rutscht, hat man auch mehr Verschleiß und so weiter."

Als Erfolgsgarant für den Samstag konnte Rosberg mehrere Faktoren nennen. Im kurzen ersten Sektor konnte er verhältnismäßig Zeit gewinnen, ebenso wie im letzten Sektor, in dem beide Mercedes-Piloten bärenstark aussahen. Doch vor allem die Herangehensweise in Q2 brachte den entscheidenden Vorteil, schließlich brauchte der Wiesbadener einen Satz Reifen weniger, weil er auf gebrauchten Medium-Reifen seine Zeit setzte. "Es hat sich gelohnt es zu versuchen und es hat geklappt. Somit hatte ich zwei neue Sätze für den letzten Teil." Eigenartig sei aber das Gefühl auf dem gebrauchten Satz gewesen, Rosberg habe sich darauf wohler gefühlt als auf dem frischen Satz in Q1. Eine Erklärung dafür hatte er nicht parat. "Mit den Reifen ist das immer so... Sie sind so sensibel und mit den ganzen Temperaturen und wie man sie managt, das ist echt sehr komplex."

Hamilton nicht rundum zufrieden

Lewis Hamilton hat an diesem Wochenende nicht nur mit den Reifen Probleme. "Ich hatte gestern mit der Balance zu kämpfen und das war auch heute noch der Fall, also müssen wir uns einmal ansehen, was wir da für das Rennen machen können." Der Brite habe sich das ganze Wochenende über noch nie hundertprozentig wohl im Silberpfeil gefühlt, auch er rechnet mit dem Schlimmsten im Rennen. "Die Longruns waren ziemlich mäßig. Es wird hart, diese Positionen auch morgen zu halten."

Eine generelle Performanceverbesserung durch Updates wollte Rosberg nach der rein silbernen Startreihe eins noch nicht sehen. "Das ist schwer zu sagen. Es sind nur sehr kleine Updates gekommen und von einer Strecke auf die andere, das ist es immer schwer einen Vergleich zu ziehen. Es ist sogar schwer mit dem Wintertest zu vergleichen, weil die Bedingungen so unterschiedlich sind." Der 132-fache GP-Teilnehmer warnt auch davor, die letzten Qualifyingresultate in Relation zu seinem Teamkollegen über zu bewerten. "Natürlich bin ich froh, dass ich vor Lewis stehe, weil ich weiß, wie schnell er ist. Aber leider gibt es heute keine Punkte und Ansehen bringt mir auch keine Punkte - ich will Punkte, und die gibt es im Rennen."

Für Lewis Hamilton ist die Niederlage im Qualifying kein Weltuntergang. "Manchmal wird man eben geschlagen, manchmal ist man vorne - so läuft das Spiel. Am Ende des Tages war er schneller und ich muss härter Arbeiten - so einfach ist das." Der Brite freut sich wie Teamkollege Rosberg über Reihe eins in silber, ein Problem erwartet keiner der beiden. "Das wird ok sein. Wir respektieren uns beide und wir wissen, wie wichtig es ist, einen guten Job fürs Team zu machen ", so der Deutsche.