Es gleicht jedes Jahr einem Katz und Maus Spiel - die FIA gibt die Regeln bekannt und die Teams versuchen sie möglichst geschickt zu umgehen. Leidtragende sind meist die Fans. Komplexe technische Details sind für sie nur schwer zu durchblicken und eigentlich wollen sie sich lieber auf das Geschehen auf der Strecke konzentrieren, statt ständig die Regelbücher zu durchwälzen. Im Rahmen des Saisonauftakts erklärte Charlie Whiting, Renndirektor der FIA, dass er keine Streitigkeiten in diesem Jahr erwartet. "Im Moment glaube ich nicht, dass es irgendetwas gibt", antwortete er auf die Frage, wo in dieser Saison eventuelle Kontroversen lauern könnten.

Jedoch schränkte der Brite umgehend ein: "Aber man weiß nie, was über das Jahr noch alles kommt." Eben um Kontroversen zu vermeiden, war Charlie Whiting gemeinsam mit dem Technischen Delegierten der FIA, Jo Bauer, bei den Testfahrten um etwaige Problemstellen frühzeitig zu erkennen. "Wir waren bei den Barcelona-Tests, um sicherzustellen, dass kein Team eine Überraschung erlebt." Zwar hätte es in Spanien einige Diskussionen über Details gegeben. "Aber der Hintergedanke war, dass wir hier keine Diskussionen mehr haben", erklärte Whiting.

Ein Streitpunkt, über den bereits ausführlich berichtet wurde, sind die Motorenmappings. Die FIA war offenbar mit der Renault-Variante nicht einverstanden, woraufhin die Franzosen wieder zurückrüsteten, was Whiting nun bestätigte: "Manche Teams wollten außerhalb des Referenzmappings gehen, aber wir haben gesagt, das dürfen sie nicht. Die Technischen Direktoren sind gekommen und wollten es ändern, aber sie haben das Verbot akzeptiert."

Konkret ging es um die Wahl des Referenzmappings, innerhalb dessen noch Toleranzen von zweieinhalb Grad Zündwinkelverstellung in beide Richtungen erlaubt sind. Die FIA erlaubte es den Teams, ein Mapping aus "irgendeinem der ersten vier Rennen der Vorsaison zu wählen, als das Auspuffwettrüsten noch nicht im Gange war." Letztendlich ging es bei der Diskussion nur darum, ob die Teams auch ein Mapping eines anderen Grand Prix als Referenz nehmen dürfen, was aber schließlich untersagt wurde.

60 sind weniger als 48

Auch in sportlicher Hinsicht blieb 2013 nicht alles beim Alten. Durften im letzten Jahr lediglich 48 Mitarbeiter eines Teams an den Fahrzeugen arbeiten, sind es 2013 60 Personen. Doch wie passt die Erhöhung des Personals zur generellen Spar-Stimmung in der Königsklasse? "Eigentlich ist es in den meisten Fällen eine leichte Abnahme und keine Zunahme", erklärte Whiting. Die Krux liegt in der Bezeichnung 'operational staff'. Wer zählt zum 'operational staff' und wer nicht?

Hintergrund der Erhöhung war es - wie sollte es auch anders sein - mehr Klarheit zu schaffen. "Wir meinen damit 60 Leute, die an den Autos arbeiten", gab der Renndirektor zu verstehen. Auch in diesem Jahr gibt es wieder eine Liste mit Ausnahmen, auf der zum Beispiel Team-Präsidenten, CEOs, Reservefahrer oder Ärzte stehen, allerdings ist sei diese nicht ausschweifend und beinhalte deutlich weniger Ausnahmen als die letztjährige Liste und sei zudem unmissverständlicher.

Welche Rolle spielen die Physios?

Ein Streitpunkt in der Vergangenheit war, welche Rolle ein Physiotherapeut genau spielt. Zählt er zum 'operational staff' oder nicht? Bereits im letzten Jahr in Monaco wurde über diese Frage diskutiert, im Januar 2013 gab es erneute Diskussionen. Einigkeit herrschte unter den Teams nicht. "Es wurde klar, dass Physios verschiedene Dinge in verschiedenen Teams machen, manche Physios geben dem Fahrer was zu trinken und halten den Sonnenschirm. Wie könnte man da sagen, dass er in die Arbeiten am Auto involviert ist?", stelle Whiting rhetorisch in den Raum.

Bei anderen Teams seien die Physiotherapeuten allerdings für die Boxentafel oder Heizdecken zuständig, somit sei ein Vergleich zwischen den Rennställen unfair. "Also war es meiner Meinung nach die beste Interpretation, dass wenn ein Physio nur das macht, was wir alle von einem Physio erwarten und nichts anderes, er nicht zu den 60 gezählt werden soll." Die Konsequenz dieser Klarstellung betrifft allerdings nur zwei Teams. In diesen Rennställen müsse jetzt jemand anders die Boxentafel halten, nicht der Physio, so Whiting.

Auch kleinere Änderungen wurden vorgenommen, um letzte eventuelle Streitigkeiten schon vor deren Entstehung im Keim zu ersticken. So müssen die Teams dieses Jahr Setup-Sheets an die FIA weiterreichen, in denen deren Fahrzeugeinstellungen ersichtlich sind. Bei einem Getriebewechsel muss zum Beispiel die gesamte hintere Radaufhängung aus- und entsprechend wieder eingebaut werden. Dabei hätte es in der Vergangenheit nie hundertprozentige Gewissheit gegeben, dass das Fahrwerk nach dem Ausbau wieder mit identischen Einstellungen eingebaut wurde. "Das ist der Grund, weshalb wir uns dafür entschieden haben."

Grosjean verwechselte letztes Jahr die Formel 1 mit Bowling, Foto: Sutton
Grosjean verwechselte letztes Jahr die Formel 1 mit Bowling, Foto: Sutton

Bei der Neueinführung einer Regel geht die FIA auf Nummer sicher. Fahrer, die an drei Kollisionen in einer Saison schuld sind, sollen für einen Grand Prix gesperrt werden. Bislang gibt es keine konkreten Anhaltspunkte, wann ein Fahrer pausieren muss. "Wir wissen noch nicht, ob das okay ist, wir wollen nicht, dass zu viele Fahrer gebannt sind, deshalb führen wir in dieser Saison ein Protokoll und schauen uns das an - das läuft ein bisschen im Hintergrund", versicherte Whiting. 2012 musste Romain Grosjean beim Italien GP zusehen, weil er zum wiederholten Male eine Kollision verschuldet hatte.