Von Fernando Alonso war Lewis Hamilton vor einigen Tagen wieder einmal zum Hauptkonkurrenten für die nächste Saison emporgehoben worden. So sehr das Lob des Spaniers den Mercedes-Neuankömmling auch freute, so sehr war er darum bemüht, die mit solchen Vorschusslorbeeren einher gehenden Erwartungen zu bremsen. "Es ist immer schön, so ein positives Kompliment zu bekommen, aber natürlich wird es ziemlich schwierig, dem nun auch in naher Zukunft gerecht zu werden", fand Hamilton, der erst einmal kleinere Brötchen backen wollte. "Unsere Aufgabe lautet, ein nicht siegfähiges Auto in eines zu verwandeln, dass das sehr wohl ist. Darauf arbeiten wir hin."

Um dieses Unterfangen schnellstmöglich zu realisieren, werde er sein ganzes Repertoire aufbieten. "Ich werde bestmöglich meine Erfahrungen und technisches Wissen von McLaren einließen lassen. Dann werden wir einfach alle Erfahrungen zusammen in einen Topf werfen und schauen, was davon am meisten Sinn macht und hilft", beschrieb Hamilton die kreativen Prozesse im Teamhintergrund und ihr Zustandekommen: "Zwei Meinungen sind immer besser als eine." Illusionen wollte er sich dennoch keine machen: "All das wird Zeit benötigen. Ich bin den Silberpfeil ja noch nicht einmal gefahren", grinste der Brite, der sich mit Prognose dementsprechend vorsichtig zurückhielt.

Wegblasen noch keine Option

Der V6-Turbo von Mercedes soll die Konkurrenz in den Schatten stellen, Foto: Mercedes-Benz
Der V6-Turbo von Mercedes soll die Konkurrenz in den Schatten stellen, Foto: Mercedes-Benz

Auch für ihn persönlich sei der Teamwechsel eine gravierende Umstellung. "Ich werde mich erst einmal an viele neue Dinge gewöhnen müssen. Auch im Auto, wie etwa im Bereich der Aero-Balance oder auch bei der Gewichtsverteilung, die im Vergleich zu dem, was ich so gewohnt bin, sicher anders ist", erklärte Hamilton. Der 28-Jährige gab als Direktive aus: "Wir gehen es Schritt für Schritt an: Zuerst einmal wollen wir die Rennen in möglichst guten Positionen beenden - welche das dann sein werden, müssen wir abwarten." Erst danach sei das Siegen das Ziel. "Aber wie schnell das gehen wird, weiß ich noch nicht. Ich denke, ich muss die Saison jetzt einmal vorsichtig angehen. Ich kann ja nicht hierher kommen und sagen: Die blasen wir jetzt alle weg. Letztes Jahr war Mercedes im letzten Rennen immerhin noch über eine Sekunde hinter der Spitze", so Hamilton.

Seine Schlussfolgerung lautete daher: "Ich weiß, dass es einige Zeit in Anspruch nehmen wird, diese Lücke zu schließen." Ohnehin sei sein persönlicher Fokus auf das Jahr 2014 und den anstehenden Regelumbruch gerichtet. Spätestens dann, so verspricht sich Hamilton, werde er mit Mercedes auf das richtige Pferd gesetzt haben. "Motorenmäßig wird es 2014 interessant. Mercedes weiß, wie man starke Motoren baut - das haben sie in der Vergangenheit zuhauf bewiesen", erklärte der Ex-Weltmeister, der indirekt einräumte, dass eben diese Perspektive bei einem Werksteam und Aggregatszulieferer eine entscheidende Rolle bei seinem Wechsel von McLaren gespielt habe. "Ich bin sehr zuversichtlich und habe großes Vertrauen, dass wir dann ein ganz hervorragendes Paket haben werden."

Das Aggregat der Stuttgarter sei aber ohnehin die kleinste Baustelle - wichtig sei, das restliche Auto darum gut zu formen. "Das ist unsere Aufgabe und da müssen wir uns verbessern. Auch deshalb hat Mercedes verschiedene Leute angestellt, um die Dinge in manchen Bereichen umzustrukturieren und zu verbessern", sagte Hamilton, der sich sicher war, dass der Regelumbruch kommendes Jahr auch an anderen Fronten einige willkommene wie gute Gelegenheiten bieten könne. "2014 ist das wirklich entscheidende Jahr. Wenn wir da gleich gut loslegen können, sind wir für die nächsten Jahre gut aufgestellt. Das hat man ja nicht zuletzt auch bei Red Bull 2009 gesehen...", untermauerte der Brite seine Einschätzung.