"Was für eine unglaubliche Leistung von Michael - wir wussten es immer und sagten es immer, dass er es immer noch kann und heute hat er alle geschlagen." So klang Norbert Haugs erste Reaktion nach Michael Schumachers Bestzeit im Qualifying zum Großen Preis von Monaco. Endlich hatte es der Rekord-Weltmeister wieder geschafft und mit einer Fabelrunde kurz vor Schluss die Konkurrenz düpiert. Die Freude im Mercedes-Lager war natürlich groß über den Husarenritt des 43-Jährigen, der im Fürstentum schon fünfmal gewinnen konnte. Eigentlich ein perfekter Tag für Schumacher - wären da nicht die Nachwehen aus Barcelona.

Wegen seiner Kollision mit Bruno Senna beim Spanien GP erhielt er eine Strafversetzung um fünf Plätze - besonders bitter für Monaco, wo Überholen auf der Strecke Seltenheitswert hat und die Startposition oft ausschlaggebend ist für Sieg oder Niederlage. "Dass er nicht als Erster losfährt, ist seiner Dummheit aus Barcelona zu verdanken", fand Christian Danner im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com erst deutliche Worte, dann anerkennende: "Es hat mich sehr positiv überrascht. Es bleibt nichts zu sagen, als Weltklasse. Ich sagte immer, dass ich ihm Erfolg wünsche, denn er kämpft und arbeitet hart. Das Fahren hat er bestimmt nicht verlernt und da gehört sicherlich etwas dazu."

Schumacher bewies in den engen Gassen Monte Carlos, dass er das Rennfahren durchaus nicht verlernt hat. Mit seiner 1:14.301 in Q3 hielt er nicht nur Mark Webber, sondern auch Teamkollege Nico Rosberg auf Abstand. Im teaminternen Mercedes-Duell steht es nun ausgeglichen 3:3. Anerkennung gab es aus dem Fahrerlager zu Genüge. "Michael hat tolle Arbeit geleistet - nicht schlecht für einen Oldtimer, oder?", grinste etwa Lewis Hamilton. "Michael wird auch morgen schnell sein, das ist keine Überraschung. Es war wirklich großartig, ihn hier so stark performen zu sehen." Hamilton wollte nicht von persönlichem Glück sprechen, war aber auch nicht unfroh, dass er dank Schumacher einen Platz nach vorn auf P3 rückt.

Der McLaren-Pilot dürfte erst einmal nicht mit Schumacher in Kontakt geraten. Anders könnte es dem Ferrari-Duo Fernando Alonso und Felipe Massa gehen, denn Schumacher startet mitten im roten Sandwich. Dem Brasilianer tat es leid, dass sein ehemaliger Teamkollege nur begrenzten Nutzen aus der Bestzeit ziehen kann. "Michael fuhr eine tolle Runde und ich gratuliere ihm", so Massa. "Es ist schade, dass er sich morgen Nachmittag in der Startaufstellung so nah in meiner Umgebung befindet." Während Massa trauerte, freute sich Alonso über den silbernen Besuch einen Platz hinter ihm.

"Ich freue mich für ihn, obwohl er wegen der Strafe nicht das Meiste daraus machen kann", so Alonso. "Es ist schon eine Weile her, deshalb ist es schön, ihn so nah zu haben. Ich werde mich allerdings darauf konzentrieren, die vier Fahrer vor mir zu überholen, anstatt über den Sechstplatzierten nachzudenken." Sollte es Massa gelingen, Schumacher zu kassieren, könnte der Mercedes-Pilot schnell Kimi Räikkönen im Rückspiegel haben. Für den Iceman kam es nicht unerwartet, dass zwei Mercedes' am Samstag unter die Top-4 fahren konnten. "Das war keine Überraschung", meinte Räikkönen. "Mercedes ist schnell, das waren sie auch schon auf anderen Kursen. Aber Michael fuhr heute wirklich gut."

Und was sagt der große Profiteur der Schumacher-Strafe? "Es ist Michaels Tag", zog Pole-Mann Mark Webber seinen Hut. Viele Lobeshymnen, die Schumacher in der WM-Wertung allerdings nicht nach vorn bringen. Doch in dieser verrückten Saison scheint einiges möglich, und vielleicht behält Schumacher ja Recht mit seiner Wochenendprognose: "Ich habe schon vor dem Qualifying gesagt, dass ich von Platz sechs losfahre und das Rennen gewinnen werde."