"Hubschrauber fliegen im Wohnzimmer." Reist die Formel 1 an die französische Riviera, um in den monegassischen Häuserschluchten ihren prestigeträchtigsten Grand Prix auszutragen, fällt dieser Satz so sicher wie das Amen im Gebet. Aufgrund der so engen und verwinkelten Strecke ist das Überholen im Fürstentum nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, weswegen die Pole Position oftmals schon die halbe Miete für den Rennsieg ist.

Die Statistik der letzten Jahre bestätigt diesen Eindruck: seit 2004 durfte nur einmal der Pole-Setter nicht als Sieger nach dem Rennen die Fürstenloge besuchen - Felipe Massa erreichte 2008 nach seiner Trainingsbestzeit im Rennen lediglich den dritten Platz.

Mark Webber, der an diesem Rennwochenende nach Michael Schumachers Zurückversetzung die Pole Position geerbt hat, trug sich vor zwei Jahren in die Siegerlisten ein und weiß daher auch um die Bedeutung seiner Qualifying-Leistung.

"Hier ist es ein Vorteil, wenn man von vorne wegfährt", erklärte der Australier nach dem Zeittraining. Sein Teamchef Christian Horner schloss sich dieser Meinung an: "Die Pole ist der beste Platz, um in Monaco zu starten."

Schumacher kennt das Gefühl der Monaco-Pole

Michael Schumacher stand bereits 1994 in Monaco auf der ersten Startposition und konnte diese auch in einen Sieg ummünzen. Dem Kerpener ist somit bewusst, wie bedeutsam diese Ausgangslage ist, auch losgelöst vom sportlichen Aspekt. "Es ist sehr prestigeträchtig, hier Pole zu fahren", meinte er.

Des einen Freud ist des anderen Leid, denn durch Schumachers Strafe rückt sein Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg in die erste Startreihe auf und wird vom zweiten Platz ins Rennen starten. "In einem Rennen, in dem das Überholen besonders schwer ist, ist das eine großartige Startposition", so Rosberg.

Felipe Massa wurde 2008 Dritter, Foto: Sutton
Felipe Massa wurde 2008 Dritter, Foto: Sutton

Romain Grosjean pilotierte seinen Lotus auf den vierten Platz und rechnet sich vor allem bei einem möglichen Chaos nach dem Start in Saint Devote Chancen auf eine Verbesserung aus. "Ich bin in der zweiten Reihe, das ist gut", meinte er. "Schauen wir, wie es in der ersten Kurve aussieht, ob ich Erster, Zweiter, Dritter oder doch Vierter geblieben bin."

Weniger zu lachen hatte Grosjeans Teamkollege Kimi Räikkönen, denn der Finne kam über den achten Startplatz nicht hinaus und äußerte sich zu seinen Chancen auch dementsprechend pessimistisch. "Auf einer normalen Strecke könnte man durch Überholen Positionen gut machen, aber in Monaco ist das schwierig", gab Räikkönen zu.

Doch nicht nur an der Spitze des Fahrerfeldes ist man sich der enormen Bedeutung der Startpositionen bewusst, auch im Mittelfeld wird um jeden Rang hart gekämpft, wie Nico Hülkenberg bestätigte. "Jeder Platz, den man in Monaco weiter vorne steht, ist wichtig und kann entscheidend sein", erklärte der Force-India-Pilot.

Der Straßenkurs birgt zahlreiche Gefahren

Der letzte Fahrer, der es von der Pole Position aus in Monaco nicht auf das Podium schaffte, war Ralf Schumacher. 2003 beendete er das Rennen für Williams auf dem vierten Platz. Trotz der eindeutigen Statistik der letzten Jahre fährt zwischen den fürstlichen Leitplanken aber auch jede Menge Risiko mit, denn der kleinste Fehler reicht dazu aus, um den Boliden zu verlieren und auszuscheiden.

Zudem sind auch Pole-Setter nicht vor technischen Gebrechen gefeit, wie Juan Pablo Montoya 2002 schmerzlich erfahren musste - der Kolumbianer schied mit einem Motorschaden aus. Ein Jahr zuvor hatte David Coulthard die Pole Position erreicht, konnte diese aufgrund von Problemen in der Einführungsrunde aber nicht einnehmen.

Darüber hinaus darf nicht das unberechenbare Wetter an der Küste außer Acht gelassen werden, denn bereits ein kleiner Regenschauer kann ausreichen, um das Fahrerfeld gehörig durch zu wirbeln, und auch ein Safety-Car-Einsatz kann für viel Durcheinander sorgen.