"Es ist schön zu sehen, wie schnell und beeindruckend die Innovation im Motorsport von statten geht", freute sich Reifenentwicklungschef Maurizio Boiocchi im Rahmen der Pirelli-Präsentation in Abu Dhabi. Die Rückkehr in die Formel 1 sei in vielerlei Hinsicht sehr aufschlussreich gewesen. "Wie es vor zwanzig Jahren war, kann man mit heute nicht mehr vergleichen - das haben wir gelernt. Vor allem weil man damals die normalen Design- und Konstruktionsaktivitäten noch auf der Strecke testen konnte und das meiste Feedback dann direkt von dort und vom Fahrer kam", erklärte der Italiener.

"Heute ist alles eingeschränkt. Das Auto, aber auch die Rundenanzahl, die einem zur Verfügung steht." Da einem in der Königsklasse aber auch die besten Ingenieure der Welt zur Verfügung stehen würden, bewege man sich immer noch am Limit. "Was auffallend oft passiert: Die schnellste Runde im Qualifying ist nicht unbedingt die eines der Top-5-Fahrer, sondern es ist die Runde dessen, der zusammen mit seinem Ingenieur am besten das Potenzial des Autos und des Reifens nützt", meinte Boiocchi. In den Telemetrieaufzeichnungen könne man sehen, wo potenziell noch Zeit auf der Strecke liegt.

In Zukunft noch besser

Laut Entwicklungschef Maurizio Boiocchi wird Pirelli der Erfahrungszugewinn in Zukunft noch sehr helfen, Foto: Pirelli
Laut Entwicklungschef Maurizio Boiocchi wird Pirelli der Erfahrungszugewinn in Zukunft noch sehr helfen, Foto: Pirelli

"Manchmal ist der Fahrer schneller, aber der Ingenieur kommt nicht hinterher - oder eben andersrum: Dann ist das Simulationsmodell in einem gewissen Fenster nicht gut genug, um alle Charakteristika der Reifen, des Motors und der Strecke voll zu identifizieren", so der Pirelli-Techniker, der schlussfolgerte: "Das zeigt einmal mehr die Wichtigkeit der Korrelation zwischen den Simulationen und der tatsächlichen Information, die wir aus einem F1-Auto ziehen können. Genau das versetzt dem Modellverlauf dann nämlich diesen Boost in Sachen Performance - wenn wir auf die Strecke gehen können und sie optimieren."

Daher sei auch die fehlende Streckenzeit eines der Hauptprobleme beim Comeback vor einem Jahr gewesen. Man habe zwar sehr wohl hervorragende Simulationen durchführen können, der wirkliche Fortschritt sei aber erst im Laufe des Jahres mit den reellen Streckendaten, die direkt von den allen Teams kamen, eingetreten. Wichtig sei es folglich auch, die Informationen in der richtigen Art und Weise zusammenzutragen, da es sich bei 24 Autos im Feld um eine unglaubliche Datenmenge handele.

Insgesamt verglich Boiocchi die Situation daher mit der Luftfahrt. "Dort werden die Flugzeuge ja auch nicht gebaut und dann wird getestet, ob sie fliegen oder ob sie herunterfallen. Es wird sichergestellt, dass sie in jedem Fall fliegen und danach wird kontinuierlich die Performance verbessert", so der Pirelli-Mann. In Bezug auf den optimierten Aufbau der Reifen sei daher vor allem eines klar: "Wir werden in den nächsten Jahren noch viel, viel mehr dazulernen, denn genau dieser Erfahrungszugewinn ist unser wichtiges Entwicklungswerkzeug."