Wie war es, wieder in einem Formel-1-Auto zu fahren?
Esteban Gutierrez: Es war eine sehr interessante Erfahrung, besonders mit DRS und KERS. Beides ist neu für mich. Ich bin das Auto 2009 und 2010 gefahren, da gab es das nicht. Ich bin heute so viele Runden wie noch nie in einem F1-Auto gefahren.

Du siehst aber nicht geschafft aus...
Esteban Gutierrez: [lacht] Du musst auch für die GP2 sehr fit sein, das hat mir sehr geholfen. Ich habe mich auch besonders auf den Test vorbereitet, schließlich habe ich auch eine gewisse Verantwortung als Fahrer zu tragen. Ich musste als Ersatzfahrer auch für den Fall der Fälle bereit sein. Der größte Unterschied war die Arbeit mit dem Team. In einem Formel-1-Team musst du mit viel mehr Leuten reden und dabei sehr präzise sein – das ist etwas Besonderes.

Hast du dir vorher das Lenkrad genau angeschaut?
Esteban Gutierrez: Nein, ich konnte nicht im Simulator arbeiten. Ich habe mir viele Daten angeschaut, das hat mir sehr geholfen.

Wie viel hat dir die GP2-Erfahrung auf dieser Strecke geholfen?
Esteban Gutierrez: Klar ist es ein Vorteil, die Strecke zu kennen, bevor man in der Formel 1 darauf fährt – dann kann man sich die Zeit am Testtag viel besser einteilen. Es gibt allerdings einen Unterschied beim Fahrstil zwischen GP2 und Formel 1. Der größte Unterschied sind die Kurvengeschwindigkeiten. Dadurch verändert sich der Fahrstil etwas, vor allem in den schnellen Kurven.

Du konntest dich voll auf dein Programm konzentrieren und musstest dich nicht erst an die Formel 1 und das Team gewöhnen – war das der größte Unterschied zu den anderen Fahrern hier?
Esteban Gutierrez: Ja, wir haben unser Programm durchgezogen und ich musste mich schnell an KERS und DRS gewöhnen. Noch es ist nicht perfekt, mit mehr Testtagen würde ich noch mehr ans Limit kommen, aber das hängt auch von den verschiedenen Strecken ab.

Gutierrez ist mit seinem Testtag zufrieden, Foto: Sutton
Gutierrez ist mit seinem Testtag zufrieden, Foto: Sutton

Wie groß sind die Unterschiede zwischen den 2011er und 2012er Reifen?
Esteban Gutierrez: Der Unterschied ist schwer festzumachen. Das müssen wir noch genauer analysieren, aber generell gibt es einen Unterschied beim Grip-Level. Es lässt sich aber noch schwer sagen, wie die Reifen sich in einem Rennen verhalten würden. Ich bin erst 12-15 Runden Runs gefahren, das ist nicht genug, um den Reifenabbau genau einschätzen zu können.

Bist du persönlich mit deiner Leistung zufrieden?
Esteban Gutierrez: Ja, das bin ich. Ich hatte ein gutes und konstantes Gefühl im Auto – das war das Wichtigste für mich bei diesem Test.

Wie nah bist du schon am Limit dran?
Esteban Gutierrez: Das lässt sich schwer sagen, aber mit der Zeit werde ich mich weiter steigern. Wir müssen es realistisch sehen. Ich bin erst das vierte Mal ein F1-Auto gefahren und hatte lange Pausen dazwischen. Wenn ich zukünftig etwas öfter fahren kann, wird es sicher Verbesserungen geben. Dann komme ich auch dem Limit in jeder Hinsicht näher.

Hat dein Selbstvertrauen unter der GP2-Saison gelitten?
Esteban Gutierrez: In der GP2 gibt es so viele verschiedene Variablen, es war keine konstante Saison, aber meine Leistung wurde mit jedem Mal besser. Die Ergebnisse lassen sich nicht mit meinem Gefühl vergleichen. Das kommt mit der Zeit. Die Tatsache, dass ich in den letzten beiden Jahren mit dem Team in der Formel 1 arbeiten konnte, hat mir viel gebracht – ich weiß, wie ich Feedback geben muss, um verstanden zu werden. Das ist sehr wichtig, wenn man sich auf Größeres vorbereitet.

Wirst du morgen auch noch mal die superweichen Reifen fahren?
Esteban Gutierrez: Ehrlich gesagt, bin ich nicht hier, um die Bestzeit zu fahren. Ich will Erfahrung sammeln und so viel wie möglich aus der Gelegenheit herausholen. Für die Fortschritte in unserem Testprogramm ist es wichtig, konstante Rundenzeiten zu fahren und das Auto nicht kaputt zu machen. Bei Tests muss man intelligent und clever sein, um einen guten Vergleich zwischen den Testprogrammen zu haben. Dadurch erzielt man vielleicht nicht die beste Rundenzeit, aber es ist wichtiger, eine konstante Performance zu zeigen und gutes Feedback zu geben. Wer zu nah ans Limit geht, macht garantiert Fehler.